Ich begebe mich mal wieder auf Reisen. Diesmal steht ein Kurztrip nach Amsterdam an. Ich nutze die kleine Auszeit, um ein wenig aufzutanken nach den letzten – vor allem beruflich – anstrengenden Wochen. Außerdem werde ich Kraft brauchen für die Scheidung, die mein Ex diese Woche endlich eingereicht hat. Also ab in den Flieger und einfach mal raus aus dem Alltag, andere Luft atmen, andere Menschen sehen, Neues entdecken und Erinnerungen wecken. Ich war schon diverse Male in Amsterdam, sowohl mit Familie, Freunden, als auch allein. Der letzte Besuch ist nun mittlerweile fast zehn Jahre her. Diesmal begleitet mich J ein Freund meines Bruders, den ich selbst vom Festival kenne und dem ich an Weihnachten spontan etwas näher kam. Oder sagen wir besser, unsere kleinen Brüder haben versucht, uns zu „verkuppeln“. Daraus entwickelte sich dann ein entspannt freundschaftliches Verhältnis. Die Idee, Amsterdam gemeinsam zu besuchen, kam auch recht spontan. Ich denke, wir haben beide nichts zu verlieren. Insofern kann es eigentlich nur lustig werden.
Es fing auch lustig an, als wir am Flughafen direkt mit Sekt und Bier auf unseren kleinen Urlaub anstießen. Wir waren beide gut gelaunt und neugierig auf die nächsten Tage. Unsere Stimmung wurde allerdings deutlich getrübt, als wir im Flieger saßen und uns dort die Ansage erreichte, dass der Flug voraussichtlich erst zwei Stunden später starten würde, da es in Amsterdam aktuell zu windig sei. Warten war weder Js noch mein Ding. Es wurde Wasser verteilt, während wir warteten. Sein Statement: „Wasser??? Ich will mich doch nicht waschen!“ Das beschreibt ganz gut unsere Stimmung am Anfang der Reise. Dazu kamen Hunger, Durst, Müdigkeit, Kopfschmerzen und zunehmender Harndrang aufgrund des Sektes.
Endlich in Amsterdam gelandet wurde die Stimmung auch erstmal nicht wirklich besser. Wir kämpften uns durch den Dschungel an Zügen und Metros, mussten unheimlich viel Geld für Tickets ausgeben und standen mehr als eine Stunde später endlich vor der Wohnung. Sie befand sich im dritten Stock eines kleines Hauses in zentraler Lage. Die Treppe die dort hoch führte war beeindrucken steil und ich fragte, mich unweigerlich, wie die Holländer dort ihre Möbel hoch bekamen. Zum Glück erwartete uns dort ein netter Amsterdamer, der mir mit meinem Koffer half. Er zeigte uns kurz die schöne Wohnung und ließ uns allein. Die Wohnung war wirklich Wahnsinn – wunderschön eingerichtet, mit Balkon, bequemem und allem, was man eben so braucht.
Wo unsere Mägen waren, war mittlerweile ein riesiges Loch. Wir mussten dringend los. Nach einigen missglückten Anläufen fanden wir dann auch endlich ein Lokal, was uns beiden zusagte. Etwas absurd, dass wir uns ausgerechnet für einen Irish Pub entschieden, der fast ausschließlich belgisches Bier ausschenkte und J dort ein Wiener Schnitzel aß. Aber es war egal. Wir waren einfach nur froh angekommen zu sein und saßen dort immerhin geschlagene drei Stunden und quatschten über Kindheit und Jugendsünden auf unseren heimatlichen Dörfern.
Auf dem Heimweg drehten wir noch eine unfreiwillige Extrarunde und Google maps bracht und dann sicher ans Ziel, wo wir erschöpft in das große gemütliche Bett fielen.