Eigentlich hätte ich meinen kleinen Ausflug nach Nürnberg unkommentiert gelassen. Aber irgendwie gibt es über diese halbwegs unfreiwillige Dienstreise doch einiges zu erzählen. Zum einen mag ich die Stadt nicht, da dort zwei unliebsame Familienmitglieder wohnen, zu denen wir lange keinen Kontakt mehr pflegen. Seitdem bin ich auch nicht mehr da gewesen. Das ist ungefähr 15 Jahre her. Irgendwie verband ich nur diese negative Erinnerung mit der Stadt und es gab auch für mich keinen Anlass, wieder einmal hin zu fahren. Allerdings musste ich nun zwei Tage meinen Ex Chef bei einem Seminar vertreten. Also blieb mir nichts anderes übrig. Ich war hin und her gerissen. Eigentlich passte es mir nicht, zwei Tage weg zu sein, aber irgendwie war ich auch neugierig. Außerdem traf ich einige Geschäftspartner aus anderen Städten, die mit meinem Chef immer gut zusammengearbeitet hatten. Sie nahmen mich extrem herzlich in ihre Runde auf. Das tat gut. Dass auch mein „toller“ neuer Chef anwesend war, überraschte mich. Das war mal wieder eine Glanzleistung an Kommunikation. Und ehrlich gesagt killte es meine Stimmung zunächst ziemlich. Ich versuchte, ihn so gut es ging zu meiden, was gar nicht so einfach war, da direkt neben mir der einzige noch freie Platz war. Okay, da musste ich wohl durch. Zumindest schaffte ich es, ihm beim Essen aus dem Weg zu gehen.
Das Seminar war insgesamt auch extrem informativ. Allerdings hörte ich wenig Neues. Das spricht aber dafür, dass ich insgesamt eben auf einem echt guten Stand bin. Das habe ich nicht zuletzt meinem ehemaligen Chef zu verdanken, der immer dafür sorgte, dass wir stets über den Tellerrand blickten und uns über alle relevanten Medien auf dem Laufenden hielten.
Die Gespräche außerhalb des Seminars waren zunächst oberflächlich, aber ich merkte schnell, wieso mein Chef mit diesen Menschen so gut klar gekommen war und warum sein Fehlen allen nahe ging. Am Abend gingen wir gemeinsam Essen und nahmen noch einen Drink an der Bar. „Du passt gut zu uns“, war das allerliebste, was ich an dem Abend gehört habe und es kam von Herzen.
Die anderen (alle min. 15 Jahre älter als ich) verabschiedeten sich dann ins Bett. Ich beschloss, noch an die Bar zu gehen. Der Barkeeper wirkte nett, war extrem charmant und auch sehr attraktiv. Es blieb dann auch nicht nur bei einem Drink. Es wurden am Ende fünf, von denen ich laut meiner Rechnung nur drei bezahlt habe. Ich unterhielt mich mit dem Barkeeper über alles mögliche. Beim Kinky-Stuff wurde er hellhörig. Er schien offen zu sein und mit jedem Drink fand ich ihn noch attraktiver. Und seine Cocktails waren wirklich jeden Cent wert. Kurze Zeit später gesellte sich ein anderer Typ zu mir. Es war der Portier, der mich am Abend eingecheckt hatte. Wir plauderten und flirteten, während er auch ein paar Drinks bestellte. Irgendwann zeigte er mir den „geheimen“ Raucherplatz der Crew. Im Nachhinein und nüchtern muss ich sagen, dass das natürlich nur ein Vorwand war. Wir standen bald knutschen, eng umschlungen. Er drückte mich mit dem Rücken an die Wand und zwischen uns wurde es ziemlich schnell ziemlich heiß. Mein Ehrgeiz war geweckt. Ich hatte verdammt viel Bock, beide Typen mit auf mein Zimmer zu nehmen. Wobei der Portier behauptete, dass der Barkeeper vergeben sei. Für mich kein Hindernis. Aber es schien so, als wollte mich da jemand ausschließlich für sich haben. Im Endeffekt war das auch okay. Wobei der Barkeeper in Sachen Optik und Charisma deutlich besser abgeschnitten hat.
Nun, ich war horny und der Rest war (fast) egal. Ich zahlte und ließ mich auf mein Zimmer begleiten. Da wurde nicht lange gefackelt und der kleine Portier, der vier Monate keinen Sex hatte, wurde beglückt. Da frage ich mich, wieso er das so super genau weiß und wieso sowas passiert?! Egal…
Für mich war es nett…er war gut bestückt. Gekommen bin ich wieder nicht. Anal wollten wir probieren, aber ich konnte mich nicht genug entspannen. Hätte mich aber auch gewundert, bei einem ONS. Ich fragte hinterher zumindest noch nach seinem Namen. Eine Nummer wollte ich nicht. Wozu auch?! Da fällt mir allerdings ein, dass er (wenn er will) meine hat, dank der Hotelbuchung.
Dafür habe ich dem Barkeeper meine Nummer gegeben. Der ist demnächst auf einer Barconvention in Berlin. Ich glaube ja eigentlich nicht daran, aber vielleicht meldet er sich ja mal und nimmt mich auf eine Party mit.
Echt unfassbar, dass das mein zweiter ONS innerhalb einer Woche war. Was ist denn nur los?
Der nächste Morgen kam nach vier Stunden Schlaf dann leider viel zu schnell. Dafür war ich erstaunlich fit. Das Seminar gefiel mir an dem Tag noch besser, weil mir die Themen mehr lagen und ich konnte schon ganz schön mit Wissen prahlen. Nein, das ist übertrieben, aber ich wusste eben wirklich über alles gut Bescheid, was die Seminarleiterin merkte und mich ab und zu ein paar Dinge erklären ließ. Mein neuer Chef war zum Glück schon mittags verschwunden, was mich erleichterte. Ich habe ihm immer schön Kontra geben können, wenn sein wirres Unwissen sich Bahn brach. Ich war nicht die einzige, die ab und zu die Augen verdrehen musste.
Zum Abschied gab es dicke Drücker und alle wünschten mir nur das Beste. Das fühlte sich extrem gut an. Ich war nicht allein, die Leute schätzten und glaubten an mich.
Und so habe ich an meine Trauma-Stadt ein sehr schönes neues Erlebnis knüpfen können und fahre nun glücklich, zufrieden und etwas erschöpft zurück nach Berlin, wo am Wochenende schon wieder die nächste Action auf mich wartet.