Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll.
Irgendwie muss ich die ganzen wirren Gedanken in meinem Kopf mal ordnen und vor allem priorisieren. Manchmal wäre es wirklich toll, wenn man den Kopf so organisieren könnte wie den Schreibtisch. Was wichtig ist, liegt oben. Was man später erledigen kann, kommt weiter hinter. Was man grad nicht braucht, kommt in den Aktenschrank und was man gar nicht mehr braucht, kommt in den Schredder. Aber so einfach ist es leider gar nicht. Und deswegen denke und fühle ich mal wieder alles auf einmal.
Einerseits bin ich immer noch stinksauer auf meinen (Ex-) Mann. Andererseits habe ich mich zumindest wieder soweit beruhigt und ihm eine Mail geschrieben, eine sehr sachliche sogar, dass ich da zumindest so einen ganz kleinen Haken ran setzen konnte. Unruhig bin ich bei dem Thema allerdings immernoch. Und ich merke, dass da auch immernoch ganz viel Redebedarf ist. Am Samstag habe ich mit meiner besten Freundin nachträglich auf das neue Jahr angestoßen. Ich sagte, dass ich langsam selbst genervt von diesem ganzen Thema bin und beinahe ein schlechtes Gewissen habe, dass ich die Leute immer wieder damit zutexte. Sie meinte aber, dass sie von dem Thema noch lange nicht genug gehört hat, was mich in gewisser Weise freute und erleichterte. Insofern nahm ER mal wieder ziemlich viel Raum in unseren Gesprächen ein, aber es musste eben raus.
Natürlich hat mich die Kombination aus Sekt und diesen Themen wieder ganz schön emotional gemacht. Leider passiert mir das ziemlich oft. Ich gehe feiern, schütte meinen Freunden mein Herz aus und am Ende sitze ich total aufgelöst auf dem Boden in meinem Flur. So auch diesmal…
Dazu kommt, dass ich „natürlich“ in meinem emotionalen Rausch eine Nachricht an den Koch geschrieben habe. Meine Freundin und ich waren später noch in Kreuzberg bei einem Konzert und naja… in Kreuzberg ist er meist ja nicht weit weg. Ich war im Endeffekt dann aber froh, dass er nicht auf meine Bitte nach einem Treffen eingegangen ist. Trotzdem habe ich mich hinterher richtig dumm gefühlt. Immerhin bin ich diejenige, die auf ihn sauer ist, zu Recht. UND – was noch schlimmer ist – ich will ihn auch überhaupt nicht sehen. Jedenfalls habe ich dann gestern das einzig richtige getan: ich habe seine Nummer gelöscht. Selbstschutz und so…
Im weiteren Verlauf des Abends war ich ständig hin und her gerissen zwischen „keinen Bock, alles ist doof“ und „jetzt lass ichs aber richtig krachen“. Irgendwann resignierte ich dann, in meinem Zustand hätte ich ohnehin keinen mehr abschleppen können und wir machten uns auf den Heimweg. Und das war auch wirklich gut so. Immerhin schrieb ich dann nur noch mit zwei „guten Freunden“ lenkte mich von den trüben Gedanken ab und hielt mich so noch eine Stunde in meiner Küche wach, bis ich total fertig ins Bett fiel. Das bewahrte mich ausgezeichnet vor weiteren Dummheiten, allerdings nicht vorm Kater am nächsten Tag. Der erwischte mich dann gegen Mittag eiskalt. Zum Glück hatte ich nichts vor. Also begann ich den Tag wie ich den letzten beendet hatte: in der Küche sitzend – allerdings mit einem Liter Kaffee statt Sekt.
Irgendwann erhielt ich eine Nachricht, die ich in meinem verpeilten Zustand zunächst noch ganz witzig fand. Ein Freund, mit dem ich in der letzten Zeit auch mal was laufen hatte, fragte, ob er am Abend kurz vorbei kommen könne. Vielleicht könnte man zusammen duschen und dann würde er auch relativ zeitig wieder verschwinden. Als ich allerdings länger darüber nachdachte und mit dem Hintergrund, dass er mir eine Woche zuvor noch Vorhaltungen á la „Wann hast du das letzte Mal neben einem Typen geschlafen, ohne dass da was lief?!“ gemacht hatte, fand ich sein Anliegen doch recht dreist. Zumal ich auch seitdem nichts mehr von ihm gehört hatte. Als ich ihm erklärte, dass ich mich grad etwas ausgenutzt fühle und dass ich keine Fick-Gelegenheit bin, die man mal eben anschreibt, wenn man grad Bock hat, reagierte er doch tatsächlich ziemlich zickig.
„Ich weiß nicht wie du jetzt auf die Idee kommst. Ich hätte es schön gefunden dich zusehen. Punkt. […] Dann eben nicht. Dann bleib ich zuhause und geh einfach früh ins Bett. Ist auch gut. Also ich hatte nicht das Gefühl als hätte nur ich Vorteile davon und dass ich dich ausnutze.“
Bin ich also selbst Schuld daran? Habe ich ihm genau diese Signale gesendet? Ich meine, was er von mir wollte, war ja ziemlich offensichtlich. Als ich länger darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich mir für reine Sex-Dates wirklich zu schade bin und dass ich das vor allem gar nicht nötig habe. Ich habe dann kurz Revue passieren lassen, ob sowas im letzten Jahr irgendwann vorkam. Nein, tatsächlich habe ich das nie gemacht. Es waren entweder richtige Dates (mit oder ohne Happy End) oder eben Dinge, die sich spontan ergeben haben. Und darüber bin ich echt froh.
Zugegeben, ich habe evtl. gestern tatsächlich etwas überreagiert. Das passiert mir in letzter Zeit häufig, was ich jetzt einfach mal auf meinen leicht labilen emotionalen Zustand schiebe. Trotzdem bin ich auch ein bisschen dankbar, dass ich so den Anstoß bekam, dieses Thema mal zu durchdenken. Und ich bin stolz auf mich, dass ich mich nicht aufgrund irgendwelcher Erwartungen dem „Druck“ gebeugt habe.
Mir ist einmal mehr klar geworden, warum ich meine beständigen Beziehungen brauche. Das sind Menschen und in erster Linie Freunde, die sich immer für mich interessieren, egal wie es mir geht und egal, wie ein Treffen verläuft und die sich nicht ausschließlich melden, wenn sie grad rattig sind.
Und sonst?
Auch wenn manchmal einfach alles irgendwie komisch ist: Ich habe festgestellt, auch wenn das vielleicht nicht immer so wirkt, dass ich im Großen und Ganzen grad doch recht zufrieden bin. Klar, diese emotionalen Ausbrüche sind anstrengend, aber die gehören zum Verarbeiten dazu. Und mal abgesehen von ein bisschen mehr innerem Frieden, gibt es grad nichts, was mir fehlt und das ist doch schon mal super.
ganz schön was los …
…auf ein gutes Neues 😉
“ komm schon innerer Frieden, ich kann nicht den ganzen Tag warten! “
…Späßle.
Alles Gute 😉
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