Wir neigen ja dazu, je nach Laune auch unseren Alkoholkonsum zu gestalten. Für eine tolle Tat, einen guten Tag oder einfach nur, weil Sommer ist, kann man sich schon mal ein Gläschen gönnen. Aber auch andersherum, wenn man traurig ist, wenn man wütend ist, genervt, oder der Tag eben einfach doof war, kann das Anlass zum alkoholischen „Genuss“ sein.
Ich hatte zum Glück im trockenen Januar nur sehr wenige Momente, wo ich mir dachte, jetzt muss ich aber mal was trinken aus dem einen oder dem anderen Anlass. Uns selbst da war es kein Muss, sondern eher ein „in der Situation hätte ich jetzt auf jeden Fall ein Glas getrunken, oder zwei, drei…“
Seit ich mich erinnere, gab es diesen Monat einen oder zwei Abende, wo mir ein paar Dinge von der Arbeit quer lagen und mir echte Sorgen bereitet haben. Dann war ausgerechnet an dem Samstag auch noch eine Party, auf der ich dann nüchtern und deprimiert nicht wirklich in Stimmung kam. Das war so ein Moment, wo ich gern was getrunken hätte und den Gedanken auch in Erwägung gezogen habe.
Ich bin natürlich standhaft geblieben. Wenn ich eine Sache kann, dann konsequent sein, wenn es erforderlich ist. Es ist ja auch eine kleine, nein eine große Challenge für mich selbst. Ich denke, ich wäre am Ende am meisten von mir selbst enttäuscht, würde ich es nicht durchziehen. Ich habe auch, soweit ich weiß, keinerlei körperliche Entzugserscheinungen gehabt, wenn ich das richtig deute und wenn dann nur sehr leichte. Und auch in meinem Mindset ruft jetzt nicht ständig jemand nach einem Glas Wein. Das klappt schon gut. Und auf dem Heimweg von der Party dachte ich mir dann, dass ich mich an dem Abend nicht nur gepflegt betrunken, sondern mir aufgrund meiner Stimmung ordentlich die Kante gegeben hätte. Und das alles nur, um zu vergessen, dass ich gerade Sorgen und Probleme habe und kurz dem Alltag zu entfliehen. Und der nächste Gedanke wiederum sagte mir, dass der Morgen danach und das Erwachen einfach noch 1000 Mal schlimmer gewesen wären. Ja, ich habe mir auf dem Heimweg auch wieder all die Sorgen gemacht, die mir Bauchschmerzen bereiten. Ja, ich bin damit ins Bett gegangen. Ich war aber auch auf natürliche Weise so erschöpft, dass ich gut und lange schlief und dann mit einem klaren Kopf gegen Mittag wach wurde und zumindest einen kleinen Teil meiner Probleme bearbeiten konnte. Und damit meine ich, richtig bearbeiten. Ich war bei klarem Verstand und konnte mit dem Aufräumen weiter machen, anstatt, wie sonst, einen weiteren Tag im Selbstmitleid zu versinken.
Solche Situationen gab es nun einige und wenn ich recht darüber nachdenke, dann gefällt mir das so rum echt besser. Meine Gedanken gingen auch immer mal wieder da hin, dass ich mich fragte, ob ich das Trinken überhaupt wieder anfangen sollte. So wichtig ist mir diese mentale Klarheit geworden. Der emotionale Kater ist eben am Ende doch der schlimmste. Und dass ich den Ende 2021 so richtig heftig hatte, macht mir sie Entscheidung dann sicherlich nochmal um einiges leichter.
Natürlich gibt es auch Nächte, in denen ich wach liege und mir denke, mit einem Glas Wein würdest du jetzt selig schlafen. Aber ist es das wert? Der Körper kommt mit einer schlaflosen Nacht besser klar, als mit einer alkoholisierten. Wer hätte gedacht, dass ich mal so denken würde. Aber sicherlich habe ich einmal zu oft meinen Kummer mit Alkohol ertränkt und sicherlich habe ich ganz offiziell eigentlich schon genug konsumiert für den Rest meines Lebens. Leben ist ein gutes Stichwort. Ich habe diese Woche mit einem Kunden telefoniert. Und obwohl wir uns nicht so gut kennen, sagte er sowas wie, er könnte gar nicht mehr so viel trinken, wie er bräuchte, um seinen Ärger zu ersticken, dann wär er am Ende eher tot. Das mag makaber und völlig überzogen klingen. Aber meine eigene Erfahrung sagt mir, dass er recht hatte und genau das früher oder später auch auf mich zutreffen würde, wenn ich wieder so anfangen würde, wie ich 2021 aufgehört habe….
Deine Gedanken sind richtig, toll dass Du den Zusammenhang erkannt hast. Ich weiss aus Erfahrung: Wer Alkohol als „Medikament“ einnimmt wird über kurz oder lang abhängig werden. Nicht unbedingt physisch, aber psychisch. Ich habe gelernt, auch ohne Alk bei einer Party in Stimmung zu kommen. Das wirst auch Du schaffen. Ätzend wird es erst, wenn die Menschen um mich herum alle so betrunken sind dass keine sinnvollen Gespräche mehr möglich sind. Dann mache ich micht halt auf den Heimweg und freue mich meines Lebens.
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Genauso ist es und dafür sollte der dry January ja auch da sein. Ich bin richtig happy, zu dieser Erkenntnis gelangt zu sein. Nun gilt nur noch, das auch beizubehalten und weiter zu lernen.
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Achja und es ist schön, zu merken, dass ich damit nicht allein bin.
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