Ich bin komplett überreizt. Gefühlt geht mir das gerade alles zu schnell. Zu schnell ist wieder viel zu viel möglich. Ich fühle mich regelrecht überfordert von den zahllosen Möglichkeiten und der Angst, etwas verpassen zu können. Ist das normal?
Jetzt gerade merke ich, wie entschleunigend die Pandemie für mich war. Ich hatte so viel Ruhe, so viel Zeit, Dinge zu tun und zu erledigen. Jetzt fühle ich mich schon wieder krass gehetzt und null entspannt. Zugleich ist meine Motivation zu arbeiten gerade gleich null. Was meinen Job angeht, hatte ich mir irgendwie ein schnelleres und euphorischeres „Es geht wieder los“ gewünscht. Viele Kunden, in die ich echte Hoffnung gesetzt habe, sind nach wie vor zögerlich. Das ist Nerven raubend. Man macht und tut und es passiert nichts. Ich brauche Action und auch ein wenig Stress.
Ich fühle mich wie in einer depressiven Phase. Ich mag mich selbst kaum und fange wieder an, mich sinnlos zu betäuben. Aber gerade finde ich einfach nicht den Absprung. Gerade kann ich mich nicht aufraffen, etwas zu ändern, ein bisschen mehr selfcare zu betreiben. Ich bin müde und ungeduldig zugleich.
Es ist anstrengend und es zehrt an meinen Nerven, dass ich arbeite und arbeite und noch immer nicht so viel dabei rumkommt, wie ich mir das wünsche. Es ist einfach zäh. Man muss Kunden mittlerweile zehnmal ansprechen, wo früher fünf Versuche ausreichten.
Im Privaten geht es mir ähnlich. Einerseits freue ich mich riesig über mehr Möglichkeiten, mehr Menschen. Aber zugleich bekomme ich direkt wieder Panik, ich könnte etwas verpassen. Mitten im ersten Lockdown dachte ich mir einmal, dass ich, wenn diese Pandemie endlich vorüber ist, mehr für den Moment leben werde. Dass ich öfter mal meine Comfortzone verlasse. Gerade bin ich mir nicht so sicher, ob ich das kann. Weil sich eben diese Comfortzone so komfortabel anfühlt, so sicher, so vertraut. Das geht beim Sport los. Was? Fitnessstudios wieder geöffnet! Ok, ich fange langsam an, mich darauf einzustellen. Was? Aber ohne Kurse. Ok, ich höre erstmal wieder auf, mich darauf einzustellen. Aber eigentlich bin ich es leid, immer zu Hause Sport zu machen. Zumal die Zeiten sehr unflexibel sind. Im Winter war das ok. Jetzt komme ich mir komisch vor, wenn ich um 17.00 Uhr in meinem Schlafzimmer Sport mache, anstatt im Park zu liegen.
Weiter geht der Spaß beim Daten oder allgemein Freunde treffen. Da ist auf der einen Seite der Reiz jetzt wieder größer, weil das Wetter schön ist und man einfach raus will. Hinzu kommen die Möglichkeiten. Und da komme ich an den Punkt, wo ich plötzlich diese Angst habe, ich könnte etwas verpassen. Freunde treffen sich, ich kann nicht? What? Das geht doch nicht.
Für kommendes Wochenende habe ich mir am Samstag bewusst Zeit für mich eingeplant, da ich Sonntag das Konzert habe und mir sicher bin, dass ein ruhiger Samstag eine gute Entscheidung ist. Im Lockdown war das egal. Es gab ja ohnehin nichts zu machen. Jetzt habe ich die Wahl. Das ist anstrengend.
Ja, wir jammern hier auf hohem Niveau. Ich bin gesund, habe ein Dach über dem Kopf und einen tollen Job. Aber ich finde, auch solche Gedanken und Sorgen haben ihre Berechtigung. Ich muss und möchte darüber sprechen. Ich möchte mich dafür nicht verstecken und eventuell geht es anderen ähnlich. Es fühlt sich gerade ein bisschen an wie loslaufen wollen, aber um die Füße habe ich ein Gummiband. Die Schritte sind schwerfällig und ich stolpere immer wieder, komme nicht so recht voran und weiß eigentlich auch nicht immer genau, wo ich eigentlich hin will.
Außerdem merke ich immer mal wieder sehr deutlich, dass MK eine Lücke hinterlassen hat. Irgendwie vergesse ich immer mal wieder, dass ich mich erst kürzlich getrennt habe und dass ich ein Recht habe auf traurig sein und vermissen. Das wurde mir erst heute Morgen wieder schmerzlich bewusst. Und es ist nur wenige Tage her, dass ich ihn erneut um Abstand bat. Und den Abstand brauche ich, aber dennoch gibt es Momente, wo er mir fehlt. Aber auch das ist vollkommen normal.
Ich glaube, ich muss das jetzt einfach mal aushalten. Es gibt nicht allzu viel was ich gerade tun könnte. Vermutlich sieht die Welt in ein paar Wochen schon wieder anders aus. Ja sogar in wenigen Tagen kann alles wieder anders sein.
Einfach Durchhalten, Elli!
Genau Eilli, durchhalten. Und wir haben doch alle gesehen: die Welt läuft uns nicht davon. 😉
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Haha, ja da hast du recht. 😉
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Was ist schlimm daran, etwas zu verpassen? Was heute nicht kommt kommt morgen. Halt Durch!
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Berechtigte Frage…und tja, eigentlich ist nichts schlimm daran. Die Sache ist, man macht dafür eben was anderes, vielleicht schöneres…wer weiß. Alles eine Frage der Einstellung.
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