Die Medaille

Es ist hinlänglich bekannt, dass Medaillen immer zwei Seiten haben.
Ich muss sagen, dieses Jahr ist richtig gut gestartet. Nachdem ich mich glücklicherweise recht schnell an den eigenen Haaren aus dem Neujahrstief gezogen habe, kam ich echt schnell wieder in die Gänge. Musste ich aber auch. Immerhin habe ich jetzt Personalverantwortung.
Diese neue Aufgabe hat mir richtig viel Energie gegeben. Einerseits erwartet man (insbesondere ich) Professionalität von mir, ich habe aber auch mehr Verantwortung und ich habe eine besondere Vorbildfunktion. All das gefällt mir sehr gut. Ich war ja bereits als Ausbilderin tätig und mag dieses Gefühl, Wissen weitergeben zu können unglaublich gerne.
Was meine neue Kollegin angeht, hatte ich auch mal wieder ein wirklich glückliches Händchen. Habe sie mehr oder weniger zufällig über zwei drei Ecken gefunden und die Chemie stimmt auf jeglicher Ebene. Ich bin bisher mit ihrer Arbeit zufrieden und auch menschlich kommen wir sehr gut aus. Da wir ziemlich eng zusammen arbeiten werden, ist das auch sehr wichtig.
Tja, nun gibt mit das auf der einen Seite ziemlich viel Aufwind. Ich selbst bin auch um ein vielfaches motivierter. Ich glaube, auch wenn sie mir aktuell nicht wirklich helfen kann, ist das Gefühl, nicht mehr allein zu sein schon ein richtig tolles. Es gibt mir Ruhe und Sicherheit.
Die andere Seite sieht so aus, dass ich eigentlich nur noch am Arbeiten bin. Ich will meinen Geschäftspartnern dieses Jahr noch mehr beweisen, dass die Zusammenarbeit mit mir eine gute Wahl war. Ich will weiter voran kommen und wachsen und ich muss meine neue Kollegin eben auch noch anlernen. Das alles kostet eine Menge Kraft. Daher stört mich der Lockdown gerade auch nur wenig (meistens). Ich habe ohnehin kaum Zeit und Energie für anderes.
Ehrlich gesagt hoffe ich, dass ich mich daran gewöhne und irgendwann nicht mehr am Mittwochabend schon so fertig bin, als wäre die Woche schon rum.
Zur Ruhe kommen fällt mir dennoch schwer. Denn berechtigter Weise habe ich auch große Angst, dass alles nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. Dass meine Erfolgskurve plötzlich abflacht, dass das alles nichts mehr wird. Corona macht es mir ohnehin schon nicht leicht. Doch mit dieser Verpflichtung einer anderen Person gegenüber wächst der Druck natürlich noch mehr. Das Ganze gepaart mit der Unsicherheit der noch immer anhaltenden Pandemie. Ja, das ist eine ganz, ganz tolle Kombi. NICHT!
Ein optimistischer Teil in mir denkt dann wieder: was hast du eigentlich? Bisher hat alles geklappt, du kennst doch das Rezept, wie man aus Schieße Gold macht. Du hast dich doch in den letzten Monaten gegen so viele fiese Menschen und Hindernisse behaupten können. Du hast der Welt schon gezeigt, dass du Biss hast, dass du bekommst, was du möchtest und niemals kampflos aufgibst. Nur weil du mal einen schlechten Tag hast, wird das nicht morgen alles weg sein.
Ich bin doch ein cooler Typ, total genial.
Manchmal liege ich wirklich nachts wach. Hin und her gerissen zwischen Euphorie und Panik. Dann sage ich mir so ein Mantra, weil es mich beruhigt. Ich glaube, dass ich im Moment auch einfach nur sehr ungeduldig bin. Kein Ende in Sicht, was den Lockdown angeht. 1000 Aufgaben und Dinge, die ich tun möchte und muss. Bald ein Büro einzurichten. Ja, das mit dem Büro, das wird das nächste Meilenstein. Das habe ich mir vorgenommen, sozusagen als Etappenziel. So kann ich mich darauf konzentrieren und alles weitere nach hinten schieben. Geht ja nicht anders. Macht aber auch total Sinn.
Ich wünsche mir echt oft mehr Selbstsicherheit in den Dingen, die ich tue. Weil sie verdammt nochmal gut sind. Das würde mir sicher helfen, nicht immer gleich panisch zu werden, nur weil eine Kleinigkeit ins Wanken gerät. Wanken heißt noch nicht Fall, heißt noch keine Scherben. Und sogar Scherben kann man auffegen. Scherben bringen Glück!
Ich denke aber auch, dass sich das mit meiner neuen Rolle als Chefin immer mehr einstellen wird. Das hilft meiner Professionalität ungemein. Ich bleibe viel ruhiger, gelassener und raste nicht so schnell aus. Das hat was für sich. Denn oft sind solche (privaten) Ausraster vollkommen unnötig.

Es ist gut, manchmal zurückzutreten und sich beide Seiten der Medaille genau anzusehen. Und erst dann sieht man, dass alles auch sein Gutes hat. Man sieht aber auch, dass es sehr viel mehr gibt, als nur schwarz und weiß. Ich lerne jeden Tag, das ist wichtig und richtig. Und ich wünsche mir, dass das niemals aufhört.

2 Gedanken zu “Die Medaille

  1. Also,ich denk mir in Situation oft dann, es hat ja einen Grund warum der eine das so oder so macht, des denkt. Und wenn man danndarüber nachdenkt, ist die Perspektive schon eine andere auf ein Thema..
    Wichtiger Grundsatz in der letzter Zeit war auch, gut ist manchmal,gut genug. Sonst treibt man sich in eine. Spirale die nicht immer gut ist ☺️

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