So zufrieden

Nein Leute, ich bin nicht schreibfaul geworden, nur irgendwie zufrieden. Meist dokumentiere ich meine Gedanken hier, wenn ich Sorgen habe, oder mich etwas sehr beschäftigt, um den Kopf frei zu bekommen und Balast abzuwerfen. Irgendwie habe ich zur Zeit so wenig Balast, weshalb meine Schreibwut etwas gemildert wurde.
Das heißt natürlich nicht, dass es langweilig wurde in meinem Leben. Aber irgendwie hat sich in den letzten Wochen alles ganz gut geregelt und einen sehr zufriedenstellenden Status angenommen. Obwohl das, wenn ich zwei bis drei Wochen zurück blicke, noch gar nicht so aussah.

Zum einen hing ich job- und auftragsmäßig noch ziemlich in der Luft. Auch wenn alle immer sagten, es wird schon alles gut werden. Tinte auf Papier ist eben mehr wert, als das gesprochene Wort. Zum anderen habe ich mich an den Wochenenden immer ganz schön abgeschossen und meinem Körper durch Alkohol und Co. ganz schön zugesetzt. Mein Schlafrhythmus war im Eimer, meine Nerven hingen an seidenen Fäden. Dafür ging es mir lange Zeit noch verdammt gut, wie ich immer wieder feststellen musste. Aber erfahrungsgemäß geht soetwas trotzdem nur eine begrenzte Zeit gut. Und so war es dann auch. Mindestens zwei Wochen merkte ich immer mal wieder ein Kratzen im Hals. Es ging aber auch immer wieder weg. Also konnte ich es irgnorieren und weiter machen. Und ich machte weiter. Auch als ich mit einem Fieberschub im Büro stand und meine Kisten packte, machte ich weiter. Bis ich ein paar Tage später kaum mehr zu einer Bewegung fähig war. Ich hatte Gliederschmerzen und Schüttelfrost und wollte eigentlich gar nichts mehr machen, außer schlafen und meine Ruhe haben. Am Ende hatte es mich doch um einiges heftiger erwischt, als mir lieb war. Aber das musste ja so sein.

Ich gönnte mir dann so gut es eben ging wirklich mal drei Tage Ruhe und strich Sport, Alkohol und Zigaretten von meiner Tagesordnung. Und siehe da, am vierten Tag fühlte ich mich deutlich besser, fitter ausgeruhter und konnte auch endlich wieder das Haus verlassen. Ich musste sogar, denn die Auflösung meines alten Büros stand an und es waren noch ein paar Dinge zu erledigen.

Irgendwie war es am Ende meines letzten Arbeitstages dann gar nicht so dramatisch wie gedacht. Vielleicht auch deswegen, weil ich ohnehin die Wochen zuvor eher selten im Büro war und weil seit meine Auszubildende weg war, sowieso gar nichts mehr so war wie bisher. Abschied genommen hatte ich innerlich schon. Und ein Teil von mit wollte auch nicht Tschüss sagen, zum Beispiel zu meinem Büro Nachbarn, mit dem ich in den letzten Monaten eine richtige Freundschaft aufgebaut hatte und der gleichermaßen traurig über meinen Fortgang war. Am Ende verließ ich das Büro mit einem flauen Gefühl im Bauch. Es war Erleichterung, aber auch ein bisschen Angst. Ansgt, den Boden unter den Füßen zu verlieren, Angst, vor dem „Auf mich allein gestellt sein“. Aber da war auch Freude. Freude darüber, ein ungeliebtes Kind endlich abstoßen zu können. Nicht mehr auf meine debilen Chefs angewiesen zu sein. Die haben sich übrigens nicht einmal zu einem Tschüss oder Danke Frau L hinreißen lassen. Naja, was hab ich denn auch erwartet?!

Tatsächlich dauerte es keinen Tag, bis ich mich gedanklich von diesem alten Job gelöst hatte, was eben hauptsächlich mit den eher unschönen und unbequemen letzten Monaten zu tun hatte. Dennoch führte ich mir noch einmal vor Augen, was ich in den letzten secheinhalb Jahren erlebt und erreicht hatte. Und jetzt sollte mein neues Business endlich starten.

Irgendwie war der Übergang ja auch fließend gewesen. Einen kleinen Job hatte ich schon angefangen und so arbeite ich jetzt einen Tag die Woche in einer echt tollen Agentur in Mitte. Und ich schaffte es auch endlich, mich mit meinem potentiellen Hautauftraggeber auf vernünftige Konditionen zu einigen und unterschrieb ein paar Tage darauf dann endlich feierlich den Vertrag. ENDLICH! Es wurde aber auch Zeit. Aber irgendwie war mir das klar gewesen, dass dieser sehr wichtige Schritt erst auf den letzten Drücker passieren würde.

So richtig happy war ich danach allerdings immer noch nicht. Dieser Vertrag bedeutete auch eine ganze Menge Druck. Die Leute erwarteten mehr denn je von mir, die Verantwortung wuchs. Und gleichzeitig erwarte ich ja auch eine Menge von mir selbst. Jeder Cent, den ich verdiene, sichert meine Miete und mein Essen. Nun kann ich mich nicht mehr auf einer Festanstellung ausruhen. Panik stieg in mir auf. Was wenn morgen alle Aufträge ausbleiben würden? Undenkbar! Scheitern ist keine Option.
Einen Tag später sah die Welt schon wieder viel rosiger aus. Ich hatte einige Anfragen auf den Tisch bekommen und die waren vielversprechend. Und plötzlich saß ich da und war vollkommen von der Rolle. Zumindest für den Moment war die Panik heiße Luft. Es lief und zwar rasant mit Rückenwind und so!

Ein positiver Nebeneffekt meiner Krankheit war übrigens, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit absolut keinen Appetit auf Alkohol verspürte. Und dieses Gefühl hölt sich. Unglaublich. Auch die Lust auf Zigartetten hält sich in Grenzen, obwohl ich wieder fast topfit bin. Irgendwie ist das erleichternd, zu sehen, dass ich auch ohne diese Suchtmittel kann. Ich verlor nebenbei ein paar Kilos und fühle mich seither insgesamt fitter, munterer und ausgeruhter. Selbst meine Schlafstörungen machen mir weniger zu schaffen.

Wenn ich an all das denke, dann fällt mir immer wieder ein, woran ich in den letzten zwei Jahren mehr und mehr zu glauben gelernt habe: Karma! Nicht umsonst ziehrt der Schriftug seit zwei Wochen meinen linken Unterarm. Karma regelt das. Und so ist es wirklich. Ich brauche keine Neujahrsvorsätze, um mit dem Trinken aufzuhören. Ich achte auch so auf mich und meinen Körper und mein Körper hat es verdammt gut drauf, mir zu sagen, was er braucht und was nicht. Ich kann mir und meinem gesunden Intrinkt und Menschenverstand trauen. Und das ist ein schönes Gefühl. Selbstvertrauen nennt sich das wohl.

Und auch meine zwischenmenschlichen Beziehungen laufen super. Ja, ich könnte etwas mehr Sex haben. Aber aufgrund der Jobsache, stand mir danach recht selten der Sinn. Und aufgrund der Krankheit, war ich ohnehin zu einer Pause gezwungen.
Am letzten Samstag war ich bei MK. Ich habe das Gefühl, wir haben ein neues Level unserer Beziehung erreicht. Wir wissen langsam, wie wir ticken, was uns und dem anderen gut tut. Und so haben wir uns auch endlich mal wieder an kleine Schweinereien und die Überwindung meiner persönliches sexuellen Grenzen gewagt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Und auch hier habe ich mal wieder gemerkt, dass es nichts bringt, mir unnötig Gedanken und Sorgen über Beziehungen und Gefühle zu machen. Auch hier lenkt uns die Intuition von ganz allein. Herz und Seele wissen, wo sie hin wollen und was ihnen gefällt. Man muss nur lernen, sich darauf einzulassen.

Es hat eine Weile gebraucht, bis ich an dem Punkt war, an dem ich nun bin mit mir selbst. Aber es fühlt sich gut an. Und ich vertraue darauf, dass es weiter geht. Es geht auch sicher immer mal wieder auf und ab. Aber ich vergesse nicht, was ich auf meinem Weg gelernt habe und ich bin gespannt und neugierig, welche Abenteuer und Herausforderungen noch auf mich warten.

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