Komisches Wochenende

Letztes Wochenende stand ein Ausflug in die Heimat an. Mein Bruder hatte Geburtstag – ein toller Anlass, um mal wieder die dörfliche Idylle zu besuchen. Mal davon abgesehen, gibt es dort mittlerweile einige Leute, die ich immer mal gern sehe. So richtig geplant war aber trotzdem nichts, weswegen ich eigentlich ein bisschen unmotiviert los fuhr am Donnerstagabend.

Wie das echt oft so ist, hatten mich genau für dieses Wochenende mehrere Leute in Berlin gefragt, was ich denn so machen würde.
C zum Beispiel fragte schon vor Wochen, ob ich nicht mit ihm und ein paar Leuten in den Kit Kat Club gehen möchte. Natürlich wollte ich – das will ich ja schon seit einem Jahr – aber ich musste eben absagen. Der zweite war der Mitbewohener meiner besten Freundin. Er schlug eine kleine Wochenendorgie vor – mit Sex und Wein und Sex und Schnaps und Sex. Und zwischendurch essen bestellen und … hatte ich Sex erwähnt?! Lustige Vorstellung, es wäre sicher auch ziemlich spaßig gewesen, aber ich war eben nun mal nicht da.
Am Freitagabend schrieb mir dann auch noch T, der sich darüber „beschwerte“, ich würde ihm meinen Körper entziehen und das ginge ja nun mal gar nicht. Ich weiß, das war mit einem fetten Augenzwinkern gemeint, aber es passte irgendwie zur ganzen Situation.

Ich versuchte, mich nicht mit den Gedanken an die verpassten Möglichkeiten aufzuhalten und mich darauf zu konzentrieren, meine Verabredungen vor Ort zu koordinieren. Im Vorfeld hatte ich zumindest schon mal überall vorgefühlt.
So hatte ich auch den Barkeeper vom Klassentreffen kontaktiert, da zwischen uns nach wie vor so eine sexuelle Schwingung anhielt und wir uns einig waren, dass wir es nicht bei einem ONS belassen wollten. Dummerweise hat er Arbeitszeiten, die einfach gar nicht zu meinen passen. Donnerstagabend hatte er zwar Zeit, da ich aber Freitag Homeoffice machen musste und auch erst kurz vor zehn in meiner Heimatstadt eintraf, entschied ich mich, vernünftig zu sein und ins Bett zu gehen. Es gab ja noch weitere Abende.
Freitagabend wollte ich dann eigentlich mit meinem Bruder ins Dorf in den Probenraum, wo ich immer gern bin und auch einige Leute kenne. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass da keiner war. Also zurück nach Hause und Netflix and Chill. Der Barkeeper arbeitete an dem Tag wieder bis in die Nacht und mir fielen gegen 12 die Augen zu. Nachts um zwei meldete er sich…tja, da hab ich tief und fest geschlafen. Immerhin war ich Samstag dann fit und munter. Aber wofür eigentlich? Meine Eltern wollten Skifahren. Darauf hatte ich aber nicht so viel Lust. Ich schrieb meinem Hotelfreund. Nicht, weil ich unbedingt mit ihm schlafen wollte, sondern weil ich ihn schon über ein halbes Jahr nicht gesehen hatte. Im Vorfeld hatte er mir schon klar gemacht, dass er grad nicht möchte, das da wieder was läuft, vielleicht mal wieder seine prüde Phase…?! Aber das ist okay für mich. Ich mag ihn ja nicht nur wegen des ausgesprochen guten Sex. Auf Kaffee trinken hatte er aber keine Lust, keine Zeit, oder was auch immer… werde es wohl nie erfahren und fand es ziemlich schade. Nächste Option: meine beste Freundin vom Abi, der ich immer schreibe, wenn ich zu Hause bin. Die war aber leider an dem Tag auch schon verplant. Was hab ich also gemacht? Netflix and Chill!

An dem Samstag meldete sich dann noch eine Berliner Bekanntschaft: Der Technofan. Er musste an mich denken und will mich wiedersehen. Ich war äußerst überrascht. Hatte er meinen Beitrag gelesen? Hatte ihn mein kleiner Datebericht etwa angespornt, eine „bessere Bewertung“ abzustauben? Wir sind dann zwecks eines Treffens nicht weiter ins Detail gegangen. Lustig war es allemal. Ich bin gespannt.

Für Samstagabend stand dann noch Party in Club um die Ecke auf dem Programm. Immerhin hatte mein Bruder Sonntag Geburtstag und wir wollten ein bisschen rein feiern. Seine neue Freundin war auch da und ich muss sagen, ich mag sie sehr gern! Die beiden sind großartig zusammen.
Nun hatte ich den Barkeeper immer noch nicht gesehen, wir beide waren aber durch das ganze Geschreibe ziemlich horny aufeinander. Am Nachmittag wurde es dann auch nichts, da ich später mit meiner Familie noch kochen wollte und mir ein Zeitfenster von 1-2 Stunden, irgendwie zu kurz und zu stressig war.
Nach dem Essen schrieben wir noch weiter und beinahe hätte er mich vor dem Clubbesuch dann doch noch abgeholt, da er nun aber wiederum am Sonntag früh raus musste, beschlossen wir, dass es eigentlich wirklich nur Stress wäre. Und ganz ehrlich: ein Sex-Date sollte alles sein, aber kein Stress.

Also blieb ich zu Hause, trank Wein und vertiefte mich mit meinen Eltern in Gespräche über Lebensplanung und Kinderkriegen. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Gegen zehn gesellte ich mich zu meinem Bruder und seiner Freundin und wir machten uns langsam auf den Weg in den Club. Ich freute mich, weil ich dort mit meinem Amsterdam-Freund verabredet war, der versprach bis Mitternacht da zu sein. Derweil tanze ich ausgelassen mit meinem Bruder und seiner Freundin und wir hatten echt Spaß. Ich hab keine Ahnung, wann die Stimmung bei mir kippte. Ich hatte bereits viel zu viel getrunken und mein Amsterdam-Freund ließ auf sich warten. Ich denke, dass ich deswegen etwas sauer wurde. Ich habe ihm echt komische Nachrichten geschrieben. Leider konnte ich selbst nicht mehr rekonstruieren, was da los war. Jedenfalls kam er kurz nach zwei und war sturzbetrunken. Ich hatte stark das Gefühl, dass er nicht wirklich Lust hatte, sich mit mir abzugeben. Er „flüchtete“ immer wieder und auch meine Versuche, ihm vernünftig beizubringen, dass es evtl. Zeit fürs Bett wäre, scheiterten. Mein Bruder brachte mir unterdessen eine Cola, da mein eigener Zustand sich weiter verschlechterte. Er und seine Freundin verabschiedeten sich dann um kurz vor drei und ich blieb, noch immer in der Hoffnung auf ein Happy End. Als ich mir dann die dritte Abfuhr von meinem Amsterdam-Freund geholt hatte und ich ihn daraufhin an der Bar mit einem Mädchen sprechen sah, hatte ich die Nase voll und ging. Nicht, weil ich eifersüchtig gewesen wäre, aber es kratzte doch ein bisschen an meinem (betrunkenen) Ego. Als mich am Ausgang dann noch irgendwer auf ihn ansprach, war ich vollends bedient. Auf dem Heimweg schickte ich drei furchtbar betrunkene, wütende Sprachnachrichten an ihn. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.
Mich eskortierten dann noch drei Unbekannte zum Haus meiner Eltern. Offensichtlich wirkte ich so, als wäre ich allein nicht sicher. Zu Hause gab es noch einen Snack und ich fiel mit Klamotten ins Bett. Am Sonntag folgte: Der Kater meines Lebens und eine Menge bruchstückhafter Erinnerungen, die alle zusammen wenig Sinn ergaben.

Die Sprachnachrichten konnte ich nicht mehr löschen. Der Amsterdam-Freund nahm es glücklicherweise mit Humor, immerhin wusste er auch kaum noch etwas von dem Abend und entschuldigte sich für die Trunkenheit.
Den Sonntag verbrachten wir dann mit Brettspielen und Kuchenessen, bevor ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zurück nach Berlin machte.

Tja, das war es – mein chaotisches Wochenende. Ein paar Gehirnzellen weniger, leicht frustriert und immer noch extrem horny.
Als C mir erzählte, dass es im Kit Kat gar nicht so toll war, war ich ein ganz klein wenig beruhigt.
Irgendwie ist echt grad ein bisschen der Wurm drin. Und ich komme mal wieder an einen Punkt, wo ich mal über meine Prioritäten nachdenken sollte. Im Moment habe ich extrem viele Sozialkontakte. Mit C habe ich über ein weiteres Treffen gesprochen. Der Wolf hat sich auch für einen Besuch angekündigt. Der Mitbewohner meiner besten Freundin bittet um ein Date, dann ist da noch der Technofan…
Aber eins nach dem anderen. Aktuell habe ich diese Woche genau ein Date: Am Valentinstag mit dem attraktiven Single-Mann. Er fragte mich gestern, ob er mich diese Woche mal besuchen könne. Es ist kein klassisches V-Tag Date. Dass es ausgerechnet auf den 14.02. fällt, war tatsächlich Zufall. Aber er meinte scherzhaft, er bringt mir was leckeres zum Naschen mit. Ich wäre ehrlich gesagt auch nur mit seiner Gesellschaft sehr zufrieden. Immerhin ist er auch sehr lecker.

Ich bin gespannt und verbleibe in Vorfreude.

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