Vertrocknete Blüte

Ich hangle mich von Tag zu Tag. So wie es gerade viele tun. Und irgendwie ist jeder Tag dem anderen sehr ähnlich. Sport, Arbeiten, kurz raus, Arbeiten, Sport, bisschen die Wohnung aufräumen, Netflix, schlafen.
Irgendwie geht mir langsam auch echt die Energie aus. Eine Lethargie stellt sich ein. Das beobachte ich auch bei meinen Freunden. Man arrangiert sich. Aber irgendwie wird man echt träge. Die Impulse fehlen. Mal wieder was anderes machen, fällt umso schwerer – im Sinne von Können und Wollen. Man braucht Kreativität. Und wie ich feststellte, bin ich ja auch wirklich gern allein. Ich merke aber, dass ich das nicht auf Dauer sein kann. Und merke, wie von Tag zu Tag meine Kräfte schwinden. Dieses perspektivlose Durchhalten ist so anstrengend. Diese unterschwellige Angst lähmt mich manchmal. Klar komme ich klar. Aber wie lange noch? Und was hat das Ganze womöglich für Folgen?

Ich fühle mich wie eine vertrocknete Blüte. Ich bin so durstig und zugleich zu schwach, mir selbst die kraftspendende Feuchtigkeit an die Lippen zu heben. Mein Lebenselixier ist weg. Die meisten Dinge, die mir Freude und Leichtigkeit geben, sind einfach nicht möglich. Und mit jedem Tag fällt es schwerer, sich aufzuraffen und wenigstens die kleinen Sachen zu genießen, die einem aktuell noch Freude bringen können. Ich musste zurückdenken an die Feiertage. Da fiel es mir leicht, da war alles irgendwie einfacher. Aber da wusste auch noch niemand, wie lange das hier wirklich noch weiter geht. Das wissen wir ja jetzt nicht einmal.

Wie Schatten sind die Erinnerungen an das frühere Leben. Ja selbst die an den vergangenen Sommer. Wie war das noch, als man ungehemmt, mit zahllosen Leuten gemeinsam gefeiert hat? Wie war das noch damals auf den Sex-Partys? Was ist eigentlich meine Lieblingsbar? Das alles wirkt langsam so unscharf. Als wäre es Ewigkeiten her. Ich möchte endlich wieder angetrunken in den frühen Morgenstunden durch Berlin laufen. Ausgelaugt von der Party, erschöpft, aber glücklich, während die Sonne am Horizont langsam aufgeht.

Heute ist strahlend blauer Himmel. Ich sitze in meinem Wohnzimmer und kann mich nicht überwinden, vor die Tür zu gehen. Es sind – 5 Grad. Wieso zur Hölle sollte ich das tun? Ich bin nicht mal laufen gewesen. Es ist doch immer wieder das Gleiche. Der gleiche Park, die gleich Runde. Und bei dem Wetter trampelt man sich sogar im Park gegenseitig auf den Füßen rum. Eigentlich muss ich das wirklich nicht haben. Das nervt einfach nur.
Also sitze ich hier und warte ungeduldig auf mein Sushi. Das ist definitiv die bessere Option. Sushi tröstet mich.
Da ist sie wieder. Hallo Lethargie. Und ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es ja IRGENDWANN mal wieder anders sein wird. Wir müssen nur durchhalten. Nur noch ein bisschen. Dann ist der Winter bald weg und vielleicht auch irgendwann die Pandemie. Dieses IRGENDWANN….oh Mann, wann soll das verdammt nochmal sein?

Und so gibt es die guten und die schlechten Tage. Ich freue mich tatsächlich, wenn ich es schaffe, mich aus meiner Komfortzone herauszubewegen. Und wenn ich es tue, passieren wunderschöne Dinge, die mir wieder Mut und Zuversicht geben. Die Zuversicht, dass das hier eine Durststrecke ist. Das Wissen, dass ich mich an die aktuelle Situation gewöhnt habe und mich somit auch wieder an andere Umstände gewöhnen kann. Dass Trägheit und Lethargie sich irgendwann mal wieder verabschieden. Dass die lebenslustige und fröhliche, energiegeladene Elli endlich wieder rauskommen kann. Dass die Blüte wieder in vollem Glanz erstrahlen und andere mit ihrer Positivität anstecken kann.
Bis es so weit ist, werde ich wohl immer wieder mal lethargisch aus dem Fenster starren und mich fragen, wie lange ich das noch aushalte. Ich muss ja, wenn ich nicht verrückt werden will.

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