Dry January Vol. II: Corona und der Wikinger

Ihr fragt euch sicher, was das für ein merkwürdiger Titel ist. Aber genau das sind die beiden Dinge, die mich in den letzten zwei Wochen beschäftigt haben. ICH, die immer gesagt hat, dass sie niemals Corona bekommen möchte, weil sie echt Schiss hatte vor dieser unberechenbaren Krankheit. ICH habe mich mit Corona angesteckt. Und das ausgerechnet in einer Zeit, wo ich wirklich kreuzbrav und noch viel braver war, so gut wie nichts unternommen habe, kaum mit Fremden unterwegs war. Ich habe ja nicht mal Silvester gefiert, wo sich viele, darunter auch Freunde von mir, angesteckt haben. Nein, ich habe mich irgendwie unbemerkt infiziert, vermutlich beim Sport. Jedenfalls ging dann plötzlich alles ganz schnell. Halskratzen und über Nacht wurde es mir dann hundeelend. Ich ließ mich tagelang testen, doch meine Tests waren negativ. Doch irgendwas sagte mir, dass ich nicht mit einer normalen Erkältung zu kämpfen hatte. Und so ging ich statt zum Boostern dann zum PCR Test, der mir nach dem Wochenende auch die Gewissheit gab, dass ich Corona hatte. Mist.

Mir ging es mittlerweile schon um einiges besser. Vermutlich hatten die ersten beiden Impfungen schon einiges bewirkt. Sodass ich im Grunde nur zwei Tage wirklich flach lag, mit Schüttelfrost und Gliederschmerzen und die restliche Zeit mit nervigen Nachwehen, wie Schnupfen, Müdigkeit und Kopfschmerzen zu tun hatte. Ich versuchte nach dem Wochenende auch wieder zu arbeiten und leichte Sportübungen zu machen. Ich bin echt keine gute Patientin, was sowas angeht. Ich will immer viel mehr, als ich eigentlich schon kann. Ich musste mir tagsüber immer wieder Pausen gönnen. Eine Woche nach den ersten Symptomen ging es mir dann tatsächlich fast wieder komplett gut. Und pünktlich zum Wochenende konnte ich mich dann dank der neuen Regeln auch endlich freitesten. Ich bin kein Mensch, der es lange drin aushält, ich bin niemand, der tagtäglich die immer gleiche Routine haben kann. Ich bin niemand, der tagelang ohne andere Menschen sein kann. Allein wohnen ist toll, keine Frage. Aber nicht, wenn man 10 Tage nur das eigene Gesicht sieht und sonst mit allen anderen nur virtuell kommuniziert.
Ich bin dennoch dankbar, dass wir heute so viele Möglichkeiten haben, digital zu kommunizieren und auch, dass ich arbeiten kann, wo ich will oder muss. Langweilig war es mir in den Tagen wirklich nicht. Ich habe mir auch viel Ruhe und Zeit für mich gegönnt. Ich merke nur, dass ich auch davon irgendwann genug habe und nur noch die Zeit totschlage und das wiederum ist dann wirklich sehr unbefriedigend.

Jedenfalls war ich mehr als glücklich, am Samstag dann wieder einen negativen Test in den Händen zu halten. Ich stürmte direkt los ins Fitnessstudio, zum Nägelmachen, zur Massage und abends natürlich in eine Bar, wo ich (natürlich) nur alkoholfreies Bier trank. Ich musste allerdings feststellen, dass ich längst nicht so fit war, wie ich es mir gewünscht hatte. Meine Kondition war schlecht, ich hatte noch immer leichten Husten und ich wurde extrem schnell müde. So verließen wir die Bar auch schon gegen 22.00 Uhr wieder, sodass ich mich bald ins Bett legen konnte. Generell ist das auch vollkommen okay für mich. Ich arbeite ja ohnehin gerade an meiner Schlafhygiene und konnte dann auch recht schnell einschlafen. Dass ich nicht getrunken habe, hat mich an sich auch nicht weiter gestört. Nur muss ich sagen, dass ich kein großer Limonadenfan bin, ich nach zwei Bier mehr als satt bin und nur Wasser, das macht dann auch keinen Spaß. Weshalb ich kulinarisch eher etwas gelangweilt war. Und insgesamt wurden mir die anderen, trinkenden Menschen dann irgendwann einfach zu laut. Meine Stimme war noch angeschlagen und ich hatte keine Lust meinen Freund andauernd anzuschreien.
Generell stört mich der Verzicht auf Alkohol allerdings kaum, oder zumindest weitaus weniger, als ich gedacht hätte. Es sind jetzt etwas mehr als zwei Wochen und wie ich merke, kann ich mich recht schnell umgewöhnen. Ich fühle mich echt gut damit. Zudem fühle ich mich als Nüchterne unter Betrunkenen irgendwie sicherer und auch auf gewisse Art und Weise überlegen. Ich bin mir sicher, dass ich am nächsten Tag noch alles wissen werde, ich werde nicht verkatert sein und kann mit dem neuen Tag noch etwas anfangen. Ich mag das Gefühl wirklich sehr und freue mich dahingehend auch auf die beiden kommenden Partys in den nächsten zwei Wochen.

Ansonsten hat mich der Wikinger in den letzten Wochen gut bei Laune gehalten – oder bei guter Laune gehalten?! Einen Tag vor meinem großen Coronaausbruch hatten wir ein Dinnerdate. Ich habe ihn zum Glück nicht angesteckt. Der Abend war echt schön. Wir waren vegan Sushi essen und obwohl er normalerweise alles isst, gab es für ihn gar keine Diskussion. Er wollte gern mit mir vegan essen gehen. Und ehrlich gesagt stand das vegane Sushi, dem Original in nichts nach. Anschließend gingen wir noch in eine meiner Lieblingsbars. Das alkoholfreie Bier dort war fürchterlich, wir beide verstanden uns allerdings wirklich gut. Ich mag seine Gesellschaft einfach gern, ich bin dann voll entspannt , höre ihm gern zu und lebe nur für den Moment. Und in den letzten elf Tagen sind wir uns definitiv, obwohl wir uns (bis auf ein Videocall-Date) nicht gesehen haben, um einiges näher gekommen. Er ist ein extrem gelassener und gleichzeitig sehr witziger Typ. Ich mag seine Art von Humor. Und auch als ich einmal sagte, dass der ein oder andere Witz weniger auch vollkommen super wäre, hat er auf die kleine Kritik sehr entspannt und reflektiert reagiert. Unser Deal, dass wir nichts Körperliches anfangen, solange der dry January läuft, halten wir natürlich weiter ein. Auch, wenn das von Tag zu Tag schwieriger wird. Und das geht nicht nur ihm so. Auch ich stelle immer wieder fest, dass ich langsam neugierig werde, auf seinen Geruch, seinen Körper, den Geschmack seiner Lippen und das alles. Er macht auch gar kein Geheimnis daraus, dass er mich offensichtlich richtig toll findet. Sowas habe ich lange nicht erlebt. Ich hoffe, dass ich das weiterhin so gut annehmen kann und nicht irgendwann wieder mein Fluchtreflex einsetzt.
Der Wikinger ist ein paar Jahre älter als ich und hat bereits eine sechsjährige Tochter. Ich muss sagen, dass mich das ein wenig beruhigt, da ich selbst nicht weiß, ob ich Kinder möchte und es in meinem Alter viele Männer gibt, die gern Kinder hätten und ich diesen Wunsch evtl. nicht erfüllen kann und möchte. Mit Kinky und BDSM hat er nicht so viel am Hut, findet alles, was ich mache aber sehr spannend. Das kann für mich auch vollkommen okay sein. Solange ich meinen Vorlieben weiterhin nachgehen kann. Er selbst hatte noch keine offene Beziehung. Das ist ein Thema, was ich dringend mit ihm besprechen muss. Ich möchte ihm gern alles zeigen, es ist für mich aber kein Muss, dass er da mitzieht. Die Frage ist, ob es für ihn gleichermaßen okay ist.

Am heutigen Sonntagnachmittag waren wir spazieren, romantisch beim Coronatest und anschließend noch Kaffeetrinken. Leider war das Café nicht so sonderlich gemütlich, um dort länger zu verweilen. Und auch für Tiefgründigeres war da irgendwie nicht die richtige Atmosphäre. Aber wir hatten auch so genug schöne Gesprächsthemen und es wird immer lockerer zwischen uns. Ich versuche da zum einen erstmal nicht zu viel über Sex und Intimes mit anderen zu sprechen. Zugleich will ich diese Themen aber auch nicht komplett außen vor lassen, sodass ich da immer mal wieder was droppe. Vielleicht gibt es demnächst ja die Gelegenheit, nochmal in Ruhe auch solche Sachen aufzugreifen. Denn wenn dieser Punkt nicht passt, dann wäre das für mich definitiv ein Anlass, darüber nachzudenken, ob das Ganze überhaupt Sinn macht. Aber warten wir es ab. Solange genieße ich es einfach, wie es ist: in erster Linie schön und entspannt. Und ich mag es, dass der Druck des Körperlichen gerade absolut nicht im Raum steht.

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