Sie liegen wieder hinter mir: vier Tage Eskalation, Bier, Punkrock und jede Menge blödes Gelaber. Unser Lieblingswort: Weltklasse!
Eigentlich wollte ich hier einen tollen, auschweifenden Beitrag zum letzten Wochenende schreiben, aber das einzige, was mit dazu grad einfällt ist: Sex, Drugs and Rock´n´Roll. Diese drei Worte beschreiben eigentlich schon ganz gut, was ich erlebt habe.
Aber gut, ich versuche mal einen kurzen Abriss vom Abriss. Oder wie wir es immer wieder sagten: Davon, wie wir uns ordentlich den Helm gespalten haben.
Das komplette Festival war für mich wie ein einziger Rausch. Ankommen, Lostrinken, Abfeiern. Ich hatte unglaublich viel Spaß, mit meinem Bruder und meinen Freunden aus der Heimat, mit den Leuten die ich prinzipiell nur beim Festival sehe und habe eine ganze Menge neuer schräger Typen kennen gelernt.
Bereits auf der Hinfahrt traf ich drei nette Männer, die aus dem Ruhrgebiet anreisten, mir bereitwillig ihr letztes Bier überließen und dafür sorgten, dass mir die Fahrt nicht allzu lang dauerte. Im öden Brandenburg angekommen suchte ich meinen Bruder und seine Leute im endlos langen Rückstau. Auch, wenn wir noch ewig dort standen, wurde es uns nicht langweilig. Die feuchtfröhliche Stimmung war schon längst auf die komplette Party-Crew übergeschwappt. Besonders der Moment in dem sich einer der Leute auf die Motorhaube eines Autos setzte und dann beinahe überfahren wurde, sorgte nachhaltig für witzigen Gespächsstoff.
Nachdem endlich alle Zelte und Pavillone ihren Platz gefunden hatten, (der nebenbei bemerkt, diesmal richtig super in Bühnen- und WC-Nähe war) konnte die Party also richtig losgehen. Wir grillten und schlenderten bald darauf zur Campstage, wo am frühen Abend die ersten Bands zu spielen begannen. Wir tanzten ausgelassen zu Deutschrock und Trashpunk und der/die ein oder andere kamen sich näher.
Ich schnappte mir irgendwann meinen Zeltnachbarn und verschwanden in mein Zelt. Die Erinnerungen an diese Nacht verschwimmen im Nachhinein ein wenig. Aber: der Sex war für betrunkenen Festival-Sex ziemlich gut und sehr ausführlich. Mit kleinen Unterbrechungen zogen wir das bis zum Morgen durch. Meine Libido, die überaus wach war an diesem Wochenende, freute sich. Der Mann, der eigentlich schon im Vorhinein meinen Appetit weckte, hatte sicher allerdings einer anderen gewidmet.
Die nächsten Tage waren dann wirklich ein einziger Rausch, obwohl ich bis auf den ersten Abend kaum betrunken war – andere waren das schon. Ich war tatsächlich immer mehr die, die sich um die anderen gekümmert hat. Aber das war auch mal ganz schön.
Wir tanzten zu Punkrock und veranstalteten eine riesige Polonaise zu der trashigen Wolfgang-Petri-Coverband. Danach fragten wir uns, wieso wir eigentlich mehr Wolle-Lieder mitsingen konnten, als Lieder von allen anderen Bands.
Auch die Nacht landete ich wieder im Zelt des Nachbarn…
Die Nächte waren insgesamt entsprechend kurz. Einen Abend ging ich relativ früh in mein Zelt, weil es draußen extrem kalt geworden war. Die Kälte ließ mich auch nicht lange schlafen. Morgens um sieben trieb mich dann ein Teil der Party-Crew nach draußen, die es bis dahin noch gar nicht ins Bett geschafft hatten. Also vertrieben wir uns die Zeit mit Biertrinken und Blödelei auf der Straße, bis der Rest der Meute endlich wach wurde. An dem Tag zeigten sich dann die ersten Ermüdungserscheinungen bei einigen. So verbrachten wir den Sonntag ruhig und gediegen im Schatten unseres Pavillons.
Die allerletzte Band (meine Lieblingsband) besuchte ich dann allein und feierte zum krönenden Abschluss nochmal richtig ab, sozusagen bis zur endgültigen Erschöpfung. Danach fühlte auch mich total gerädert und fiel totmüde in mein Zelt.
Umso schwerer fällt es mir, jetzt wieder runter zukommen, in die Realität zurück zu kehren und in meinem Alltag wieder zu tun, was man eben so tut.
Gedanklich würde ich gern noch weiter feiern und dieser blöden Realität entliehen. Ich weiß, dass das nicht geht, aber ich habe einen unglaublichen Drang danach. Ich will ausbrechen, frei sein, im Rausch sein. Das ganze Wochenende habe ich immer nach dem nächsten Kick gesucht. Umso enttäuschter war ich, als dieser dann auch mal ausblieb, als ich zum Beispiel an dem einem Abend schon um kurz vor eins mein Zelt aufsuchte, weil für mich irgendwie nicht mehr wirklich was ging.
Zu Hause fühlte ich mich dann, als ich und meine Wäsche endlich wieder sauber waren, total verloren. Die Stille konnte ich kaum aushalten, dazu kam der extreme Schlafmangel und der langsam einsetzende Kater. Meine erste Nacht im eigenen Bett war unruhig, ich hatte Alpträume und Schweißausbrüche. Mein Körper musste erstmal alles verarbeiten. Alles in allem war das Wochenende doch viel heftiger, als ich dachte und das Runterkommen zog mich runter. Aber dieses Phänomen kenne ich bereits von anderen intensiven Erfahrungen. Und es zeigt ja auch, dass ich eine tolle und unvergessliche Zeit hatte, an die ich mich auf jeden Fall noch lange gerne erinnere. Und das nächste Festival kommt ja auch schon bald.