Achtsamkeit

Ich habe mir selbst eine Achtsamkeitswoche verordnet. Wieso das? Ich glaube, ich bin schon relativ achtsam, aber es gibt so Bereiche, da habe ich das Gefühl, ich verschenke gerade sehr viel Qualitytime in meinem Leben und ein bisschen mehr Achtsamkeit könnte mir helfen, diese zurückzugewinnen. Und natürlich geht es nicht darum, bestimmte Dinge nur eine Woche lang anders zu machen, sondern eine Woche lang besonders darauf zu achten und damit (hoffentlich) schon Veränderungen in Gewohnheiten zu bewirken. Ich denke wirklich, es geht hier lediglich um Gewohnheiten. Um das Ganze für mich selbst auch so ein bisschen zu dokumentieren, habe ich mir ein Achtsamkeitstagebuch gekauft. Das Tagebuch reicht für 180 Tage. Am Anfang notiert man sich Ziele und Wünsche in sämtlichen Lebensbereichen. Dinge, in denen man besser werden möchte. Bei mir hat dieser Bereich viel mit Heilung zu tun, aber auch damit, im Umgang mit anderen Menschen noch besser zu werden, für meine Träume einzustehen, mir meine Reisewünsche zu erfüllen usw. Dann gibt es einen Kalender für die 180 Tage (also sechs Monate), den man selbst gestalten kann. Ich trage hier nur die schönen Dinge, wie Reisen und Orchestertermine ein. Dann startet das eigentliche Tagebuch. Am Anfang jeder 30-Tage Periode gibt es nochmal eine Doppelseite für kurzfristige Ziele und einen Gewohnheitstracker, den finde ich besonders gut. Bei mir steht da sowas wie, jeden Tag Obst essen, eine gesunde Mahlzeit, Morgens 1/2 Stunde ohne Handy, abends nach 21.00 Uhr kein Handy, lesen… und noch ein paar Mehr Dinge. Dahinter sind Kästchen zum Abhaken. Und dabei geht es nicht um 30 Häkchen für jeden Tag des Monats, sondern eher darum, die Dinge so oft wie möglich abhaken zu können und auch für sich selbst zu sehen, wo man „noch besser“ werden kann. Mich motiviert das total. Und so kann man Gewohnheiten verändern.
Dann gibt es eine Seite für jeden Tag, wo Platz ist für aktuelle Gedanken und to dos am Tag. Zudem kann man sich die schönsten Erlebnisse notieren, aber auch die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind. Am Ende der 30 Tage Periode gibt es Platz für ein Fazit.

Meine Achtsamkeitswoche ist nun bald rum und natürlich lief bisher nicht alles perfekt. Ich arbeite aber bspw. an einer neuen Morgenroutine. Ich lasse das Handy wirklich weg, meditiere dann 5 – 10m Minuten, dann schreibe ich meine Morgengedanken und meine to dos und dann mache ich eine kurze Yogaeinheit. Erst danach hole ich mir Kaffee und gönne mir Handyzeit. Und die ersten Tage fiel es mir noch echt schwer, nicht zuerst zum Handy zu greifen, aber ich merke, es wird jeden Tag leichter.

Ich versuche auch immer öfter beim Essen nicht auf irgendeinen Bildschirm zu starren. Das gibt mir Fokus und ich kann das Essen viel besser genießen.
Ansonsten versuche ich echt immer mal innezuhalten und viel mehr die Momente zu genießen. Ich neige extrem dazu, mich in Gedanken und Plänen zu verlieren und vollkommen aus dem Hier und Jetzt zu dissoziieren. Ich hänge so oft in der Vergangenheit oder in der Zukunft ab, dass ich manchmal das Gefühl habe, die Gegenwart zu verpassen und damit natürlich auch voll viele schöne Dinge.

Das Highlight meiner Achtsamkeitswoche war dann definitiv mein Trip nach Leipzig, den ich schon viel länger unabhängig davon geplant hatte. Am ersten Abend war ich bei einem Konzert. Und ja, Musik macht mich auch achtsam. Und gerade bei Konzerten, wo ich die Musik so krass fühle, bin ich vollkommen da.
Am zweiten Tag machte ich eine längere Radtour. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut. Ohne Musik, ohne andere Menschen, einfach raus und fahren, den Körper spüren und mal ganz bewusst die Gedanken auf die Reise schicken. 70 km bin ich geradelt und ich kam stolz, verbrannt und um einige Gedanken leichter wieder an. Unterwegs habe ich mich um ein wichtiges to do von meinem Therapeuten gekümmert. Ich hatte eigentich vor, das noch weiter vor mir her zu schieben. Und dann dachte ich nur: wieso? Du hast doch jetzt Zeit, du bist doch schon mitten im Prozess. Und irgendwie merke ich, dass dann plötzlich auch Motivation für andere DInge wieder da ist.

An Tag drei ging es nach Chemnitz, wo wir meine Cousine mit einem Junggesellinnenabschied plus Babyparty überraschten. Ich war auf dem Weg dahin wirklich angespannt. Immerhin hatte ich die Menschen aus meiner Familie schon gute zwei Jahre nicht mehr gesehen. Beim Brunch war es wirklich entspannt und auch die anderen Mädels waren super. Danach ging es in die Salzgrotte, wo wir zunächst jeder zwei individuelle Sorten Gewürzsalz mischen durften. Und danach lagen wir entspannt auf Liegestühlen einen Stunde in der Grotte und atmeten die salzige Luft. Ich beobachtete dabei das Spiel der Laser an der Decke, dass sich dort so brach, als würde es glitzern. Irgendwie nahm mich das mit. Ich entspannte, zugleich kamen da aber auch viele Gefühle zu mir und ich musste die aufsteigenden Tränen zurück halten. Ich wollte dort nicht weinen. Zum Abschluss gingen wir noch Kaffeetrinken. Da merkte ich deutlich, wie ich mit meiner Energie an meine Grenzen kam. Im Großen und Ganzen war der Tag toll und ich bereute es null, dabei gewesen zu sein. Und dennoch atmete ich auf dem Weg zurück nach Leipzig erstmal tief durch. Da waren viele Triggerthemen für mich. Familie, Kinder… Themen, die gerade nicht aktuell sind für mich… Aus Gründen. Gründe, die nach wie vor negativ behaftet sind. Und da muss ich mir echt eingestehen, dass das alles wirklich an meinen Kräften zehrt.

Obwohl meine letzte Nacht in Leipzig dann aufgrund von lauten Geräuschen auf dem Campingplatz eher unruhig war, startete ich mit der Morgensonne in den Tag. Meditation, Morgengedanken und Yoga machte ich draußen. Und irgendwie freue ich mich tatsächlich jeden Tag ein bisschen mehr darauf und merke, wie ich mir Mühe gebe, dieses morgendliche Ritual in meinen Tag einbringen zu wollen. Da sieht man es. Veränderung ist ein Prozess. Manchmal ist es anfangs noch schwer und es braucht Überwindung. Aber je öfter man es macht, umso leichter wird es.

Ich glaube, meine Achtsamkeitswoche hat viele kleine Dinge verändern können. Ich hoffe nachhaltig. Ansonsten hat es mir aber zumindest geholfen, mich selbst mal wieder ein bisschen mehr in meine Mitte zu rücken. Mein Selbstliebelevel ist definitiv um einige Punkte gestiegen. Und davon profitiert MK jetzt auch. Ich merke nämlich, dass es mir super schwer fällt, zu lieben oder Liebe anzunehmen, wenn ich mir das nicht auch selbst geben kann. Anfang der Woche konnte ich ihn kaum ertragen. Auf der Rückfahrt freute ich mich dann doch ziemlich doll, dass er mich vom Bahnhof abholte und wir zusammen essen gingen.

Was nehmen wir also mit aus dieser Woche? Es sind oft die kleinen Veränderungen, die schon eine Menge verändern können. Kleine Änderungen in meinen Gewohnheiten haben mich viel entspannter gemacht. Und natürlich werde ich mein Achtsamkeitstagebuch auch künftig weiter führen. Und sicherlich wird es Tage geben, wo das mit der Achtsamkeit weniger oder irgendwie gar nicht geht. Das ist okay. Solange, ich zugleich immer mehr achtsame Tage dazu zählen kann.

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