Schrei mich nicht an, laute Ruhe!

Hello old friend! Da ist sie wieder die laute Ruhe. Sie brüllt in meinem Kopf. Sie brüllt um sich, die brüllt mich an und sie brüllt alles mögliche in meinen Kopf. Ich kann kaum schlafen, so laut ist die Gute. Ich kann teilweise nicht mal Musik hören, weil gefühlt dann alles zu laut ist. Es muss still sein in meiner Umgebung. Vor allem, weil ich gelernt habe, ihr zuzuhören. Das ist extrem wichtig, das habe ich endlich gelernt. Sie schreit nicht umsonst so laut, sie will gehört werden. Und ich höre ihr zu. Sie ruft vor allem immer wieder nach der Arbeit. Ja, die Arbeit macht mir Sorgen, weil ich selbst und einem enornem Druck stehe. Ich schaffe es nicht, abzuschalten. Die aktuelle Situation hat diesbezüglich Gutes und Schlechtes. Einerseits habe ich aktuell die Zeit wirklich 12 Stunden zu arbeiten, falls das nötig ist. So schaffe ich richtig was. ich hätte nicht gedacht, dass trotzdem Lockdown light so viel los sein würde. Andererseits muss ich extrem auf mich achten, weil ich dazu neige, mich zu verlieren. Ich könnte gerade wirklich ohne Ende arbeiten. Doch zu welchem Preis?

Das „Problem“ ist, dass ich meinen Job viel zu sehr liebe. Ja, eindeutiges Luxusproblem. Mein Job kann wie ein Rausch sein. Ein Erfolg jagt den nächsten und man will es immer und immer wieder, man bekommt nie genug. Das kann wirklich gefährlich werden. Auf der anderen Seite bin ich niemand, der sich von Niederlagen oder nervigen Auftraggebern ärgern lässt. Im Gegenteil, es spornt mich nur noch mehr an, noch mehr zu geben, um am Ende auch erfolgreich zu sein.
Es muss doch aber möglich sein, nach Feierabend auch mal wirklich abzuschalten. Was ist so schlimm daran? Es geht doch am nächsten Tag weiter. Wie man das macht, weiß ich nicht. Ich habe meine Methoden, die mir helfen, sind allerdings auch nicht die besten auf Dauer. Um meine Panik irgendwie in den Griff zu bekommen, stehe ich mittlerweile immer früher auf, aus Angst, nicht alles schaffen zu können. Aber da der Weg vom Bett zum Schreibtisch nur einen Meter beträgt, geht das. Zum aktuell hauseigenen „Fitness-Studio“ ist es nur einen Meter weiter. Mehr passiert dann über den Tag auch nicht.
Ich mache mir extrem viele Sorgen. Das würde ich so oder so tun, aber Corona macht es nicht besser. Und ich habe teilweise ein schlechtes Gewissen, da ich an einigen Stellen nicht so perfome, wie ich es gern hätte. Das liegt teilweise an mir, teilweise an Corona. Ich komme nur im Moment absolut nicht dazu, das zu analysieren. Die Schwachstellen aufzudecken und zu optimieren. Dazu ist das Tagesgeschäft gerade zu einnehmend.

Ich denke echt oft an unsere liebe Angela. Mit der Frau möchte ich wirklich nicht tauschen, vor allem jetzt nicht. Wie kommt die denn bitte auf ihr Leben klar? Dagegen lebe ich ja im reinsten Paradies.
Sitzt Angela auch jeden Abend mit Joachim auf der Couch und trinkt erstmal einen Schnaps und danach für jeden ne Pulle Wein, um überhaupt mal klar zu kommen? Also die Frau muss ja wirklich ein Nervenkostüm haben…psychologisch einwandfrei.
Ok, lassen wir diesen Vergleich.

Nicht nur der Job schreit in meinem Kopf, natürlich auch private Dinge. Sie sind aber leiser. Ich muss schon ganz genau zuhören, um sie richtig verstehen zu können und das ist echt anstrengend. Auch, weil eben so viel lauteres darüber liegt. Manchmal dringen Fetzen zu mir durch. Aber sie sind zu schwammig zu konfus, ich kann sie nicht greifen, nicht anhören. Das ist nicht gut. Aber ich denke, ich hebe das auf. Ich hebe es auf für eine Zeit, in der die Arbeit wieder leiser wird. Ich kann nicht alles auf einmal bearbeiten. Dann würde ich kaputt gehen. Das ist übrigens keine Abschieberei, sondern ein wertvoller Tipp, den mir mein Therapeut gegeben hat. man kann nicht immer an allen Baustellen arbeiten, wenn man nebenbei noch leben möchte. Und das möchte ich. Daher dosiere ich die Dinge.

Also laute Ruhe, vielleicht schreist du mich in Zukunft doch abundzu mal wieder an. Damit ich wach werde. Damit ich die wichtigen Baustellen nicht zu lange liegen lasse. Damit ich zuhöre. Weil das sehr wichtig für mich ist.

4 Gedanken zu “Schrei mich nicht an, laute Ruhe!

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