Ok, ich würde mich gern im Sinne der Offenheit dem Thema nähern, um das ich hier gerade seit Wochen einen großen Bogen mache – den heißen Brei sozusagen. Langsam und Schritt für Schritt. Ich glaube nämlich, ohne die entsprechenden Hinweise wird das hier langsam für alle Mitlesenden zu verworren.
Vor ziemlich genau drei Wochen habe ich mit meiner Familie gebrochen. Heute fällt es mir leicht, das hier aufzuschreiben. Heute geht es mir aber auch recht gut. Heute fühle ich mich halbwegs fit und ausgeschlafen. Heute leide ich nicht wie ein angeschossenes Tier. Die Gründe, die dazu geführt haben, reichen viele Jahre in meine Jugend und Kindheit zurück. Genau möchte ich darüber hier noch nicht sprechen. Ich kann nur sagen, dass sich so eine latente Unoffenheit schon seit Jahren in der Kommunikation eingeschlichen hatte. Wer mich kennt, weiß, dass mich sowas nervt und vielleicht bin ich auch gerade deshalb ein Mensch, der Offenheit liebt und schätzt. In meiner Familie wurde über viele Dinge einfach nicht (mehr) gesprochen und so hat sich unser Verhältnis über die Jahre stark abgekühlt. Es kam zu Verletzungen und unterschwelligen Vorwürfen. Solange, bis ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe. Auf meiner Radtour habe ich mir darüber viele Gedanken gemacht. Allein der Gedanke, endlich auszusprechen, was ich fühle und wovor ich Angst habe, wenn das alles so weitergeht, bereitete mir Unwohlsein. Als ich aus Dänemark zurückkam, war das nicht mehr so. Ich sah vieles plötzlich klarer und hatte dadurch mehr Mut.
Als ich nach einem Telefonat wieder total frustriert und auch echt sauer war, war das der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Das Maß war buchstäblich voll. Ich nahm allen Mut zusammen und kümmerte mich eine Woche intensiv um die Vorbereitungen zu dem Gespräch. Ich wollte ehrlich und klar sein, ich wollte aber auch nicht fies und undankbar rüberkommen. Aber wie kann es bei so etwas ein Richtig oder Falsch geben?
Ich denke, es erübrigt sich, zu sagen, dass meine Familie davon nicht begeistert war. Klar, natürlich hat ein Teil von mir auf Verständnis gehofft. Aber die Realistin in mir wusste, es würde kein gutes Ende nehmen. Die Realistin behielt recht. Auf meiner Seite der Leitung herrschten Angst und Verzweiflung. Auf der anderen Seite der Leitung dominierten Hilflosigkeit und Wut. Ich tat mich schwer damit, zu realisieren, dass diese Wut nicht mir galt, nicht wirklich.
Die Tage rund um dieses Telefonat waren heftig. Zum Glück habe ich Freunde, die in dem Moment alles für mich stehen und liegen ließen, damit ich nicht allein sein musste. Noch jetzt fällt mir Alleinsein schwer, obwohl ich damit sonst keine Probleme habe.
Ich konnte an manchen Tagen nicht mal meinen Alltag bewältigen, geschweige denn arbeiten. So ist es, wenn man unendlich viel Schmerz empfindet und das Gefühl hat, dass einem gleich das Herz aus der Brust springt. Mein Schlaf war unruhiger als je zuvor und ich fühlte mich mental labil wie lange nicht. Es fühlte sich bald an wie ein Teufelskreis. Ich fragte mich, ob es ein Fehler war, ehrlich gewesen zu sein? Zweifel und Schuld plagten mich. Ein anderer Teil in mir war aber auch stolz und fühlte sich angenehm erleichtert.
Jetzt nach drei Wochen werde ich langsam wieder ruhiger. Ich schaffe es fast jeden Tag ganz normal zu arbeiten und auch alles, was sonst ansteht zu erledigen. Ich bin so froh, dass ich so ein tolles und stabiles soziales Umfeld habe, welches wie ein dichtes Netz unter mir hängt und mich aus dem freien Fall auffängt.
Jetzt nach drei Wochen fühle ich mich langsam wieder so selbstbewusst, dass ich das hier mit euch teilen kann. Ich schreibe diese Zeilen nicht mit Tränen in den Augen, sondern mit Stolz.
Und ich glaube irgendwie, dass das Karma mir eine Begegnung geschickt hat, die mir mehr oder weniger „das Leben gerettet“ hat. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Sinn mach diese Erklärung… haha, falls das überhaupt eine ist. Ihr wisst ja, ich glaube an solche Sachen wie Schicksal. Manchmal sollen Dinge einfach so sein. Ein wundervoller, lieber und wertvoller Mensch ist vor vier Wochen in mein Leben getreten und der macht mich gerade ziemlich glücklich. Ein Teil von mir möchte plötzlich keine Fragen mehr stellen und keine Angst haben. Ich genieße es, weil es leidenschaftlich und so furchtbar unkompliziert ist. Es entspannt mich, er entspannt mich. Weil ich dadurch einen Grund habe jeden Tag zu lächeln und einen Menschen jeden Tag ein kleines bisschen zu vermissen. Ich habe Wünsche für unsere Zukunft und Hoffnung habe ich auch. Da ist viel Vertrauen nach kurzer Zeit und ich lasse mich plötzlich ungehemmt fallen.
Nennen wir es glückliche Fügung, perfektes Timing oder was auch immer. Ich will es gar nicht zu sehr hinterfragen, weil es eben einfach nur schön ist. Und ja, ich glaube, ich habe dieses Glück verdient.
Gerade merke ich kleine Nuancen der Veränderung meiner Stimmung extrem. Ich bin hochsensibel. Das führt aber auch dazu, dass ich gewisse Dinge hinterfrage und überdenke, weil ich jede kleine Abweichung spüre. Und vielleicht führt es auch dazu, alte Gewohnheiten zum Besseren zu verändern. Irgendwie gibt mir das gerade viel Energie. Es ist ein Prozess, Dinge verändern sich, nichts ist im Stillstand. So etwas ist großartig. Und hey, wenn es dir unglaublich mies geht, kann es nur wieder besser werden. Glaub mir, ist so! Ja, der Schritt, den ich gemacht habe, war hart, er ist aber auch der erste Schritt in Richtung glückliches und erfülltes Leben, so wie ich es mir schon sehr lange wünsche.
Ich bewundere Dich. Ich wünsche Dir alles Gute mit Deinem „neuen“ Menschen,
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