Ich weiß, es ist ziemlich still hier geworden in den letzten Tagen. Aber das werde ich hiermit ändern. Ich möchte zum aktuellen „Zustand“ grad gar nicht so viele Worte verlieren. Es sei nur kurz so viel gesagt: er hat sich deutlich gebessert.
Heute wird es noch einmal um ein Thema aus meiner Vergangenheit gehen: meine Beziehung zu einem Narzissten. Ich will vorher anmerken, dass aus heutiger Sicht, mit etwas Abstand, aber dennoch genug gebliebenem Groll, das alles sicherlich etwas überspitzt dargestellt sein wird, aber ich muss dem einfach endlich Raum geben.
Kürzlich sendete die Freundin meiner besten Freundin ihr einen Link mit den Worten, dieser Beitrag würde sie an meinen Ex erinnern und es wäre wohl besser gewesen, wenn wir alle das früher gewusst, geahnt oder was auch immer hätten. Nun, haben wir nicht…denn viele Dinge und Eigenschaften traten erst mit der Trennung so richtig zu Tage. Und ich habe sie lange nicht verstanden, bis dieser Artikel mir die Augen öffnete. Ich muss dazu sagen, dass diese Freundin meinen Ex gar nicht so gut kannte, aber voll ins Schwarze getroffen hat.
Zuerst einmal: Was ist ein Narzisst? Wenn man Narzissmus googelt, kommt man auf das Wort „Selbstverliebtheit“, was ja im Grunde genommen erstmal nicht verkehrt ist. Ich denke ein gutes Maß an Selbstverliebtheit schadet keinem. Aber ein Narzisst ist viel mehr. Er ist eine stark auf sich selbst bezogene Person, die sich bei Weitem wichtiger nimmt als alle anderen. Zunächst nimmt man diese Wesenszüge gar nicht wahr, weil der Narzisst äußert lieb, nett und umsorgend handelt, den Partner auf Händen trägt, besonders am Anfang einer Beziehung. Ich denke an unsere Anfänge zurück und erinnere mich an all die kleinen Aufmerksamkeiten, kleine süße Botschaften, Geschenke, Überraschungen. Wie sehr habe ich das genossen. Aber je mehr wir jedes der drei Male auf das Ende der Beziehung hinsteuerten, desto weniger wurde es. Ich habe es regelrecht vermisst. Sein Wunsch, für all die Aufmerksamkeiten eine Gegenleistung zu erhalten, wurde immer größer und egal, was ich tat, ich konnte ihm in dieser Hinsicht nie gerecht werden. Er fand immer einen Fehler. Und wenn er diese Anerkennung, die er so sehr zu brauchen schien, nicht bei mir fand, dann suchte er sie sich woanders. Das fing damit an, dass er sich für andere, wie beispielsweise seine Familie aufopferte. Und führte schließlich auch jedes Mal dazu, dass er die Aufmerksamkeit einer anderen Frau benötigte. Und um genau zu sein, war es nicht nur eine, es waren immer eine ganze Menge Frauen. Er umgab sich mit ihnen, schenkte ihnen Aufmerksamkeit und ließ sich als Belohnung dafür anhimmeln. Auch wenn nicht alle dieser Beziehungen Liebesbeziehungen waren, so fühlte ich mich in solchen Situationen wie das fünfte Rad am Wagen. Und immer habe ich die Schuld bei mir gesucht und versucht, mir einzureden, dass es okay ist und dass ich bloß mal nicht so empfindlich sein sollte. Er schien süchtig nach Lob und Anerkennung, genau das hat er mir auch gesagt. Dass es ihn ausmacht, dass er so furchtbar empathisch ist und sich durch die Anerkennung seiner Fürsorge bestätigt fühlt. Das führte dazu, dass ich mich immer weiter zurück zog, weil ich mich wie ein schlechter Mensch fühlte, weil ich nicht so war wie er.
Die meisten meiner Freunde und Familie lernten ihn als den perfekten Schwiegersohn kennen, weil er immer so unglaublich bedacht darauf war, nach außen hin einen guten Eindruck zu machen. Niemand sah, wie er war in unseren vier Wänden…seine aufbrausende Art, seine Wutausbrüche, seine Ablehnung mir gegenüber, wenn ich verzweifelt in Tränen ausbrach, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich damit umgehen sollte…. Sein besitzergreifendes Verhalten, wenn er wusste, andere Männer könnten mich nur anschauen…geschweige denn anders herum… Und dann hatte er dieses Talent, am Ende eines Streits alles so hinzudrehen, dass er plötzlich das Opfer war. Und ich glaubte es. Ich suchte am Ende immer die Schuld bei mir, versuchte etwas wieder gut zu machen, was nicht möglich war. Es war ein Teufelskreis, denn mit jeder weiteren Situation wurde ich ängstlicher. Ich traute mich kaum noch, Dinge anzusprechen, weil es sinnlos wurde, weil es keinen Konsens und keine Einsicht mehr gab. Und das hat sich in unserer letzten Trennungsphase noch viel deutlicher gezeigt.
Ich habe es erst nicht verstanden. Er wollte sich trennen, weil ich ihm zu wenig reflektiert und aufmerksam war. Weil ich mich in seinen Augen nicht genug entwickelte, weil ihm etwas fehlte. Das war so unglaublich verletzend und vor allem einfach nicht nachvollziehbar. Ich bin froh, dass ich mich dann reflektiert und hinterfragt habe und feststellen durfte, dass ich gut so bin, wie ich bin. Aber wer war am Ende schuld? Ich natürlich! Ich war ja aus unserer Wohnung ausgezogen und habe somit ihn verlassen. Ich habe mich immer gefragt, ob er all das tatsächlich glaubte, was er in dieser Zeit von sich gab. Er erzählte unsere Geschichte völlig neu. Und plötzlich wurde ich zum Täter, obwohl ich mich mit all den (teilweise auch dummen) Dingen, die ich tat nur selbst schützen wollte. Weil ich diese – seine – Realität nicht verstand. Es war mir einfach unbegreiflich. Doch jetzt sehe ich diesen Zusammenhang. Ich war/bin mit einem Narzissten verheiratet. Einem, der mir jetzt nach Monaten selbstgefällig schreibt, dass er nun bereit wäre, die noch ausstehenden Dinge „ohne Emotionen“ zu klären. Wie schön! Aber ich verstehe jetzt vieles besser. Vielleicht wird mir das auch helfen, mit ihm in Zukunft besser umgehen zu können. Nicht, dass ich sonderlich scharf auf den Kontakt wäre, aber ich will ja auch endlich auf dem Papier von ihm getrennt sein.
Genau aus diesen genannten Gründen, wollte er vier Tage, nachdem wir uns beide auf die Trennung einigten noch einen Versuch bei mir starten. Weil ich dann diejenige war, die sich von ihm abgewandt hat. Weil ich eingesehen habe, dass ich so nicht mehr bei ihm bleiben kann. Und das muss ihn in seinem narzisstischen Wesen unglaublich verletzt haben. Ein Narzisst kann es nicht ertragen, dass sich jemand von ihm lossagt. Und deswegen näherte er sich immer wieder an, provozierte mich, lies mich wieder fallen…immer und immer wieder. Und die einzig kluge Entscheidung, die ich treffen konnte, war den Kontakt auf Eis zu legen und auf das Allernötigste zu beschränken.
Ich weiß teilweise gar nicht mehr, was wahr oder falsch ist. Ich habe tatsächlich das Gefühl, ich kenne die Wahrheit über unsere Beziehung nicht. Aber das erklärt, warum sich vieles so surreal anfühlt und vor allem, warum ich sehr schnell die tiefen Gefühle für ihn verloren habe und mich beinahe erleichtert fühlte, ihm entkommen zu sein.
Ich war, wenn man dem Glauben schenkt, was man über Narzissten liest, die perfekte Partnerin für ihn. Vielleicht sagte er mir das auch deswegen so oft. Ich war am Anfang verunsichert, hatte kaum nennbare Beziehungserfahrung und blickte zu ihm auf. Er konnte sich kümmern. Aber ich hatte immer das Gefühl, mir seine Liebe und Anerkennung verdienen zu müssen. Und so wurde mein Selbstwertgefühl immer und immer kleiner. Noch eine Erklärung dafür, dass ich mich mittlerweile selbstbewusster denn je fühle.
Die Beschäftigung mit diesem Thema hat mir im Nachhinein in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet und ein klein wenig mehr Verständnis verschafft. Ich kann es ihm ja nicht mal vorwerfen, er ist nun mal so. Ich wünsche mir nur für ihn, dass er es irgendwann selbst sehen kann und dass sich – wie auch immer – etwas für ihn ändern wird, damit seine Sehnsucht nach Anerkennung aufhören kann und er sich irgendwann ehrlich selbst liebt.
Und plötzlich verstehe ich, warum meine Beziehung so war, wie sie war. Warum ich heulend in der Ecke saß und mir vorgeworfen wurde, ich versuche mit den Tränen nur zu manipulieren, wären er mich vorher tobende zusammengefaltet hatte, weil ich unseren Besuch das „falsche“ Stück Fleisch auf den Teller gelegt hatte. Nur ein Beispiel.
Danke für den Beitrag.
Liebe Grüße
Weena
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Traurig und schön zugleich, dass nun eintritt, was ich mit diesem Blog erreichen möchte, nämlich Menschen, die das Gleiche erlebt und gefühlt haben. Danke, dass du mir deine Gedanken mitteilst. Einsicht ist immer gut und verstehen, auch wenn es lange dauert. Du sprichst mir aus der Seele.
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