Ich liebe das Meer, ihr wisst das. Und als sich mir am Wochenende spontan die Möglichkeit bot, an die Ostsee zu fahren, gab es nur wenige Gründe, die mich kurz zögern ließen.
Es gibt einen neuen Menschen in meinem Leben. Und er gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, so wie ich es lange nicht gespürt habe. Aber Stopp, warte mal. Bin ich das nicht selbst? Ja, ich glaube, das kommt aus mir.
Während ich das hier tippe, werde ich von innen heraus überwältigt von meinen Gefühlen. Da ist so viel in mir. Da ist so vieles, was plötzlich Sinn ergibt.
Ich hatte so viel Angst in der letzten Zeit und habe so viele Sprünge über meinen eigenen Schatten gemacht, über die Schatten der Vergangenheit. Da waren 1000 kleine Mutausbrüche. Und da merke ich plötzlich, das bin ich! Er bringt das in mir hervor ja, weil er geduldig, entspannt und empathisch ist. Und naja, weil ich eben Glück hatte, mal jemanden zu treffen, der ganz gut zu mir passt. Aber die Schritte mache ich. Weil ICH das so möchte. Und weil ICH das kann. Und jedes Mal staune ich wieder.
Und weil mich all die kleinen Steps und Sprünge so mutig gemacht haben, zögerte ich nur kurz, als er mich fragte, ob ich mit ihm an die Ostsee fahren wollte, um dort seine Mutter zu besuchen. What? Ja, ihr habt richtig gelesen. Und die Vergangenheits-Elli wäre vor Panik vom nächsten Hochhaus gesprungen. Die Gegenwarts-Elli hat sich gesagt: Ok, was kann im schlimmsten Fall passieren? Zudem vertraue ich ihm so weit, dass ich weiß, wenn er es für eine gute Idee hält, wird es schon so sein. Und ja, aufgeregt war ich nicht zu wenig. Aber im Endeffekt, gab es dazu wirklich keinen Grund. Ich fühlte mich so willkommen und gewollt. Zudem war viel Gelegenheit, dass wir beide uns weiter kennenlernen konnten. Rückblickend fällt mir absolut kein Moment ein, indem ich mich extrem unwohl gefühlt hätte. Ich war selbst ein wenig erstaunt, wie entspannt ich an dem gesamten Wochenende war.
Ich glaube, seine entspannte Art und seine Fähigkeit und sein Wille, sich zu binden, macht alles nochmal unkomplizierter. Zudem hat er keine Scheu, auszusprechen, was er empfindet. Als wir am Freitagabend zusammen im Bett lagen, gestand er mir, dass er sich in mich verliebt habe. Mein Herz machte einen Satz. Ich war überrascht und zugleich freute ich mich. Ein Teil in mir fragte: Hä? Was? In mich? Ein bisschen wollte ich laufen und ein bisschen verlegen war ich auch. Vielleicht bin ich es auch nicht mehr gewohnt, weil ganz oft um diese Art von Gefühlen so ein merkwürdiger Tanz veranstaltet wird. Und tatsächlich fiel es mir schwer, darauf zu reagieren, weshalb ich dann irgendwas von Schmetterlingen erzählte.
Ja, ich bin in sowas nicht so „gut“. Aber hauptsächlich deswegen, weil ich mit „großen“ Gefühlen und dem Gedanken, dass mit dieser oder jener neuen Beziehung jetzt „alles anders“ wird, oft auf die Schnauze geflogen bin. Tatsächlich fühlt es sich jetzt anders an. Und das verwirrt mich zusätzlich. Ich spüre diese starke Anziehung, sexuell, geistig und mental, das Vertrauen, das Gefühl von Sicherheit, was stetig wächst. Dinge, die für mich, lange problematisch waren, sind plötzlich irgendwie easy und okay. Ich bin für meine Verhältnisse extrem gelassen. Und das wichtigste ist: Ich bin bei mir. Ich merke, wie wir in vielen Dingen gleich ticken, uns aber in anderen Dingen auch einfach so sein lassen, wie wir eben sind. Ich spüre einen extrem respektvollen Umgang und ich fühle mich sehr gesehen.
In der Vergangenheit neigte ich oft dazu, mich in Beziehungen direkt zu verlieren, alles war nur noch rosarot und toll und ich vergaß, dass ich auch noch anderen Aufgaben zu erledigen hatte. Diesmal habe ich erstmals alles im Blick. Es geht mir gut und es geht mir aber auch mal schlecht. Weil Schmetterlinge eben nun mal nichts mit Heilung zu tun haben. Ich fühle das volle Spektrum meiner Gefühle. Ich nutze die Beziehung nicht, um einen Teil zu überschatten. Und vielleicht habe ich deshalb manchmal Zweifel, oder frage ich, ob ich auch verliebt bin, weil es so viel unaufgeregter und so viel ruhiger ist, als ich es sonst von mir kenne. Aber ganz ehrlich. Ich glaube, das ist total gut.
So fuhren wir also ans Meer und verbrachten ein unglaublich schönes, „langweiliges“, entspanntes Wochenende bei gutem Essen, langen Spaziergängen, Spielen, kuscheln, viel Liebe und tollen Gesprächen.
Ich genieße es so sehr, dass ich mich fallen lassen kann. Meine Angst vorm Schlafen ist ganz klein geworden. Ich kann viel intuitiver essen und es genießen. Ich kann mich selbst viel mehr annehmen und lieben und ich fühle mich geliebt und kann das annehmen. Und ich hab gemerkt, wie schön kuscheln sein kann und dass ich dabei nicht zerbreche.
Und wie schon erwähnt, glaube ich nicht, dass das allein sein Verdienst ist. Ich glaube, all das war lange da. Ich habe es gut versteckt, vor anderen und vor mir selbst, weil ich ängstlich war, weil ich nicht schwach und verletzlich sein wollte. Ja, einfach um mich zu schützen. Und irgendwann habe ich vergessen, dass es da war. Und ich bin mir wohl bewusst, dass Nüchternheit nicht alles gut macht, aber ich merke jetzt gerade sehr deutlich, welche Lebensqualität mir diese Entscheidung gibt. Denn ich bin mir sehr sicher, dass ich all das nur Dank meiner Nüchternheit jetzt endlich erleben kann und darf.
Die Nüchternheit macht mich nicht gelassen und klar, sondern auch besonnen. Das merke ich nicht nur bei ihm. Ich suche mir meine Menschen seitdem viel bewusster aus, und verzichte auf Kontakte, die mir weniger guttun.
Ich denke, ich muss nicht über die Faktoren sprechen, die Sucht und Suchtdruck sonst noch mit sich bringen. Ich war in der Vergangenheit ja sehr fixiert auf meine Droge, was manches Alltägliche, vor allem Dinge in Beziehungen für mich erschwerte. Bewusst oder unbewusst musste ich meine Sucht ja ständig verstecken. Und da sind wir bei den einfachen Antworten auf die Fragen, warum bspw. schlafen und essen so viel selbstverständlicher für mich geworden sind.
Also unterm Strich bleibt zu sagen, dass hier gerade ziemlich viel richtig gut läuft. Wie lange das anhalten wird… das steht in den Sternen. Aber egal wie und wie lange, ich werde all diese positiven und angenehmen Erfahrungen, die ich in der Beziehung jetzt mache, verinnerlichen und mitnehmen.
„So fuhren wir also ans Meer und verbrachten ein unglaublich schönes, „langweiliges“, entspanntes Wochenende bei gutem Essen, langen Spaziergängen, Spielen, kuscheln, viel Liebe und tollen Gesprächen.“
Genau das genieße/n ich/wir auch.👍
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Großartig, Elli! Liest sich gut!
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♥️
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