Citytour: Kopenhagen

Genau, wie die dänischen Landschaften mich verzaubert haben, habe ich mich auch in Kopenhagen direkt wohlgefühlt. Ja, irgendwie sogar ein bisschen heimisch. Als ich ankam, hatte ich von der Stadt nicht mehr wirklich viel. Ich konnte gefühlt keinen Schritt mehr vor den anderen setzen. Ich hatte zumindest noch eine ganz nette Bar entdeckt, wo es für mich einen Cocktail und Süßkartoffelpommes gab. Aufgrund des wirklich nicht ganz einfach umzurechnenden Kurses (ca. 1:8) fiel es mir gar nicht so auf, dass ich Cocktails für über 10 € trank. Ok, das ist schon was, was ich normalerweise Luxus nenne.

Meine Tage in Kopenhagen waren dann auch weit weniger emotional als die Touren-Tage. Hier war aber auch der Input ein ganz anderer.
Zumindest am Dienstag widmete ich mich vor allen anderen Dingen endlich dem Brief an meinen ehemaligen Chef, der endlich in schwarz auf weiß gebracht werden musste. Ich ging dafür in ein uriges Café und tippte drauf los und tatsächlich gingen mir die Worte wirklich leicht von der Hand. Zwischenzeitlich hatte ich zwar immer wieder einen echt fetten Kloß im Hals, aber das war okay. Es erforderte Mut, aber insgeheim fühlte es sich richtig an und ich spürte die Dankbarkeit, über die ich schrieb mit jeder Faser meines Körpers. Am kommenden Tag machte ich Nägel mit Köpfen, las noch einmal drüber, suchte einen Copyshop, druckte den Brief aus, unterschrieb und brachte ihn dann auch direkt zur Post. Und nun schauen wir mal, wer schneller wieder in Deutschland ist, der Brief oder ich. Vermutlich sehen andere das anders, wenn sie mein Leben betrachten. Aber für mich war das eines der mutigsten Dinge, die ich seit langem getan habe.

Das Schöne ist, dass ich mich danach wirklich sehr frei gefühlt habe. Ich hatte alle Dinge meiner Reise-Bucketlist erledigt und konnte mich nun entspannt treiben lassen. Ich machte spontan eine Canaltour mit einem der Boote. Das war insofern gut, dass ich einige witzige Fun-Facts über Kopenhagen erfuhr, mir aber auch mal einen Überblick über die Stadtviertel verschaffen konnte. Und so entwickelte sich auch ein grober Plan für die wenigen Tage, die ich hatte. Nach der Tour machte ich mich auf den Weg in den Norden der Stadt, wo auf einer kleinen Insel die sogenannte Reffen-Area war. Das war ein riesiger Streetfood Market mit Leckereien aus allen möglichen Teilen der Erde. Genau das Richtige für mich. Zudem gab es dort auch leckeres Bier, Cocktails, Wein und Liegestühle direkt am Wasser. Dort verbrachte ich den Nachmittag Bier tinkend in der Sonne. Ich konnte endlich mal abschalten, ohne schwere Gedanken und ich genoss es, dass ich außer dort in der Sonne zu sitzen gerade nichts anderes machen musste.

An den Abenden machte ich nichts weiter. Meist saß mich noch unweit meines Hotels am Kanal mit einer Flasche Wein. Aber spätestens um 10 war ich im Bett. Aber ich hatte ja auch nicht vorgehabt, in Kopenhagen zu feiern oder haufenweise Leute kennenzulernen. Und so blieb ich still und anonym.
Nach meinem Ausflug ins alternativere Kopenhagen wollte ich natürlich auch ein bisschen was von der historischen Stadt sehen. Ich muss sagen, die großen Bauwerke, Paläste und Kirchen waren schon extrem beeindruckend. Ich lief an dem Tag gute 30.000 Schritte weit. Das merkte ich dann aber auch.
Morgens reihte ich mich übrigens immer in den Berufsverkehr zwischen Radfahrern und Joggern, die am Kanal unterwegs waren und fühlte mich beim Joggen dort fast schon ein bisschen einheimisch.
Den letzten Tag verbrachte ich dann überwiegend im Tivoli. Tagsüber bestaunte ich die Blumen und die liebevoll gestalteten Themenwelten. Am Abend beobachtete ich, wie mit der kommenden Dunkelheit immer mehr Lichter angingen, es war einfach traumhaft, diese Kulisse. Das war der perfekte Abschluss. Und ich wurde schon einen Tag vor der Absreise ein bisschen wehmütig.

Meinen Plan, so richtig fett essen zu gehen, setze ich dann doch nicht in die Tat um. Ich muss sagen, es war wirklich alles unverhältnismäßig teuer. Daher gab es eher einfache Kost, die dennoch lecker war. Ich bekam zum Beispiel in einem kleinen Laden vegane Smørrebrød, also die bekannten dänischen Brotscheiben, die meist mit Fisch oder Fleisch belegt sind. Generell versuche ich in fremden Ländern ja immer möglichst regional zu essen. Daher sparte ich mir auch den Besuch der Sushi-Kette, die ich bereits aus Berlin kenne und die Ihren Ursprung in Kopenhagen hat.
Fish und Chips gönnte ich mir ebenfalls, wobei ich es schnell bereute, so fettig gegessen zu haben.

Noch ein Grund, wieso ich mich geldtechnisch etwas einschränkte war, dass ich mich spontan tätowieren lassen habe. Irgendwie fand ich es passend, mir ein kleines Bike auf mein Handgelenk stechen zu lassen. Vielleicht wird das ja eine Tradition, dass ich mir im Urlaub nun immer ein neues Tattoo als Souvenir stechen lasse. Mal schauen… Diesmal war es mir aber besonders wichtig, weil diese wirklich etwas ganz Besonderes für mich war, so intensiv und schön in jeglicher Hinsicht. Und dennoch entspannend und Ruhe bringend.

Und wie das immer so bei mir ist, besonders nach intensiven Reisen und Erlebnissen, merkte ich schon am letzten Tag die Melancholie hochsteigen. Der Gedanke, zurückzukommen nach Berlin, in den Alltag, die Realität, die Arbeit, Deutschland…. ich fühlte wieder einen Kloß im Hals, aber der fühlte sich nicht so gut an. Am Tag der Abreise ging es mir elend. Ich musste ständig weinen, konnte nichts essen, so traurig war ich. Die Aussicht aus dem Zug zu steigen, noch 30 Minuten bis zu meiner Wohnung durch Berlin zu fahren missfiel mir extrem. Aber es blieb mir ja nichts übrig. Und naja, am Ende gewöhne ich mich ja auch wieder schnell daran. Immerhin stand noch das ganze Wochenende bevor.

Die Zugfahrt verlangte mir nervlich auch noch einiges ab. In Kopenhagen wurde 4 Minuten vor Abfahrt das Gleis gewechselt. Am ersten Umstieg, kam ich plötzlich nicht mehr in den Wagon, wo mein Fahrrad stand und ich musste in aller Eile warten, bis der Zug hielt und dann außenrum über den Bahnsteig rennen. Es klappte alles, aber hey, das war psychischer Stress, den ich gern vermieden hätte. Zu allem Überfluss kamen wir auch ich eine Stunde zu spät in Berlin an. An dem Tag war ich wirklich satt. Zu Hause packte ich noch schnell alles aus und fiel erschöpft auf die Couch. Die Gefühle mischten sich. Es war so surreal.

Zurück in Berlin gewöhne ich mich langsam wieder an alles. Die vielen Menschen sind mir nach wie ein bisschen viel. Aber das kommt bestimmt bald wieder. Dennoch will ich versuchen ein bisschen was von meiner Entschleunigung mit in den hektischen Alltag zu nehmen.

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