Angst… Und mein letzter Tag in Athen

Gestern hat es mich dann doch erwischt. Ich wollte einfach mal meine Ruhe. Nicht reden, nicht schreiben. Es zog mich noch einmal zum Strand. Ich spürte Unruhe, war etwas ziellos. Nachdem ich noch einmal kurz im Meer war und den Hafen besichtigt hatte, aß ich etwas und überlegte, wonach mir der Sinn stand. Ich fühlte mich irgendwie gestresst davon, dass der Urlaub dem Ende zu ging. Ich beschloss dann am frühen Abend, spontan noch einmal auf den Berg zu gehen und den Sonnenuntergang anzusehen. Das war wirklich eine richtig gute Entscheidung. Es war ein Traum. Wie verzaubert saß ich da und versuchte jeden einzelnen Moment in mich aufzusaugen. Das tat unglaublich gut und hinterher fühlte ich mich wirklich besser. Ich wartete, bis es dunkel war und ging anschließend noch in eine urige kleine Jazzbar. Die Einrichtung war herrlich chaotisch. Alls war voll gestellt mit Flaschen, Büchern und alten Instrumenten. Im Hintergrund lief Musik. Ich setzte mich an die Bar und bestellte die Cocktailkarte hoch und runter. Ich ließ dort echt viel Geld, aber irgendwie war es mir das wert. Der Barkeeper war auch unglaublich nett und versorgte mich immer wieder mit Wasser und Nüssen. Um kurz vor 12 schwankte ich aus dem Laden und fiel erschöpft ins Bett.

Seit Tagen versuche ich herauszufinden, was mir so große Angst macht, bzw. wo diese ständigen Angstgedanken herkommen, die mich in schlaflosen Nächten quälen. Und während ich das hier schreibe, komme ich mir wie eine Heuchlerin vor. Ich habe es nämlich gar nicht wirklich versucht. Nachdem ich auch hier in Athen unruhige Nächte hatte, habe ich mich nur noch mehr abgelenkt und betäubt, sodass ich das Nachdenken einfach vergessen habe. Natürlich weiß ich, dass man das nicht erzwingen kann, aber ich hätte die Zeit schon mal nutzen können, mich damit zu befassen.

Nun gut, es ist jetzt eben so und ganz ahnungslos bin ich ja auch nicht. Die größte Angst, ist aktuell wohl meine Jobsituation. Ich habe zwar ein Ziel vor Augen, aber noch unfassbar viele Baustellen, die alle ab nächster Woche wieder da sind und endlich bearbeitet werden müssen. Davor fliehe ich gedanklich wirklich gerne. Nicht nur im Urlaub, sondern auch an den Wochenenden.

Da ist wieder das übliche Problem: Kontrolle vs. Kontrollverlust. Meine beiden kleinen Paralleluniversen. Einen Vorsatz habe ich (mal wieder), den ich nach dem Urlaub umsetzen will: weniger trinken. Als ich letzte Nacht wach lag, fühlte ich mich endlich wieder mutig genug, das auszuhalten, Regeln aufzustellen und es durchzuziehen. Dann gibt es ein Pardon mehr. Auch das ist mit Angst verbunden und wird sicherlich wieder schlaflose Nächte mit sich bringen. Aber ich muss mich dem stellen und endlich wieder zuhören. Ich muss herausfinden, ob es weitere schlummernde Ängste gibt. Ich muss insgesamt wieder fitter werden, klar im Kopf sein und ich muss die Urlaubspfunde wieder los werden. Ich brauche viel Kraft und Ausdauer für die nächsten Monate. Dabei sind Rausch und Kater nicht förderlich. Und wie traurig wäre es, würde ich einen Teil meines schönen Lebens verpassen.

Schön verläuft auch mein letzter Tag in Athen. Nachdem ich erstmal planlos Richtung Innenstadt gelaufen bin, habe ich tatsächlich eine Ecke entdeckt, in der ich bisher gar nicht war. Und wieder führte mich mein Weg auf einen Berg. Ich muss sagen, das mag ich an Athen wirklich gern, dass man hier trotz Großstadt echt viel Ruhe hat. Die Aussicht war wieder der Hammer. Und als Tipp für alle Athenreisenden: lasst die Akropolis bleiben. Man sieht sie von allen anderen Bergen genauso gut und man zahlt keine 20€ und man hat weit weniger fremde Menschen auf den Fotos. Diese Bergsache ist für mich irgendwie auch symbolisch. Ich stehe unten, denke „echt jetzt?! „, glaube nicht, dass ich es schaffe, überwinde mich, laufe los, genieße den unbekannten Weg, hinter jeder Weggabelung etwas Neues. Je höher ich komme, umso euphorischer werde ich und wenn ich oben bin, bin ich unfassbar überwältigt. Der Abstieg geht dann mit beschwingter Leichtigkeit. Welch schöne Metapher für mein Leben.

Ich lief weiter über den Flohmarkt und landete im alternativen Teil Athens mit haufenweise Kneipen in urigen dreckigen Seitengassen, Grafitti an den Wänden und maßlos überteuertem Bier. Kann eben auch ganz schön hip sein in Athen. Ich ließ mich noch eine Weile nieder und sog die Atmosphäre in mich auf, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Lieblingsgriechen und einem letzten ausgiebigen griechischen Dinner machte.

Zufriedenheit überkam mich, während ich dort saß und ein bisschen Sentimentalität. Diese neun Tage waren eine wunderbare Auszeit. Egal ob ich mal mehr oder mal weniger allein war. Ich habe alles genossen und alles war einfach schön. Ich habe viel Neues erlebt und viel nachgedacht und ganz viel die Seele baumeln lassen. Und vor allem war ich ganz viel intuitiv. Ich bin mir selbst genug und habe vor einer Sache keine Angst mehr: mit mir allein zu sein. Und damit weicht auch ein bisschen die Angst vor der Angst und die Angst davor, in die Realität zurück zu kehren.

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