FantaC Vol. II: Digitalisierung

Mal ohne Mist, es schimpfen so viele über die Digitalisierung. Weil alles jetzt so schnelllebig und überall verfügbar ist. Weil wir teilweise kaum noch aufschauen von den sozialen Medien, oder von den Medien aktuell. Egal ob im Job oder im Privaten. Und weil wir angeblich den Blick für das Wesentliche verlieren. Ich muss sagen, das ist wahr. Ich persönlich finde das nicht so schlimm, weil das meiner Meinung nach eine ganz natürlich Entwicklung ist. Und ich glaube, der Grund für den Verlust den Blickes des Wesentlichen liegt nicht in der Digitalisierung.

Und jetzt in der aktuellen Situation scheinen wir alle ganz schön froh darüber zu sein. Denn Internet macht social distancing überhaupt so angenehm, wie es vermutlich nie zuvor war. Obwohl wir nicht bei unseren Liebsten sind, können wir sie jeden Tag hören, sprechen, ja sogar sehen und an unserem Alltag teilhaben lassen. Man stelle sich das mal vor 30 Jahren vor. Da hätte man schön raus gehen können zur Telefonzelle, oder einmal die Woche einen Brief schreiben.

Das Internet ermöglicht es uns, dass wir von zu Hause aus arbeiten. Teilweise macht es überhaupt keinen Unterschied mehr, ob man im Büro sitzt oder zu Hause auf der Couch. Aufgrund der neuesten Technik können wir die meisten Prozesse von jedem beliebigen Ort aus steuern. Zudem müssen die Unternehmen mehr Vertrauen in ihre Mitarbeiter setzen. Das beruht auf Gegenseitigkeit und ist ein wichtiger Schritt im gemeinsamen Miteinander.

Aber nicht nur Kommunikation ist so viel leichter, auch unsere Freizeitgestaltung übernimmt das Internet. Aktuell werden die Leute kreativ und überlegen, wie sich sich die Zeit „sinnvoll“ vertreiben können. Menschen suchen nach Möglichkeiten zur Weiterbildung. Menschen wollen ihr Wissen und ihre Skills teilen. Man kann online Sportkurse machen, Konzerte besuchen, zeichnen lernen, neue Sprachen kennenlernen, ja sogar Clubs streamen nachts ihre DJ-Sets… und und und.
Das ist großartig und ich denke der Boom wird eine Weile anhalten.

Und nicht zu vergessen: Lieferservices. Wie viele Leute greifen heute noch altmodisch zum Telefon oder füllen einen Bestellschein aus? Nein, man öffnet den Browser oder eine App und bestellt alles bequem über das Internet nach Hause. Sei es Essen oder andere Dinge, die einem das Leben schöner machen. Ja, ich weiß, das ist nicht so neu, aber erfährt jetzt definitiv nochmal einen weiteren Aufschwung.

Wir haben jahrelang darauf hingearbeitet, dass wir in einer Zeit wie jetzt überleben können, weil wir all diese super praktischen und bequemen Dinge erfunden haben. Und so sehr manch einer darüber schimpft, umso glücklicher sind die meisten wohl aktuell, dass wir auf so wenig verzichten müssen. Ja WENIG!

Das mögliche Szenario, welches sich hier abzeichnet: Werden wir auch nach Corona eher bequem sein, fast alles von zu Hause erledigen und weniger raus gehen?
Man gehe mal davon aus, wir Menschen gewöhnen uns daran, alles von zu Hause aus zu erledigen. Wird das passieren?
Dann sitzen wir noch noch auf der Couch. In unserer individuellen Schaltzentrale. Dort leben, essen, schlafen und arbeiten wir. Wir müssen gar nicht mehr rausgehen, weil wir alles, was wir zum leben brauchen zu Hause haben oder nach Hause geliefert bekommen.

Klingt irgendwie gruselig. Und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sich so ein Leben grundlegend durchsetzt. Man bedenke nur, dass sich nicht jeder Job zum Homeoffice eignet. Diese Berufszzweige habe ich in dieser FantaC jetzt bewusst außen vor gelassen.
Aber davon mal abgesehen, wenn ich nur noch zu Hause bin, erlebe ich auch nichts. Wenn ich nichts erlebe, habe ich nichts, was ich mit Menschen teilen kann. Gesellschaftlich würden wir dann wohl eher irgendwann zum Stillstand kommen. Jeder würde zwar unglaublich viel konsumieren, aber eben nur für sich und mit wenig Interaktion. Jeder würde nur noch in seiner eigenen Blase leben.
Man merkt es ja jetzt schon. Worum drehen sich die Gespräche? Um Corona, genau! Was man so tut und was es einem bringt und wie man den Tag übersteht und wo mal wieder das Klopapier ausgegangen ist… Aber so wirklich viel Substanz hat das nicht. Das erlebe ich aktuell ziemlich oft. So sehr ich es liebe, mit meinen Liebsten zu reden. Irgendwann gehen einem die Themen aus, wenn man nicht mehr erleben Kann. An Familien und Kinder denke ich dabei im Moment noch gar nicht.

So neu und spannend und nützlich die aktuellen Angebote gerade auch sind, werden sich irgendwann (hoffentlich) die anderen (bald wieder möglichen) Aktivitäten wieder etablieren. Und wer weiß, vielleicht finden wir auch tolle Symbiosen zwischen der virtuellen Welt und der Realität.

Grundlegend finde ich es wirklich toll, wie viele Ideen die Menschen haben, sich nicht nur sinnlos die Zeit zu vertreiben, sondern Gutes zu tun, Wissen zu teilen und kreativ zu werden. Weiter so!

2 Gedanken zu “FantaC Vol. II: Digitalisierung

  1. Ich bin sehr gespannt wie unsere Gesellschaft nach dem Virus sein wird. Werden die Menschen die Isolierung dann „freiwillig“ fortsetzen, werden wir wieder spontaner sein, einfach bei Freunden klingeln? Werden wir mehr aufeinader 8 geben oder noch rücksichtsloser?
    Ich persönlich bin froh im Büro Menschen begegnen zu können.

    Gefällt 2 Personen

  2. Also, ich war vor 20 Jahren mal meldepflichtig länger krank inclusive Quarantäne at home. Ohne Internet, mit Essen vor die Wohnungstür gestellt kriegen. Das war insgesamt gut zu bewerkstellingen. Für diejeniegen, die mich lieb haben, war es problematisch. Von allen Anderen habe ich nichts mmehr gehört, auch hinterher nicht mehr.
    Ich denke mal, daß Home office einen Schub bekommen wird, der derzeit noch eher durch Mißtrauen von manchem Arbeitgeber gehindert wird. An andere Veränderungen kann ich mich gewöhnen: etwa den „Spuckschutz“ an der Supermarkt- Kasse, der wirkt ja in beide Richtungen 😉 Ich empfinde die Leute dort auch als freundlicher, entschleunigter. Im Baumarkt wollten sie uns neulich zügig wieder raus haben und haben das mit einer wirklich zielstrebigen und netten Beratung kaschiert. Sollen die gern auch „hinterher“ machen. 🙂

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