Liebe vergeht

Wie oft habe ich in den letzten Monaten das Konzept Liebe hinterfragt. Wie sehr habe ich mir damals eingebildet, den Mann, dem ich das Ja-Wort gab, wirklich zu lieben, dass meine Welt ohne ihn keinen Sinn macht, dass ich niemals mehr ohne ihn würde leben können. Und siehe da, ich lebe noch und es geht mir gut. Das will ich echt mal festhalten: ES GEHT MIR GUT! Egal, was jetzt noch kommt.

Liebe ist vergänglich. Liebe ist nur ein Wort, eine Seifenblase – kurz schillernd und dann schnell zerplatzt. Am einen Tag sind da noch 1000 Schmetterlinge und dann nennen wir es Liebe, weil sie uns beflügeln und wir nicht wissen, wie wir sonst dazu sagen sollen und am nächsten Tag spüren wir nichts mehr. Als wären wir plötzlich zu Stein geworden. Stumpf und kalt. Manchmal passiert das auch langsam und schleichend. Manchmal passiert es sogar, weil man den anderen immer besser kennenlernt.

Liebe muss funktionieren. Liebe hat so unendlich viele Bedingungen und Kompromisse. Wenn man sich darauf nicht einlässt, hat man verloren. Oder schlimmer, wenn man es nicht kann, dann hat man versagt. Sogar die Werbung suggeriert uns, dass wir nur zu zweit wirklich komplett sind und man bei einem Leben allein nur die Schattenseiten zu sehen bekommt, nur die Reste auslöffeln darf und sowieso überhaupt nichts so richtig schön ist. Danke Paarship, schon verstanden!

Ich kenne dieses Liebesgefühl. Es war schon öfter Gast bei mir. Aber es geht doch immer recht schnell wieder und am Ende bin ich wieder allein. Ich bin gern allein. Ja, wirklich. Ich liebe es, mit mir allein zu sein. Ich schätze, das kann auch nicht jeder von sich behaupten. Ich bin bin gern allein, weil ich Angst habe, dass aus Empathie Selbstaufgabe wird. Dass ich mich wieder verliere, sobald ich jemanden in mein Leben lasse. Lieber renne ich, anstatt zu bleiben. Lieber leide ich still und nur für mich, als jemanden damit zu belangen, der mir am Herzen liegt.

Ich denke, ich bin eine gute Freundin. Ich gebe gern und tue Dinge, die meinen Liebsten das Leben erleichtern. Eine gute Partnerin bin ich wohl nicht. Zumindest tue ich eine ganze Menge dafür, es nicht sein zu können. Mit Erfolg. Erfolgreich schaffe ich es, dass mein Gegenüber sich schlecht fühlt.

Und jedes Mal, wenn ich mir wieder erfolgreich eingeredet habe, verliebt zu sein, wache ich auf aus diesem Traum, aus dieser Zuckerwattewelt. Und ich realisiere, dass ich es mir vielleicht ein weiteres Mal eingebildet habe, es mir so sehr gewünscht habe. Und jedes Mal bin ich ein bisschen mehr enttäuscht und jedes Mal verliere ich den Glauben an diese komische Liebe etwas mehr. Kommt es irgendwann gar nicht mehr, das bezaubernde Prickeln im Bauch? Das debile Grinsen, mit dem man durch die Welt geht, wenn man an den einen denkt? Ist das lediglich Wunschdenken, was uns durch Märchen und Erziehung in Hirn, Herz und Bauch gemeißelt wurde?

Ich kann all diese Fragen nicht beantworten. Vielleicht jetzt nicht, vielleicht auch nie. Ich weiß es nicht. Es fällt mir unfassbar schwer, mich mit diesem Thema zu befassen. Es macht mich traurig und auch ein bisschen wütend und am Ende verzweifelt. Wer ist denn hier kaputt? Haben die irgendwo ein Teil vergessen beim Zusammenschrauben? Oder ist da unterwegs mal was abgebrochen?

Alles was ich weiß, ist dass ich mich gerade in einer echt komischen Phase befinde. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich mal so ein großes Bedürfnis nach Einsamkeit hatte. Meistens war eher das Gegenteil der Fall. Vielleicht ist es die aktuelle Situation, vielleicht ist es ein bisschen Masochismus, vielleicht ein klein wenig Gewohnheit gemischt mit einem Funken Faulheit. Wer kann sowas schon genau sagen?
Ich fühle mich leer, kalt, stumpf und kein bisschen beflügelt. Da ist nichts mehr. Das macht mich ein wenig traurig, aber auf eine merkwürdige Art und Weise beruhigt es mich auch. Liebe vergeht!

8 Gedanken zu “Liebe vergeht

  1. Manchmal wünscht man es sich vielleicht auch einfach zu sehr und das Potential ist groß, dass man sich verrennt. Zu dem heißt es nicht, dass Liebe einen glücklich macht und immer alles perfekt sein muß. Im Gegenteil: Liebe bringt immer ein großes Stückchen Arbeit mit sich. Ich wünsche Dir, dass Du erst mal wieder gut bei Dir selbst ankommst! Herzlichst, Sovely

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    • Lieben Dank für deine Worte. Ja, Liebe (oder wie auch immer man es nennt) ist harte Arbeit. Das muss man wollen und dann auch noch schaffen. Insofern arbeite ich jetzt wirklich erstmal wieder intensiv an meiner Beziehung zu mir. Die habe ich nämlich richtig erfolgreich mit Ignoranz gestraft.

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