Manchmal denke ich, Soziologie wäre auch ein gutes Studienfach für mich gewesen. Die Frage ist natürlich, was man damit am Ende anfängt. Ist auch egal, das soll heute nicht mein Thema sein.
Ich finde es aktuell in vielerlei Hinsicht sehr spannend, einen Blick auf unsere Gesellschaft zu werfen. Und das leider nicht immer nur im positiven Sinne. Hier tun sich teilweise Abgründe auf, da kann man nur staunen.
Man hört allein in den Medien eine Menge gruseliger Dinge. Zum Beispiel, dass irgendwelche Idioten absichtlich Polizisten angespuckt haben. Aus Ärger, aus Trotz? Keine Ahnung. Aber da greift sich jeder normale Mensch echt an den Kopf.
Oder, dass am letzten Wochenende in Berlin eine Demo von 250 Leuten aufgelöst werden musste. Gehts noch?! Echt mal Leute, so viel Dummheit tut doch weh. Warum muss es denn immer irgendwelche Deppen geben, die anscheinend aus Prinzip einfach alles anders machen?! Ist ja kein Wunder, dass die Welt es uns jetzt einfach allen heimzahlt. Mir gefällt der Scheiß hier auch nicht. Aber mit Trotz und Antihaltung macht man es am Ende eben auch nicht besser.
Zum Thema Hamsterkäufe muss man eigentlich nicht viel mehr sagen. Und so groß ist das Geheimnis am Ende auch nicht, dass es eher die sozialen Unterschichten sind, die der Massenhysterie verfallen und wie die Bekloppten in die Supermärkte rennen. Letzte Woche stand ich in einem großen Supermarkt in der Snack-Abteilung. In den meisten Regalen herrschte gähnende Leere. Allerdings nur in denen mit dem regulären fettigen, salzigen Knabberkram. Dinge wie Vollkornsalzstangen oder Biogebäck waren noch ausreichend vorhanden. Genauso, wie die meisten Bio-Supermärkte noch über alle Waren verfügen.
Also ich sage jetzt laut, was hier für jeden offensichtlich ist: Das ist der absolute Beweis dafür, dass wir eher von bildungsschwachen und einkommensschwachen Teilen der Bevölkerung sprechen, die hier hamstern wie die Kaputten, obwohl das überhaupt nicht nötig ist. Wann zur Hölle hat das angefangen und wer hat denen gesagt, sie sollen das machen? Es hat einfach etwas mit Fairness und Rücksichtnahme zu tun. Wenn ich irgendwann mal wirklich Klopapier brauche, stehe ich nämlich da und gucke blöd, weil es nirgends welches gibt.
Es ist ein Spiegel der Gesellschaft, der uns hier vorgehalten wird. Und auch, wenn wir uns zu gern darüber lustig machen, ist es doch eigentlich echt traurig. Offensichtlich haben die Menschen Angst. Die Menschen, die sowieso schon nicht viel haben, haben Angst, dass sie am Ende ohne etwas dastehen, dass sie verhungern und sich nicht mehr den Arsch abwischen können. Sie haben Angst, dass das System sie im Stich lässt. Sind sie es gewohnt, um jedes Stückchen Brot kämpfen zu müssen? Oder glauben sie wirklich an apokalyptische Zustände?
Das Problem ist, dass wir Gefahr laufen, dass nach der Krise die Schere zwischen „Ober- und Unterschicht“ noch größer wird. Wenn es schlecht läuft, dann haben wir am Ende noch die Superreichen und die ganz Armen, die Bildungselite und den Rest. Man stelle es sich nur einmal vor. Die eine Hälfte der Menschen am Existenzminimum, immer in der Angst, nicht mehr genug abzubekommen. Die andere Hälfte in einer Welt des absoluten Überfluss. Was kommt dann? Der dritte Weltkrieg?
Da sind einerseits die, die vorher schon nicht viel hatten und die es vielleicht einfach nicht besser wussten (Stichwort Hamstern). Wenn sie nicht dazu lernen, wird es auch immer dabei bleiben. Und dann gibt es die, die vor der Krise eigentlich ganz gut da standen. Die aber durch Kurzarbeit und fehlende Aufträge am Ende auch nichts mehr haben. Was bleibt, ist eine Suppe. Alle gleich arm und mittellos. Aber solange ist dann eben immernoch die gibt, die im Geld schwimmen, wird das Gefälle ein ungeahntes Ausmaß annehmen.
Okay ja, das ist jetzt ein übertriebenes Horrorszenario, welches ich hier zeichne. Es wird vermutlich nicht so krass werden. Oder besser gesagt: Hoffentlich! Ich vertraue darauf, oder ich will vielmehr darauf vertrauen, dass sich der Staat ganz viele tolle Rettungspakete für alle Menschen einfallen lässt. Jeder, der aufgrund der Krise aktuell zurückstecken muss, sollte dafür einen gerechten Ausgleich bekommen. Offensichtlich ist gerade vieles möglich, was vorher kaum denkbar war. Oder vorher hat darüber einfach keiner nachgedacht. Ich habe am Samstag Soforthilfe beantragt. Und aber hallo, der Name ist tatsächlich Programm, wer hätte das gedacht. Der Antrag wurde innerhalb von zwei Tagen bearbeitet. Deutschland, Land der Bürokratie machts möglich. Tja, also offensichtlich passieren hier doch noch Wunder.
Und genau diese Tatsäche lässt mich weiter hoffen, dass irgendwann wieder alles gut wird. Und ich werde mich solange wie möglich an dieser Hoffnung festhalten. Und, wenn ich noch mehr hoffen darf, dann hoffe ich auch, dass noch mehr Menschen ihr Gehirn einschalten, dass sie zuhören, dass sie aufhören, nur an sich zu denken. Und dass dies uns allen nachhaltig erhalten bleibt.