Ich möchte zu meinem vorherigen Post gerne noch etwas nachtragen. Vor allem deswegen, weil diese Authentizität in sozialen Medien nicht nur das Thema sexuelle Belästigung, welches ich angesprochen habe, angeht, sondern sich gerade auf weitere Diskurse ausbreitet.
#BlackoutTuesday hat es diese Woche mal wieder gezeigt. Dabei sollte man am Dienstag auf Insatgram ein schwarzes Quadrat posten, als Zeichen für Solidarität mit Opfern rassistischer Gewalt. Ich muss sagen, ich habe das erst im Nachinein mitbekommen. Und ehrlich gesagt, streubte sich in mir schon wieder alles. Ich finde so etwas generell wirklich toll. Und das letzte, was ich bin, ist rassistisch. Was mich stört ist, dass es schon wieder so eine „Mitläufer-Kampagne“ ist. Jeder sieht das und denkt: Boah, da mach ich mit. Und Promis sind sowieso dabei. Es will sich ja keiner am Ende als Rassist schimpfen lassen, weil er sich dem entzogen hat. Eine Instagramerin hat es schön auf den Punkt gebracht. Wir sind keine schlechteren Menschen, nur weil wir unsere Anteilnahme nicht öffentlich bekunden. Es gibt übrigens auch Menschen, die keine sozialen Medien nutzen. Andererseits, gibt es dann auch wieder die, die sich deken, mach ich, aber dahinter ist nichts als heiße Luft. Die haben das irgendwo aufgeschnappt und fühlen sich dann ganz kurz als guter Mensch.
Und dieses Prinzip beoachte ich schon lange. Da ist es egal, ob es um Vergewaltigungen, Rassismus oder Tierschutz geht. Es gibt die, die es ernst meinen, sich dafür einsetzen und vielleicht am Ende sogar etwas bewegen. Und es gibt arme Mitläufer, die sich nur profilieren wollen. Die Frage, wer am Ende die besseren Menschen sind, erübrigt sich. Und es sagt ja auch keiner, dass wir alle plötzlich im Tierschutz aktiv sein und vegan leben müssen. Das meine ich mit Authentizität. Es reicht, wenn jeder einzelne einfach vor seiner eigenen Tür kehrt. Und wenn eine „gute Tat“ nicht in die Öffentlichkeit gestellt werden muss, nur um dafür die Lohrbeeren abzusahnen.
Es gibt die, die es ernst meinen, aber die kennen wir auch ohne Insta-Proof. Und dann wiederum gibt es die intellektuellen, die kreativen und bei denen sehen wie dann doch, dass sie es ein bisschen ernster meinen als andere. Ich habe nämlich unter all den schwarzen Quadraten auch immer mal wieder Ausnahmen gesehen, die ins Auge stachen. bei allem anderen, was schwarz war, habe ich mir kaum die Mühe gemacht, den Namen zu lesen.
Und warum habe ich trotzdem so etwas wie ein schlechtes Gewissen, weil ich es nicht gemacht habe? Weil – und das gebe ich ganz ehrlich – es mich tatsächlich unter Druck gesetzt hat, dass alle das posten.
Und insofern hat das Ganze vielleicht doch zumindest ein bisschen was gebracht. Das Thema ist in allermunde. Ich hoffe, dass es so bleibt, dass Menschen mehr nachdenken, solidarischer sind und wir insgesamt mehr an ein gemeinsames Miteinander denken. Ich meine, die aktuelle Krise zeigt es doch. Wir sind alle gleich. Corona macht weder vor schwarz noch weiß halt, Corona kennt keine Grenzen.
Wir sind alle gleich!!!