Irgendwie hatte ich in der letzten Woche wenig Bedürfnis in die Tasten zu hauen. Mal abgesehen von einer Art Abschiedsbrief an meinen Ex-Mann. Dieser ist aber zur Zeit nur ein völlig unsortierter Wust an gesammelten Emotionen und bedarf noch etwas Bedenkzeit. Irgendwie habe ich beim Schreiben den Fokus verloren.
Nachdem ich mich dann nach dem Gerichtstermin und meinem kleinen Zusammenbruch letzte Woche wieder etwas gefangen hatte, ging es mir tatsächlich zunehmend besser. Das Mitgefühl und die lieben Worte meiner Freunde und Familie, haben auch sehr positiv dazu beigetragen. Ich habe noch viel nachgedacht, in Erinnerungen geschwelgt. Aber ich habe die Gedanken einfach kommen und gehen lassen. Ich habe geweint, wenn mir nach Weinen war und gelacht, wenn mir nach Lachen war, manchmal auch umgekehrt. Die Erleichterung füllte mich von Tag zu Tag mehr aus. Und teilweise wurden aus den wütenden und traurigen Gedanken auch fröhliche, manchmal auch sehnsuchtsvolle. Es erfüllt mich noch immer mit Stolz, dass ich an dem Tag so authentisch sein konnte, zumindest weitaus mehr als er. Ich hätte es mir für ihn irgendwie auch gewünscht. Aber warum auch immer konnte er nicht aus seiner Haut. Dann ist es eben so. Ich habe mich davon zum Glück nicht beeinflussen oder runterziehen lassen. Und das ist, was ich mir immer wieder vor Augen halte. Dass ich stark bin, dass ich im ganzen letzten Jahr, wenn auch mit kleinen Rückschlagen, an mir und meiner Persönlichkeit gearbeitet und mich weiterentwickelt habe. Zwar ist es immer noch so, dass ich durch mein äußerliches Erscheinungsbild mehr Stärke und Selbstbewusstsein transportiere, als ich in mir trage. Aber der Weg ist der richtige. Ich merke es tagtäglich. Ich kann in den Spiegel sehen und sagen „Hey, tolle Frau!“. Und das ist ein meilenweiter Fortschritt.
Dennoch ist mein Zustand fragil. Im Laufe der Woche kam der Beschluss vom Gericht noch einmal schriftlich und ich war mal wieder überrascht, wie es mich berührte all das, was zum Termin gesagt wurde, noch einmal schwarz auf weiß zu lesen. Komisches Gefühl. Ich war schon fast ein bisschen sauer. Wie oft wollen die mir das noch unter die Nase reiben?! Bürokratie eben…hätten sie mich mal zur Hochzeit so oft gefragt, ob ich wirklich will. Naja…einen letzten Brief wird es noch geben. Dann ist hoffentlich Ruhe und ich werde mit diesem ganzen Papierkram ein riesiges Feuer anzünden und drum herum tanzen.
Ich habe mir deswegen (weil ich merke, dass alles zeitweise noch recht fragil ist) bewusst Zeit für mich genommen. Außerdem habe ich meine Energie weiterhin in den Sport gesteckt. Und ich bin der Meinung, dass man das auch sehen kann. Und wenn nicht, dann reicht es wenigstens für mein gutes Gefühl. So langsam erwacht auch meine Libido wieder. Ich mache wieder Pläne und ich habe Lust, wieder auf Dates zu gehen, was ich diese Woche auch machen werde.
Am letzten Wochenende habe ich auf einer Grillparty eine Menge netter und interessanter Menschen aus der Kinky-Szene kennen gelernt. Ich denke, ein paar intensivere Kontakte zu Gleichgesinnten können nicht schaden. Und ich muss auch sagen… abgesehen von meiner charmanten Begleitung…waren da auch ein paar recht leckere Typen dabei. Ich werde langsam wieder munter und mein Jagdinstinkt erwacht. Ich bin gespannt, was sich dataus so ergibt.
Manchmal sehne ich mich ein bisschen nach meiner ganz wilden Anfangszeit vor einem Jahr. Da war ich fast täglich auf Dates oder hatte Besuch. Aber ganz so wild muss es auch nicht wieder werden. Das Schöne ist, ich weiß, auch wenn ich mir mal ruhigere Abende gönne, bin ich nicht allein und ich bin von so vielen Mensche umgeben, die mich wertschätzen und von denen ich glücklich bin, sie in meinem Orbit zu haben.
Die Abenteuer laufen nicht weg. Der Sommer beginnt auch gerade erst.
Zuweilen spüre ich da auch noch eine andere Sehnsucht. Sehnsucht nach Geborgenheit, Beständigkeit, Sicherheit. Vielleicht fängt die eisige Hülle langsam wirklich an zu schmelzen…
Zudem beginnt jetzt auch meine Therapie so richtig und ich merke, dass es anstrengend wird, weil ich über vieles noch einmal nachdenken, vielleicht auch hinterfragen und ganz sicher noch einiges ändern muss – damit meine ich die unschönen Angewohnheiten, die ich mir im letzten Jahr so angeeignet habe.
Langweilig wird es also sicher nicht.
Die Festival-Saison beginnt auch in kürze. Viele tolle Erlebniss stehen bevor. Tolle Erlebnisse bedeuten neue, schöne Erinnerungen. Dies wiederum bedeutet, dass die alten Erinnerungen den neuen Platz machen müssen. Sie müssen ein Stückchen zurück treten, werden kleiner, blasser… Super Aussichten!
Ein Gedanke zu “Das Leben und so…”