Manchmal habe ich so ein Gefühl von Sehnsucht nach einer romantischen Liebe… nach diesem ganzen Herzklopfen, Kribbeln im Bauch und aufgeregt sein. Dann wünsche ich mir sogar, dass ich am Wochenende nicht allein aufstehen muss, dass jemand da ist, der mir Frühstück macht und es nach Kaffee und frischen Brötchen duftet, wenn ich verschlafen ins Wohnzimmer tappe.
Ich hatte solche „Frühstücksmomente“ im letzten Jahr einige Male. Ich erinnere mich noch gut, als der Wolf spontan zu einem meiner Konzerte kam, weil er wusste, wie sehr ich mir ein bekanntes Gesicht im Publikum gewünscht hatte. Es war überhaupt das zweite Mal, dass wir uns sahen. Ich freute mich wie ein kleines Kind und war super aufgeregt. Dieser Abend wurde für uns beide zu einer Ansammlung toller Momente, die wir uns auf ewig in Erinnerung behalten.
Ein anderes, zwar nicht ganz so spektakuläres, aber dennoch romantisches Date war das zweite Treffen mit C. Er hatte sturmfrei, wir waren bei ihm, es gab Rotwein und wir nahmen ein ausgiebiges Schaumbad. Danach schlüpften wir gemeinsam unter die Bettdecke, sahen einen Film, lehrten den Wein und verloren uns später leidenschaftlich in den Kissen. Ich schlief neben ihm ein und es fühlte sich an, als wäre es das normalste der Welt. Dabei war es doch nur eine Momentaufnahme, ein kurzes Entfliehen und das Bett im dem ich lag, sein Ehebett.
Einer meiner Lieblingsmomente aus dem letzten Jahr, war mein Geburtstag, den ich beim Picknick am FKK mit T verbrachte. Auch hier fühlte ich mich leicht und unbeschwert, besonders und wertgeschätzt.
Und ja, auch der Koch, schenkte mir im Sommer einige wunderbare, romantische Erinnerungen.
Die Frage, die sich mir aufdrängt ist allerdings die: Brauche ich vielleicht einfach nur Aufmerksamkeit? Ein bisschen Ablenkung vom Alleinsein, von Monotonie und Langeweile? Und verliebe ich mich dann in diese Momente, viel mehr als in den Menschen?
Diese Sehnsucht nach dieser romantischen Liebe existiert (vielleicht gar nicht?!). Aber es ist eher der Wunsch danach, dass sich jemand um mich kümmert, der kurze Gedanke, dass ich eben nun mal nicht immer nur allein sein will. Jeder Mensch braucht mal diese „Frühstücksmomente“. Aber warum werden sie im Laufe der Beziehungen seltener? Nimmt die Wertschätzung ab, oder verändern sich die Umstände einfach nur? Lassen diese tollen Momente unsere Erwartungen unrealistisch hoch werden?
Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich langsam kennt und den anderen nicht mehr unbedingt „beeindrucken“ muss. Und bei diesen „lockeren“ Beziehungen muss man das ja sowieso nicht.
Oder liegt es doch an mir? Habe ich mich „unattraktiv“ gemacht? Immerhin hat das ganze Hin und Her mit dem Koch ganz schön an meinen anderen Beziehungen gerüttelt. Und auch die Geschichte mit meinem (Ex-) Mann ist sicher nicht das aller attraktivste Thema. Am Anfang war es für alle spannend, es wurden viele Fragen gestellt. Doch in romantischen Beziehungen (also solchen, die ausschließlich der gegenseitigen Bespaßung dienen) sind Ex-Stories und emotionale Sorgen doch eher der Kategorie „Liebestöter“ zuzuordnen.
Trotz dieser Sehnsuchtsmomente bin ich an den meisten Tagen doch ganz froh, allein zu sein. Ich denke, Liebe ist eine Momentaufnahme. Sie ist unglaublich abhängig von Stimmungen. Ich bin ein emotionaler Mensch, vielleicht sogar ein bisschen mehr als die meisten anderen. Ich kann mich unglaublich gut in Momentaufnahmen verlieren. Dazu muss es nur eine romantische Szene in einer der Netflix-Serien geben, die ich mir gerade ansehe und schon kann aus der taffen Single-Frau eine hoffnungslos verliebte Romantikerin werden. Was mich zu der Frage bringt, ob wir vielleicht im Leben immer nur in eine Rolle schlüpfen, gerade dann, wenn es um die Liebe geht. Ist Liebe vielleicht sogar zu einer Art Lifestyle geworden? Wird aus dem emotionalen Kräftemessen immer mehr das abarbeiten einer Checkliste? Haben wir mittlerweile unbewusst bestimmte Kriterien, die die Liebe erfüllen muss, um zu bestehen? Vermutlich sind wir deshalb so enttäuscht, wenn eine Beziehung scheitert. Weil Trennung bedeutet, dass wir unseren Job nicht gut genug gemacht haben. Das Ende bedeutet, dass wir dem Partner nicht gereicht haben und er sich lieber jemanden sucht, der die Kriterien zu 100% erfüllt. Wieso sollte man sich auch mit weniger zufrieden geben?
Dabei ist das Spielen nach diesem Punktesystem vollkommen unnötig und vor allem unglaublich anstrengend. Ich habe darauf keine Lust mehr. Ich will nur noch mir selbst genug sein. Ich muss niemandem imponieren, um besonders gemocht oder gar geliebt zu werden. Und wenn sich doch mal jemand in mich verlieben sollte, oder vielleicht sogar genau DESWEGEN, umso besser. Andererseits bedeutet keine Liebe eben auch kein zerstörtes Selbstbewusstsein.
Macht mich diese Erkenntnis noch abgestumpfter? Sorgt sie dafür, dass ich Liebe für mich gar nicht mehr in Betracht ziehe? Andersherum betrachtet könnte dieser Gedanke auch der Schlüssel zur vollkommenen Authentizität sein. Die Kunst bestünde dann darin, diese auch immer beizubehalten und eben nicht immer wieder in irgendwelche Rollen zu schlüpfen.
Natürlich könnte mich all das aber auch extrem leichtsinnig machen. Wenn ich nicht an die Liebe glaube, dann kann ich auch keine Angst vor ihr haben. Immerhin weiß ich, dass sie mich nicht umbringt und man jeden Schmerz irgendwie überwinden kann. Oder ist es doch nur Bequemlichkeit? Offene Beziehungen bzw. Polyamorie bedeuten in dem Sinne kein Risiko oder wenn dann nur ein geringes. Ich muss meinen „Partner“ nämlich gar nicht unbedingt lieben und ich muss auch keine Verbindlichkeiten eingehen und keine Verantwortung übernehmen. Und wenn ich merke, es läuft nicht mehr, dann kann ich mir den neuen Kick woanders holen. OK cupid an und los. Umgekehrt genauso, es gibt ja tausende Möglichkeiten.
Halt, stop! So bin ich nicht. DAS bin ich nicht.
Eben nannte ich mich noch den emotionalsten Menschen auf der Welt und dann tippen meine Finger SOWAS!!!
Manchmal…ganz ganz selten, wünsche ich mir, so zu sein. Denn dann müsste ich mir nicht jeden Tag so viele Gedanken machen. Dann müsste ich das Thema nicht ständig neu für mich durchdenken.
Da ich aber nun mal diese gehörige Portion Emotionalität abbekommen habe, neige ich sogar dazu, mich doch recht schnell zu verknallen und eine emotionale Bindung zu Menschen herzustellen.
Was nun aber Liebe wirklich ist und wie sie sich anfühlt, darüber erlaube ich mir nicht zu urteilen. Liebe ist individuell. Jeder sollte Liebe für dich selbst definieren. Ich habe meine persönliche Definition noch lange nicht gefunden.
Ich habe die Zeit der vielen Dates als haltlos empfunden. Ich fand das toll und aufregend und cool aber auch tierisch leer, irgendwie. Ich habe mich genau dasselbe gefragt, wie du im Text. Mir ist das zu anstrengend geworden, dieses Suchen nach dem Kick. Wenn man sich mal richtig verliebt dann möchte man erstmal anhalten. Nicht für immer um Gottes Willen, aber für Momente und tiefer gehen mit einer Person. Mh.. ist meine Erfahrung. Passt bestimmt nicht für alle.
Liebe Grüße
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