…seit über einem Jahr sind wir getrennt, seit mehr als 12 Monaten gehen wir getrennte Wege, mehr als 250 Tage hatten wir uns bis zum Scheidungstermin nicht gesehen. So vieles hat sich verändert. Wir haben uns verändert. Aber es gibt Dinge die bleiben: Erinnerungen, Erlebnisse, Traumata.
Ein Jahr lang habe ich mit so vielen Menschen gesprochen, in so vielen Armen geweint, so viel verarbeitet, nachgedacht, verdrängt, wieder hoch geholt, dramatisiert, beschönigt…
Aber eines habe ich nicht gemacht: Dir gesagt, was du getan hast!
Das hier soll kein Brief werden, der dich an den Pranger stellt. Er soll nicht sagen: du bist Schuld an allem. Aber er soll bewusst machen, dass auch du nicht das Opfer bist.
Schon nach kurzer Zeit in unserer Beziehung merkte ich, dass ich mit deinem Jähzorn nur schlecht umgehen kann. Ich erinnere mich, wie du grundlos wütend wurdest, wie sich dein Gesicht zur Faust ballte, du die Kiefer zusammen presstest und deine Augen sich zu Schlitzen verengten. Du wurdest nie ernsthaft handgreiflich. Deine Wut entlud sich in Worten, in grundlosen Wutausbrüchen. Mit dir darüber zu reden war nicht leicht, fast unmöglich. Es bedeutete, dass ich dich kritisieren musste, was die Situation manchmal sogar verschimmerte. Also nahm ich es hin und ließ dich machen, was zur Folge hatte, dass ich mit jedem Mal kleiner und unsicherer wurde. Es wurde mit der Zeit besser und nachdem wir uns bereits zweimal getrennt hatten und mich diese Trennungen stärker machten, konnte ich damit – mit dir – besser umgehen. Wir fanden außerdem gemeinsam ein Ventil: Sex. Wir tasteten uns langsam an BDSM Praktiken heran. Dabei konnten wir in Rollen schlüpfen. Du der dominante Part, der fesselt und zuschlägt und so seinen Aggressionen freien Lauf lassen kann. Ich gefügig unter dir, wie ich dich ertrage, ohne mich zu wehren und tue, was du mir befiehlst. Ich frage mich jedoch, ob das wirklich der richtige Weg war? Immerhin musstest du dir so nicht mehr ungefragt nehmen, was du wolltest.
Dein Narzissmus hat auch mich krank gemacht. Du hast es dir selbst diagnostiziert. „Ich brauche es, mich um andere zu kümmern und deren Anerkennung dafür zu bekommen.“ Nur hast du nie verstanden, was die Erkenntnis eigentlich bedeutete. Für mich bedeute sie zunächst, ich wäre wohl nicht empathisch genug, womöglich zu egoistisch. Aber so war es nicht. Du warst einfach viel zu süchtig, viel zu abhängig von der Anerkennung anderer – auch von meiner. Und weil ich dich nicht für jeden Scheiß gelobt habe, war ich irgendwann nicht mehr wertvoll genug für dein Selbstwertgefühl.
Insgeheim spürte ich, dass die Ansprüche, die du an mich stelltest, utopisch waren. In mir sträubte sich etwas, was ich lange nicht einordnen konnte. Jetzt weiß ich, es war gesunder Menschenverstand, Selbstschutz. Ich wollte mich nicht zu etwas zwingen lassen, was mir widerstrebte. Bis ich das jedoch verstand, musstest du mich erst ein drittes Mal verlassen. Was ist das für eine Beziehung, in der man nicht von allein auf den Partner zukommt, wenn der Schuh drückt, sondern immer gefragt werden will?! Und wenn man nicht gefragt wird, ist man beleidigt?!
Mit dieser Erwartungshaltung hatte ich immer ein großes Problem. Aber ich habe es dir zu Liebe geändert, mich dir angepasst, weil du nichts anderes hast gelten lassen.
Ich war nicht kompromissbereit, nicht spontan genug, nicht entwicklungsfähig? Dabei habe ich alles getan, um es DIR recht zu machen und du hast noch nicht einmal gemerkt, wie ich mich für dich verbiege, wie du mich zu dem perfekten Frauchen für dich machen wolltest. Aber beschwert hast du dich am Ende, weil ich über die Zeit ein anderer Mensch geworden bin – klein, zerbrechlich, unsicher.
Und anstatt dich mit dem zu beschäftigen, worum es wirklich ging. Nämlich, was mit dir und mit uns nicht stimmte, hast du es dir einfach gemacht indem du sagtest, ich reiche dir nicht. Nie konnte ich genug sein. Und konzentriertest dich lieber direkt auf eine andere Frau, die dir in diesem Moment perfekt erschien, die aber schon seit Wochen ein Störfaktor in unserer Beziehung war. Wie lange da schon was lief? Ist mit egal. Aber deine Illoyalität kotzt mich an.
Manchmal… Ganz selten… denke ich an unsere schönen Momente. Dann kommt es mir in den Sinn, wie wir jeden Abend gemeinsam Arm in Arm eingeschlafen sind. Und dann fällt mir wieder ein, wie quälend die Wochenenden waren. Du wolltest ausschlafen, ich wollte etwas vom Tag haben und auch mal meinem eigenen Rhythmus folgen. Wie sehr liebte ich die Samstage, an denen du arbeiten musstest und ich die Wohnung für mich hatte.
Später sagtest du, du hättest gern unter der Woche mehr Action gehabt und am Wochenende mehr dein Ding durchgezogen. Ist das nicht absurd? Genau die Zeit, die man als Paar wirklich nutzen kann, wolltest du für dich? Doch insgeheim ging es mir ähnlich.
Du hast mich manipuliert, belogen, betrogen. Ich habe alles mitgemacht, nur weil ich immer die perfekte Frau für dich sein wollte. Und auch ich war manipulativ, weil ich dich halten wollte, weil ich dachte, ohne dich kann ich nicht leben. Was für ein Fehler. Schon früh in unserer Beziehung merkte ich deine Aggressivität. Und ich ignorierte es. Ich machte weiter. Immerhin hatten wir uns etwas aufgebaut. Und ich verleugnete mich selbst. Du wolltest immer ein perfektes Bild nach außen. Doch das war es nie. Viel früher hätte ich sehen müssen, dass es nicht perfekt war. Für mich war es immer ein Kampf, dir zu gefallen. Ich wusste es damals nicht besser und es war die anstrengendste Zeit meines Lebens. Wieso dachte ich nur, dass ich das für den Rest meines Lebens für IMMER tun könnte?
Umso mehr muss ich jetzt nach vorn sehen. Aufhören an dich zu denken. Dich endlich aus meinem Kopf bekommen. Du gehst mir auf die Nerven. Du musst weg. All die Erinnerungen will ich loswerden. Weil sie mich daran hindern, weiter zu kommen. Weil sie mich festhalten. Das will ich alles nicht mehr! Jeden Tag stirbst du in mir ein kleines bisschen mehr.
Es gab schon lange kein Vertrauen mehr, spätestens als du das erste Mal eine andere Frau in unsere Beziehung gebracht hast. Das Essentiellste war weg. Du hast es mehr als einmal missbraucht. Und ich sehnte mich mehr und mehr nach einer anderen Sicherheit.
Wir haben uns das Ja-Wort gegeben, obwohl wir so unsicher waren. Wieso?? Schreit es immer noch in meinem Kopf! Es war so übereilt, so unnötig. Aber doch wollten wir es so sehr ohne über die Konsequenzen nachdenken.
Und jetzt sind wir geschieden – endlich. Ich bin froh, aber nicht stolz darauf. Es ist eine nette Anekdote. Mehr auch nicht.
Du bist ein verdammter Narzisst und ich kann dir für all das noch nicht mal wirklich die Schuld geben. Schuld hat niemand. Du bist krank und ich hätte es für mich eher erkennen sollen. Aber vor allem du hättest es für dich erkennen sollen. Ist das überhaupt möglich? Niemand vermag es dir zu sagen. Ich wünsche dir, dass du es irgendwann erkennen kannst und dir helfen lässt, deine Sehnsucht stillen kannst und endlich glücklich wirst.
So groß dieser Schmerz auch war, so wütend ich auf dich und über die verschenkte Zeit war, so dankbar bin ich dir. Denn ohne dich und ohne all das, wäre ich jetzt nicht die Elli, die ich bin. Ich bin an all den Sorgen, der Wut und dem Schmerz gewachsen. Ich habe endlich angefangen, mich selbst zu hinterfragen und herausgefunden, was ich möchte und was mir im Leben wichtig ist. Ich habe gelernt, mich so zu lieben wie ich bin und dass ich es niemandem auf der Welt recht machen muss außer mir selbst. Ich bin liebenswert und wertvoll und niemand wird mir je wieder das Gegenteil einreden.
Durch dich bin ich stärker und unabhängiger denn je geworden. Danke.
Ich habe gestern das letzte Mal unseretwegen geweint. Du und ich, das ist Geschichte. Lebe wohl, auf Nimmerwiedersehen!
Ich kenne dich zwar nicht, aber ich bin stolz auf Dich! Gut, dass du dich nicht selber verraten und im Stich gelassen hast.
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Danke 🙂 ❤
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