Nun sitze ich hier allein. Und obwohl ich dachte, jetzt geht es so richtig abwärts, geht es mir langsam irgendwie immer besser. Aber von vorn…
Die meisten haben es mittlerweile mitbekommen: Elli ist wieder Single. Die Entscheidung war schmerzhaft, vor allem deshalb, weil eigentlich gar nichts vorgefallen ist. Wir haben uns nicht gegenseitig betrogen, belogen oder sonstige schlimme, verletztende Dinge getan. Wir haben einfach nach einem langen Kampf festgestellt, dass wir beide miteinander nicht funktionieren. Das ist traurig, aber für den Moment auch nicht zu ändern. Und nachdem jeder von uns mal ein paar Wochen Zeit hatte, sich wieder ausgiebig mit sich selbst zu beschäftigen, scheint es uns beiden ganz gut zu gehen. Klar, war es am Anfang hart. Aber nach einigen Trennungen, weiß man auch irgendwann besser damit umzugehen. Und diese war wirklich eine sanfte. Zwischen uns gibt es kein böses Blut. Wir reden auch noch miteinander.
Ich bereue nichts in dieser Beziehung. Sie hat mich unglaublich voran gebracht im Kampf mit meinen inneren Dämonen. Dadurch, dass ich ständig mit meiner Bindungsanst konfrontiert war und damit eben auch indirekt mit den Ursachen, bzw. der Suche danach, habe ich mich endlich damit auseinandergesetzt. Es kam ganz plötzlich. Wir hatten gerade eigentlich mal wieder eine Diskussion über die Beziehung und mein Rückzugsverhalten, als es über mich hereinbrach. Wie ein fieser Schlag in die Magengrube. Das Gefühl ging einmal vom Kopf durch die Brust mitten durch den Magen, schlug auf und flog wieder nach oben. Das habe ich mit solcher Heftigkeit noch nie erlebt. Und dann überrollte mich die Erkenntnis, dass nicht etwa mein Ex-Mann an der ganzen Misere Schuld hat (zumindest nicht nur), sondern die eigntlichen Ursachen wesentlich tiefer liegen. Oh Wunder…
Nun ist damit natürlich nicht alles wieder in Ordnung. Aber ich merke, wie es mir hilft, über Dinge anders zu denken, sie besser zu reflektieren und zu verstehen, wieso ich mich eben manchmal so fühle, wie ich mich fühle. Ich habe dazu letztens einen sehr interessanten Beitrag bei Insta gesehen. Darin hieß es, dass Sitzungen beim Psychotherapeuten keine reine Behandlung von Kranken ist, sondern viel mehr eine Art Unterrichtsstunde. Eine, die jeder von uns gut gebrauchen könne. Man lernt nämlich in der Therapie genau das: mit Gefühlen richtig umgehen, sie gut behandeln, sie verstehen. So fallen einem viele Dinge leichter. Das ist wie Lesen oder Rechnen lernen. Die Buchstaben und Zahlen allein bringen einem nichts, man muss sie richtig kombinieren, interpretieren, addieren….
Das Wissen, welches ich jetzt über meine Gefühle und vor allem meine Ängste habe, befreit mich. Es befreit mich von Sorgen und Ungewissheit. Und ich habe endlich das Gefühl, dass ich erwachsen bin. Mit 30…wow! Plötzlich ist da nicht mehr dieses rastlose und vor allem zermürbende, lähmende Grübeln. Endlich! Und ich habe endlich Zeit, mich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren.
Ist es wirklich so einfach? Naja, sicher nicht. Zudem haben wir aktuell ja auch eine wirklich außergewöhnliche Situation. Ich muss aber sagen, nach der depressiven Stimmung der ersten drei Wochen, fühle ich mich die Tage endlich mal wieder gut. Vielleicht auch, weil ich meinen persönlichen Rhythmus wieder gefunden habe. Das dauert ja immer eine Weile. Und so verbringe ich die Tage mit Arbeiten und Sport und eben mit mir selbst. Und damit fahre ich ganz gut. Es bleibt ja sonst kaum etwas. Mal abgesehen von meinen Mädels, die immer super toll für mich da sind und mich für sich da sein lassen.
Außerdem versuche ich, die Zeit ohne Sex-Partys zu „genießen“ und meine eigene natürliche Libido wiederzufinden. Auch das ist eine spannende Reise. Natürlich reizen mich Treffen mit mehreren Leuten auch mal wieder. Aber ich habe beschlossen, dass ich es moralisch nicht vertretbar finde, meine Libido über die Regeln zu stellen.
Das ist auch mal okay. Ich habe ein paar nette Toys gekauft…hach Leute…es gibt so schöne Spielereien. Schon mal von einem Vibrator mit Remote-Bedienfunktion gehört? Ich sage euch, das ist die Lockdown Lösung schlechthin.
Okay, ich schweife ab. Ich möchte eigentlich nur sagen: Ich bin wohlauf. „Es geht mir gut“ fände ich übertrieben. Ich habe echt viel zu tun in jeglicher Hinsicht und insofern kommt mir aktuell diese Ruhe und das Wegbleiben jeglicher Reize von Außen wirklich zu Gute. Ein bisschen zwingt die Situation mich auch dazu. Und ich denke, es ist Zeit, dass ich mich nicht mehr wehre, sondern die Möglichkeit nutze.