Zunächst mal einer kleiner Rückblick auf gestern Abend, soweit ich mich erinnern kann. Nein, ganz so schlimm war es auch nicht. Ich hatte mich noch auf einer der Dachterrassen am Fuße der Akropolis nieder gelassen. Und eigentlich wollte ich gar nicht so ewig bleiben. Nach einer Sangria und einem Ouzo, wollte ich zahlen. Daraus wurden am Ende 6 weitere Ouzo. Der nette Keller Costas versorgte mich immer wieder mit Nachschub und stellte auch immer wieder neue Snacks hin. Kurz nach 22 Uhr war ich dann komplett betrunken. Mein Handy Akku war auch leer, höchste Zeit zu gehen. Gezahlt habe ich 5€. So blieb noch Geld für ein Taxi, was definitiv eine gute Entscheidung war.
Der Rückblick, den ich hier eigentlich machen wollte, bezieht sich allerdings auf das vergangene Jahr. Ich musste die Tage unweigerlich an meine Barcelona Auszeit vor einem Jahr denken. Da sah die Welt irgendwie noch komplett anders aus. Diese Auszeit habe ich mir dann ja auch zur Hälfte mit dem Koch geteilt. Das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen. So dramatisch dieses kurze Kapitel war, so surreal erscheint es mir heute. Aber immerhin weiß ich, dass ich diese Art von Kompromiss nicht mehr eingehen werde.
Zudem war ich, was die Verarbeitung meiner gescheiterten Ehe angeht, zu dem Zeitpunkt zwar schon ein ganzes Stück weit gekommen, aber wenn ich mir jetzt den kompletten Prozess ansehe, stand ich vor einem Jahr noch so weit am Anfang. Wie schön, dass ich dieses Jahr in meinem Urlaub keinerlei trübsinnige Gedanken in der Richtung mehr mit mir herum trage. Das Kapitel ist zum Glück auch endlich abgeschlossen.
Ich bin froh, wie sich alles entwickelt hat. Dass ich frei und selbstbestimmt und vor allem sehr selbstbewusst durch mein Leben gehen kann. Ich weiß, was ich will, meistens zumindest. Und wenn nicht, dann finde ich heraus. Ich bin nicht einsam, meistens zumindest und wenn doch, genieße ich es, oder sorge dafür, dass es anders wird. Ich habe alles in der Hand. Meine Gegenwart, meine Zukunft, einfach alles. Und das tut gut.
Den heutigen Sonntag habe ich mich halbwegs planlos auf den Weg zum Hafen gemacht und außer zum Fotos machen das Handy mal die meiste Zeit in der Tasche gelassen. Gute Entscheidung. Nachdem ich ewig gebraucht habe, um zum Wasser zu kommen (habe mich zwischendurch in einem Park verirrt, wo ich einige schlafende Hunde geweckt habe, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Glück waren die hinter einem Zaun.), war es dort echt leer, hässlich und unspektakulär. Aber wie das manchmal so ist, fand ich etwas anderes interessantes: die griechische Nationaloper, von deren Dach man eine fantastische Aussicht hatte. Von dort nahm ich die Tram in die kleine Hafenstadt Pireus, wo ich in einer kleinen Taverne am Wasser wieder leckere griechische Vorspeisen und ein kühles Bier genoss. Außerdem kam ich endlich mal dazu meine 100 Postkarten zu schreiben.
Schon von der Taverne aus, habe ich eine Treppe gesehen, die ganz danach aussah, als würde sie zu einem Aussichtspunkt führen. Da es ohnehin Zeit für den Verdauungsspaziergang war, lief ich los und genau wie gestern wurde ich nicht enttäuscht. Die Aussicht über die Bucht war Wahnsinn. Ich genoss heute allgemein die Ruhe sehr. Keine Hektik, kein Lärm. Ein perfekter Sonntag. Ich fand später noch einen kleinen Strand, wo ich zwei mal kurz in die Wellen hüpfte. Danach lief ich gut gelaunt zurück zur Metro. Auf dem Weg kam ich noch einmal an der Taverne vom Nachmittag vorbei. Der alte Grieche, der mich bereits am Nachmittag herzlich begrüßt hatte, sprach mich erneut an. Er erzählte von seinen wilden Jahren, als er als Entertainer auf einem Boot gearbeitet hatte und jede Nacht mit einer anderen jungen Dame ins Bett hüpfte. Er könne gar nicht mehr zählen, wie viele Frauen er hatte. Wäre er 40 Jahre jünger, würde er mich gar nicht gehen lassen. Ich solle immer schön viel Sex haben, denn das halte jung. Ich werde mich an diese Anweisung definitiv halten.
Ich bin so froh, dass ich bin, wo ich bin. Mein Leben ist wundervoll.