Biketour 2021 Part I

Endlich ist es so weit. Ich bin on Tour. Nach Langem Planen und langem Warten gönne ich mir nun endlich die gewünschte Auszeit. Ich startete heute Morgen mit dem Zug in Berlin und fuhr eine knappe halbe Stunde nach Oranienburg. Dort wollte ich aus eigener Kraft weiterfahren. Ziel sollten Fürstenberg/Havel sein. So der Plan. Die ersten Kilometer gingen einfach, ich war entspannt und entgegen der Ankündigungen blieb es zunächst trocken. Gegen Mittag wurde der eklige Nieselregen heftiger und mich erwischte ein ordentlicher Schauer. Zum Glück habe ich gute Regensachen, wobei ich feststellen musste, dass meine Jacke wohl nicht mehr allzu gut imprägniert war. An Pausen war demnach auch nicht zu denken. Ich fuhr mehr oder weniger die 65 km durch, weil ich mit dem ständigen Wechsel zwischen Regen und nicht Regen (wenn es das überhaupt gab) nicht wirklich gut klarkam. Klamotten an, Klamotten aus, das nervte irgendwann. Zudem waren die Radwege in Brandenburg auch eher so semi gut. Wenn es nicht regnete, war es windig. Ich merkte auf den letzten 15 km, wie meine Kräfte deutlich schwanden. Ich mag dieses Gefühl nicht. Jedes Kilo meines Gepäcks zog mich gefühlt nach hinten, alles tat weh.

Nichtsdestotrotz habe ich den Tag durchgezogen und liege jetzt müde in der kleinen Pension. Und nein, ich habe mich nicht nur geärgert über das Wetter und die Wege, die meiner Meinung nach auch echt dürftig ausgeschildert waren. Was machen denn Leute, die keine App zum Radeln auf dem Handy haben? Immerhin fahre ich einen internationalen Radweg.

Ich habe dann mit dem Wetter verhandelt. Ja, ich führe seit Kurzem Selbstgespräche und muss dringend noch herausfinden, wieso. Es sprangen dabei eine halbe Stunde Sonne auf den letzten Metern für mich heraus. Dafür war ich wirklich extrem dankbar. Und die nächsten Tage sollen immerhin deutlich trockener werden. Ich war bzw. bin aber auch so dankbar. Dankbar für meinen Körper, weil er das für mich leistet, dankbar für die konsequente Entscheidung, mir diese Tour und diese Auszeit zu gönnen.
Ansonsten habe ich heute bewusst mal keine Musik gehört. Irgendwie komisch für mich, nicht immer so vollgedröhnt zu sein. Aber genauso unbeständig wie das Wetter, waren auch meine Gedanken. Ich möchte mir ja ganz bewusst mal Zeit nehmen für Gedanken und Dinge, die ich schon lange mal denken möchte, bzw. will ich meinen Gedanken auch einfach mal freien Lauf lassen und schauen, wo sie hingehen. Sie waren heute viel bei MK, aber auch bei meiner Familie, meinem ehemaligen Chef, aber auch viel bei der Arbeit. Ich denke, das werde ich in den nächsten Tagen mal alles ein bisschen separieren.

In den nächsten zwei Wochen will ich es wirklich schaffen, mal etwas Ordnung in dieses Gedankenchaos zu bringen. Langsam nervt es mich, dass ich kaum noch Zeit habe, wirklich zu reflektieren und hier mal ein paar Dinge aufzuschreiben. Dabei weiß ich, dass mir das extrem guttut. Ziel der Reise soll es schon sein, mal wieder etwas klarer und geordneter zurückzukommen. Dann wird mir der Fokus auch wieder leichter fallen.

Wie ich in meinem letzten Post bereits erwähnte, geht es mir echt gut. Ich liebe mein Leben und ich bin jeden Tag unglaublich stolz und dankbar, dass ich es leben darf. Dennoch komme ich hin und wieder an Grenzen, Das ist das eine. Es gibt aber nach wieder vor auch noch Baustellen. Ich habe es letztens mit meinem Therapeuten wieder festgestellt. Die erwachsenen Elli ist gerade so aktiv und so wichtig und so beschäftigt, dass die kleine Elli, das innere Kind, gerade viel zu oft vernachlässigt wird. Sie bekommt einfach kaum Aufmerksamkeit. Sie bekommt nicht mal etwas zum Spielen. Ich merke, dass ihr das nicht guttut, dass die Verbindung dünner wird und sie sich immer mehr zurückzieht. Sie ist so einsam und traurig, aber ich habe keine Zeit für sie da zu sein, Ich versuche jetzt jeden Tag aktiv mit ihr zu reden. Ich hoffe, es hilft, die Connection wieder stabiler zu machen, Ich habe nämlich festgestellt, dass das gerade ein großes Defizit ist. Ich weiß sie ist da und ich weiß, was sie braucht, aber ich bin gerade so wenig empathisch und kann kaum auf sie eingehen. Ich merke aber, ich muss, denn da schlummern Dinge. Letztens bei meinem Therapeuten sind wir dem ein bisschen auf den Grund gegangen. Ich spürte plötzlich so einen Kloß im Hals. Klares Zeichen, da ist was. Ich sollte mit meinem inneren Kind reden, brachte aber kaum etwas zustande. Als mir das klar wurde, kamen mir die Tränen. Da schlummert so viel, was ich nicht an die Oberfläche lasse, aber es wird irgendwann kommen. Ich weiß und die schwere und die Tragkraft dieser Emotionen und lasse sie deshalb nicht zu. Ich betäube mich nur immer mehr mit anderen Dingen. Betäuben geht jetzt nicht. Ich bin mit meinen Gedanken allein. Und ich hoffe, wenn ich mich die nächsten Tage nicht mehr so sehr über das Wetter ärgere, dass ich dann auch ganz einfach meine Gedanken denken kann. Und dadurch, dass bestimmte Reize, wie Arbeit jetzt nicht so präsent sind, werde ich wohl auch insgesamt wieder etwas mehr zum Wesentlichen finden.

Ich bin definitiv gespannt und freue mich sowohl auf die kommenden Zwischenstopps, als auch auf mein finales Ziel. Brandenburg ist wirklich nicht so meins, habe ich festgestellt. Da freue ich mich gerade mehr auf die Mecklenburgische Seenplatte morgen. Generell ist für mich ja immer der Weg da Ziel.

Ein Gedanke zu “Biketour 2021 Part I

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