Baustellen…

Ich fühle mich leer, abgestumpft und ausgelaugt.
Zu viele Baustellen, zu viel im Kopf.
Im Moment stehe ich – vor allem beruflich – enorm unter Druck. Ich habe wichtige Termine, bei denen es um viel Geld aber vor allem auch um meine Zukunft geht.
In meiner Branche ist es wichtig, neben Verhandlungsgeschick auch einen guten Ruf zu haben. An einigen Stellen habe ich den schon, an anderen muss ich mir den erst erarbeiten.
Ich bin Perfektionistin. Ganz oder gar nicht. Ich kämpfe für das, was ich möchte, damit ich mir die Anerkennung verdiene. Damit ich am Ende bekomme, was ich verdiene und verdiene, was ich bekomme.

Das ist anstrengend. Ich will im Fokus bleiben. Ablenkung tut mir nicht gut.
Aber dieser Fokus macht mich auch kalt und abweisend. Ich lasse keine Gefühle zu.

Letzte Woche war eine dieser ganz besonders harten Wochen. Da waren Dinge, die ich plötzlich tun musste, die ich nie zuvor getan hatte. Und alle erwarteten viel von mir. Alle setzten mich unter Druck. Am meisten ich selbst. Um nicht durchzudrehen und vor Stress zu ersticken, versuchte ich, mich auf die wichtigen Dinge zu fokussieren. Das führte wiederum dazu, dass andere Sachen auf der Strecke blieben. So auch meine Aufgaben als gehorsame Sub. Ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren, dazu hatte ich keinen Nerv. Ich hatte auf Verständnis gehofft. Doch das, was ich bekam, entsprach nicht dem, was ich erwartete. Noch mehr Druck. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. ich wurde panisch. Und vor Schreck steckte ich erst einmal den Kopf in den Sand.

Ich legte den Kontakt auf Eis und reagierte tagelang aus Protest überhaupt nicht auf meine Doms. Zu sehen, dass sie mir schrieben, sich fragten, was los sei, machte das Gefühl aber noch viel schlimmer. Ich hasse es selbst so sehr, wenn jemand ohne Erklärung abtaucht. Aber ich brauchte meine Kraft für anderes und vor allem brauchte ich Zeit, um herauszufinden, was ich denn eigentlich will. Zudem stellte sich mir die Frage, wer hier eigentlich von wem abhängig war.

Ich fühlte mich plötzlich eingeengt und unter Druck gesetzt von einer Sache, die doch eigentlich Spaß machen sollte. Ich bekam ein Gefühl von Verbindlichkeit und Verantwortlichkeit, vielleicht auch Abhängigkeit. Ich fühlte mich, als müsse ich alles tun, um diesen Menschen zu gefallen, ihnen alles recht machen. Etwas in mir sträubte sich und ich wollte mich nicht verbiegen. Nichts tun, wonach mir gerade nicht ist.
Ich fühlte mich fremd. Was sind das eigentlich für Beziehungen?

Natürlich war ich innerlich getriggert von all diesen Dingen. Erinnerten sie mich doch so sehr an meinen Ex-Mann. Dabei war die Situation eigentlich eine gänzlich andere.
Ich war verwirrt, bin es noch. Zum einen will ich mich nicht binden. Und diese Beziehungen fühlten sich plötzlich so sehr nach Bindung an. Zum anderen fühle ich mich in letzter Zeit so wahnsinnig einsam. Unabhängigkeit ist toll. Und dennoch bleibt dieses unsichere und fragile Gefühl. Einsam an der Spitze, wie man immer so schön sagt. So kompetent und doch so unwissend.

Dieses Gefühl zermürbt mich. Plötzlich fühlte sich alles so oberflächlich und vergänglich an. Umso glücklicher war ich, dass ich es am Ende sogar teilen konnte. Ich bin nicht die einzige, die sich dann und wann einsam fühlt.
Manchmal lähmt mich das Gefühl. Ich verliere den Antrieb.
Es tat gut, mich nach Tagen der Abkapsleung endlich zu öffnen. Sagen zu können, was ich empfinde. Und siehe da, ich wurde verstanden.
Keiner will mich verbiegen. Was ich tue und was ich schaffe, wird respektiert und geschätzt. Es sei einer meiner tollsten Aspekte, dass ich zielstrebig meinenWeg gehe. Das rührte mich und machte mich stolz.

Dieses „Spiel“ soll Spaß machen und es soll mir idealer Weise Halt und Geborgenheit geben. Unter diesem Aspekt hatte ich es noch nicht betrachtet. Vielleicht habe ich aber auch einfach Angst. Weil Halt und Geborgenheit ja auch heißt, dass ich mich fallen lasse, dass ich loslasse. Und das fällt mir nach wie vor schwer. Vollkommenes Vertrauen zu fassen… aktuell noch immer nicht möglich. Ich spüre Angst und Unsicherheit. Ich habe Angst, Fehler zu machen, irgendwann nicht mehr gut genug zu sein. Irgendwann nicht mehr auszureichen. Irgendwann ersetzt werden zu können, weil ich nicht mehr gefalle. Angst vor Zurückweisung.

Und Angst lähmt. Wer gelähmt ist, steht still, kommt nicht voran. Als wäre diese Angst eine sich selbst erfüllende Prophezeihung.

Und es zeigt sich mal wieder, dass ich, wenn ich unsicher und mit mir selbst nicht im Reinen bin, in bestimmten Dingen einfach nicht funktioniere. Damit meine ich, dass ich aktuell so unter Druck stehe, dass ich nicht loslassen und mich einlassen kann und will. Und der Teufelkreis beginnt von vorn. Ich bestrafe mich selbst. Ich achte weniger auf mich und ich fliehe vor meinen Gefühlen.

Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein, hätte ich jetzt tatsächlich schon all die bösen Geister hinter mir gelassen. Sie begleiten mich noch immer. Aber das ist nicht schlimm. Es ist okay. Ich bin okay.
Und den Rest wird die Zeit regeln und das Gras, welches immer weiter wächst.