Is that the real me?

Die Frage stelle ich mir in der letzten Zeit immer wieder. Ich schaue in den Spiegel und ich schaue auf mein Leben, wie es sich momentan gestaltet. Es ist schön. Ich bin total zufrieden. Ich kann es echt gut mit mir selbst aushalten. Mein Geschäft läuft trotz schwieriger Umstände erstaunlich gut. Ich bin gesund, habe tolle Freunde und leidenschaftliche Liebhaber. Ansonsten habe ich keine Verpflichtungen und bin mir generell selbst die nächste. Ja, dazu stehe ich.

Nun mögen einige Menschen nur diese Momentaufnahme von mir sehen. Dann wirke ich sicher arrogant, unnahbar, ein bisschen übertrieben und sexy gestylt. Ich trage definitiv zu viel Make-up, bin oberflächlich und muss unbedingt jedem erzahlen, dass ich ja eine achso erfolgreiche Business-Frau bin und ich jeden Tag so viele Aufträge bekomme. Außerdem bin ich vegan und treibe jeden Tag Sport. Was für ein klischeemäßiger Lifestyle.

Was diese Hülle niemandem erzählt, ist dass der Weg dorthin lang und beschwerlich war. Wer hier regelmäßig mitliest, weiß das. Wer mich kennt, weiß das. Ich habe immer gesagt, dass die letzten zwei Jahre, mich maßgelich auf meinen „richtigen“ Weg gebracht haben. Ich halte daran fest, oder würde zumindest sagen, dass ich nach meiner Ehe wieder zu mir zurück finden musste. Das habe ich geschafft und ich bin noch ein ganzes Stück weiter gegangen. Ich habe mich weiterentwickelt, so wie es ja auch irrgendwie sein sollte.

Wer mich nicht kennt, weiß nicht, dass es in meiner Ehe immer Geldprobleme gab, an denen ich nicht schuld war, aber ich musste mich darum kümmern, damit wir am nächsten Tag noch genug Essen auf dem Tisch hatten und die Miete bezahlen konnten. Das war unglaublich anstrengend. Ich habe immer zurück gesteckt. Und konnte mir nur selten etwas gönnen. So richtig genießen konnte ich es dann auch nicht. Jetzt habe ich Geld und gönne mir gern mal den ein oder anderen Luxus, weil ich es kann, weil es meins ist. Darauf habe ich 7! Jahre hingearbeitet. Das ist mir nicht einfach in dem Schoß gefallen. Und auf diesem Weg haben mich so einige mit Füßen getreten. Wieder aufstehen ist das erste Geheimnis. Chancen erkennen und nutzen das zweite.

Wer mich nicht kennt, weiß nicht, dass ich einmal über 80kg gewogen habe. Und dass der Weg zu der Hülle, in der ich jetzte stecke, auch ein weiter war. Und vor allem ein harter. Aus Diät und Sport wurde Wahn, wurde eine Essstörung. Mittlerweile habe ich das Thema für meine Verhältniss gut unter Kontrolle, wer mich nicht kennt, weiß nicht, wie ich gelitten habe unter dem Hunger und dem Leid, welches ich mir damit selbst zugefügt habe. Selbst wer mich kennt, kennt davon nicht viel. Was ich sagen möchte: Mir wurde das hier nicht geschenkt. Wenn man etwas möchte, muss man dafür etwas tun.

Wer mich kannte, als ich noch verheiratet war, weiß wie eifersüchtig er war. Vor allem, wenn es darum ging, dass ich mich sexy kleidete. Natürlich fand er das schön. Aber dieser Anblick sollte eben auch nur ihm vorbehalten sein. Im Endeffekt bestimmte er mein äußeres. Ich wurde zum grauen Mäuschen. Vielleicht raste ich deswegen jetzt auch immer ein bisschen aus, was mein Styling angeht. Einfach nur, weil ich es kann und weil ich es mag. Verwandlung ist toll. Ich liebe Mode und ich liebe es, wandelbar zu sein.

Das hier ist nicht der verzweifelte Versuch, ein paar Menschen zu finden, die mir auf die Schulter klopfen. Das ist Selbsttherapie. Ich muss endlich kapieren, dass das hier Realität ist. Das bin ich und das ist super. Noch viel zu oft stehe ich morgens auf und glaube, alles ist ein Traum gewesen. Aber es ist und bleibt verdammt nochmal wahr. Habe ich so oft und lange zurückstecken müssen, dass ich mir jetzt selbst das Glück nicht gönne?

Ich bin glücklich und zufrieden, endlich mal. Und vor allem habe ich dadurch auch einen Teil meiner Angst vor Niederlagen oder Rückschlägen ablegen können. Ich kann darauf vertrauen, dass ich es auch ein weiteres Mal allein aus der Misere schaffe. Ich kann auch darauf vertrauen, dass man mir hilft, wenn ich es allein nicht schaffe. Ich habe das Gefühl, ich bin endlich erwachsen geworden. Ich kann ganz alleine laufen, ich kann alles allein. Na gut nicht ganz… Ich kann zum Beispiel gerade nicht meine neue Lampe anbringen, weil ich zu klein bin und weder eine Leiter, noch eine Bohrmaschine besitze. Aber ansonsten …. 😉

Es ist noch etwas passiert in diesem Prozess. Ich habe mich endlich abgenabelt von meinen Eltern. Letztens sprach ich davon, dass mir plötzlich ein paar Dinge klar wurden. Auch das hat meinen Weg beeinflusst. Ich dachte zunächst, es würde mich umbringen. Aber das Gegenteil trat ein. Es machte mich so stark wie nie zuvor. Aus dem Grund werde ich Weihnachten auch guten Gewissens in Berlin verbringen. Ich habe wirklich Lust darauf, es zu meinem ganz eigenen zu machen. Und ich habe absolut keine Angst vor der Einsamkeit.

Das hier ist zwar noch nicht der Jahresrückblick. Aber an dieser Stelle möchte ich festhalten: auch wenn die Umstände alles andere als günstig waren, war dieses Jahr rückblickend eines der besten überhaupt.

6 Gedanken zu “Is that the real me?

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