… das wüsste ich auch gerne.
Dass mein Blog letztens unter einigen Followern für schlechte Stimmung sorgte, hat mir ein bisschen die Lust am Schreiben verdorben, zumindest kurzzeitig. Dabei ist diese Plattform hier für mich so wichtig und mittlerweile – wie mir einige schrieben – für andere auch. Die Wirkung dieses Blogs auf einige stille Mitleser beeindruckt mich immer wieder, wenn sie dann doch mal laut werden. Dieser Blog ist Tagebuch, Psychotherapie, Kunst, Lyrik, Märchen, Prosa… was immer ihr wollt, was dieser Blog für euch ist. Eins ist er nicht: realistisch. Er ist authentisch und echt, mehr nicht. MEIN öffentliches Tagebuch, meine Therapie, mit meinen Diskursen und meinen Hirngespinsten.
Als ich heute die Praxis meines Therapeuten verließ, wurde mir das mal wieder sehr bewusst. Ich brauche das hier. Ich habe das Gefühl, mein Gehirn macht privat seit Wochen Pause oder läuft irgendwie auf Autopilot. Wieso? Weil ich nicht schreibe. Alles staut sich an, kommt nicht raus, findet keinen Kanal. Ich möchte das wieder ändern, weil das wichtig ist für mich. Ich möchte mich nicht zensieren lassen. Ich möchte schreiben, was mich bewegt und damit andere bewegen.
Vor allem aber brauche ich diesen für mich so wichtigen Teil der Therapie wieder. Ich liege so oft nachts wach und wälze Gedanken, dabei ist hier doch so unendlich viel Platz dafür.
Heute Morgen haben wir über Einsamkeit gesprochen. Ich bin nicht einsam, aber ich fühle mich oft so. In Paris habe ich mich einsam gefühlt und jetzt, nach dem Geburtstagsparty-Marathon auch. Es war so berauschend, der Kick nach der großen Leere. Und dann der Fall nach dem Hoch. Tja, so ist das, Alkohol ist kein Antidepressivum. Irgendwie fällt es mir gerade schwer. Ich bin nicht der Nabel der Welt, ich bin auch nicht einsam. Ich soll mein Leben eher als System verstehen und mich aus meiner Isolation lösen. Okay, ja, ich habs verstanden, die Aufgabe ist mir klar. Und wie mach ich das jetzt?
Meine Therapie wird verlängert. Kann doch noch nicht so lange laufen ohne Hilfe. Aber das habe ich immerhin schnell gemerkt. Vor allem aber, hab ich gemerkt, woran ich noch arbeiten möchte und muss, um endlich die Krücken fallen lassen zu können. Vielleicht will ich manchmal zu schnell zu viel. Will alles immer gleich perfekt machen… und mache mir dadurch unglaublich viel Druck. Wer ist denn schon perfekt? Was ist perfekt?
Vielleicht erkenne ich manchmal die kleinen Schritte nicht an, schenke mir selbst dafür zu wenig Lob und Anerkennung. Aber da haben wir es ja wieder. Raus aus der Isolation und dann das? Wo ist die Grenze zwischen Selbstsucht und Selbstliebe? Wie soll das gehen?
Ich soll erkennen, dass mein ganzes Leben aus einem Netzwerk besteht und nicht ich der Mittelpunkt des Universums bin. Sobald ein Teil des Netzwerkes nicht funktioniert, gibt es Störungen. Gerade ergibt das in meinem Kopf alles keinen Sinn. Ich soll mich als Teil des Netzwerkes verstehen. (Oder vielleicht als Puzzleteil?) So, wie auf der Arbeit, da kann ich es ja auch. Und manche Verbindungen passen und manche passen eben einfach nicht. Niemand ist frei von Schuld, aber keiner trägt die Schuld ganz allein. Ja, die Schuldfrage… was ist damit? Neben Einsamkeit fühle ich nach wie vor Schuld. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Meine Gedanken gehen immer wieder zu einem Moment zurück, wo ich DEN Fehler gemacht habe und seitdem alles nur noch eskaliert, schiefläuft und jegliches Unheil der Welt über mich hereinbricht. Die Gedanken kreisen immer wieder um diesen einen Punkt. Einerseits so klar, andererseits so konfus.
Konfus und surreal. Und eigentlich darf ich das alles gar nicht denken, fühlen schon gar nicht. Ich darf nicht! Am liebsten würde ich doch einfach nur funktionieren. Geht aber nicht, weil das System Fehler hat. Viele kleine, die ineinander übergreifen, sich vermengen, neue Fehler produzieren und damit Störungen verursachen. Da ist ganz schön viel Druck, den all diese Sachen auf mich ausüben. Druck, der mich total kirre macht, mich von meinem Weg abbringt, mich zu Verzweiflung bringt und mich Dinge denken lässt, die ich eigentlich gar nicht fühle.
Verwirrend? Fragt mich mal!
Beispiel: Eine Frau, hübsches Gesicht, klug, witzig…. findet sich total schön, fühlt sich wohl mit ihrem Körper, toller Job, super Freunde, alles super. Kommt eine Person und sagt: Dein Gewicht ist zu hoch, nimm ab, sonst bist du nichts wert.
Die Frau fühlt sich eigentlich gut. Aber ihre Gedanken sagen plötzlich genau das: ich muss abnehmen, dann erst bin ich komplett und wertvoll. Es ist nicht ihr Gefühl, es sind Gedanken.
Zumindest kann ich mir diese Spirale an diesem Beispiel irgendwie ganz gut erklären. Und so funktioniert es mit anderen Dingen auch. Die Person ist eine Stimme im Kopf, ein Gedanke. Aber der Gedanke ist nicht das Gefühl und Gedanken können und unter Umständen ganz gut einreden, wie wir meinen, uns zu fühlen oder uns gerade fühlen sollten, weil „jemand“ es erwartet und uns unter Druck setzt.
Aber wo ist das Ventil? Und wie kann ich es öffnen, wenn der Druck zu groß wird?
Andere Seite: Gefühle, die da sind, aushalten. Denn jedes Gefühl geht auch mal vorbei. Es ist zermürbend, weil sich bei mir jedes Gefühl irre stark anfühlt. Wenn die negativen Gefühle wie Einsamkeit und Trauer überwiegen, habe ich das Gefühl… nein, den Gedanken, nie wieder glücklich sein zu können. Aber es geht vorbei. Es ändert sich wieder. Auf der anderen Seite, was ist, wenn es mir gut geht, ich lache und glücklich bin? Dann habe ich keine Angst, dass es nie endet. Dann bekomme ich Angst, dass es endet, die Endorphine leer sind und die Speicher erst wieder aufgefüllt werden müssen. Nein stop… im Glücklichsein denke ich weniger. Eigentlich bin ich dann furchtlos. Wieso dann nicht im Traurigsein das nächste Glück freudig erwarten?
Ich finde keinen Punkt, finde kein Ende. Diesmal keine Moral von der Geschicht…. weil sie noch nicht am Ende ist. Aber das ist okay. It´s a Process. Danke fürs „Zuhören“!
Tbc