Irgendwie muss es ja weitergehen, irgendwie muss man weiter machen. Ich schwanke derzeit zwischen so halbwegs normal und zu Tode betrübt. Weil ich ihn vermisse, weil ich nicht mehr für ihn da sein kann und wir nichts mehr teilen können. In manchen Momenten frage ich mich, ob die Entscheidung nicht doch falsch gewesen ist. Ja, durch den Eklat ist es erst so richtig eskaliert und vielleicht musste es das auch. Dennoch glaube ich, eine Wahl gehabt zu haben. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle, wie es wäre, ihn meinen Eltern vorzustellen. Selbst mein Bruder war traurig über die Wendung, die es genommen hat (die beiden waren selbst wie Brüder).
Aber sind es nur die Schuldgefühle und die Einsamkeit, die ich zeitweise verspüre, die mich zu solchen Überlegungen bringen? Ich weiß es nicht und ich fühle mich nicht in der Lage, meine Gedanken zu ordnen und kann diese Gefühle grad einfach nur sehr schwer aushalten.
Mein Herz tut weh und mein Verstand sagt mir, es war richtig so. Allein, dass ich jetzt immer noch hin und her gerissen bin und eigentlich gar nicht weiß, was mich so zerreißt, zeigt ja, dass es gerade nicht an der Zeit ist „Entscheidungen“ zu treffen.
Und auch meine Freunde und meine anderen Beziehungen machen mir in den Gesprächen klar, dass es eine gute, ehrliche und vor allem die einzig mögliche Entscheidung war…zu diesem Zeitpunkt.
Andere Beziehungen sind ein gutes Stichwort. Ich habe die letzte Zeit – sowohl hier als auch so ganz im Allgemeinen – ja hauptsächlich der einen gewidmet. Was ist also aus dem „Rest“ geworden? In den letzten Monaten blieb nicht ganz so viel Zeit für jede einzelne wie anfangs. Natürlich, weil mein Koch für mich immer Priorität hatte, was ich definitiv nicht bereue.
Das Schöne ist, ich habe keinen verloren. Es ist mittlerweile wie mit alten Freunden, die man auch mal eine Zeitlang nicht sehen kann und dann wieder trifft und alles ist wie früher. Nun lag das nicht nur an mir und meinen Prioritäten. Die Familienväter haben natürlich Familienurlaub gemacht, da liegt der Fokus eben auf anderen Dingen – total verständlich. Hinzu kommen dann hin und wieder kleine private Krisen, die es zunächst zu überwinden gilt, bevor man sich wieder der „Quality-Time“ zuwenden kann. Und ich finde es unglaublich toll und ehrlich, dass die Beziehung zu mir in solchen Phasen dann nicht zur „Flucht“ genutzt wird – eine sehr solide Einstellung.
Und mit all diesen Dingen wächst auch die Beziehung, die ich zu diesen Männern habe. Man lernt sich mit der Zeit immer besser kennen. Und vor allem ich lerne, mit solchen Phasen besser umzugehen, in denen man sich eben mal nicht ganz so nah ist. Am Anfang habe ich viel häufiger mit Gefühlen wie Eifersucht zu kämpfen gehabt und war schnell mal verletzt, wenn ich wusste, die Aufmerksamkeit gilt jetzt eben grad der Frau und der Familie, oder eben auch anderen Dingen. Mittlerweile weiß ich, dass das ganz normal ist und dazu gehört. Ich fühle mich trotzdem sicher, weil ich weiß, dass unsere Beziehung dennoch stabil ist. Und ich möchte ehrlich gesagt die Letzte sein, die dann noch ein Drama veranstaltet. Eine Menge Gründe, warum diese Beziehungen so entspannt sind und mich entspannen lassen. Man fängt sich gegenseitig auf. Und ich möchte mittlerweile von echten Freundschaften sprechen. Wo man auch mal einen Abend gemeinsam auf der Couch oder in einer Bar verbringt und einfach nur redet. Ich fühle mich verstanden und aufgefangen. Ich glaube sogar, dass diese Freundschaften auch über die Beziehungen hinaus werden Bestand haben können. Weil es eben nicht nur um körperlichen Kontakt geht, der – nebenbei bemerkt – gerade etwas zu kurz kommt für meinen Geschmack. 😉
Was sagen mir diese Erkenntnisse und Erfahrungen nun am Ende? Sie bringen mich dazu, wieder über das Thema „Single-Status“ und Beziehungen im Allgemeinen nachzudenken. Natürlich ist eine monogame Beziehung etwas Tolles und Erstrebenswertes. Aber ist das in Zeiten wie heute und in einer Stadt wie Berlin überhaupt noch zeitgemäß? Ist das, was ich gerade lebe, ein „Zustand“, der vorbei geht, den man „heilen“ muss? Einer, der nur darauf zu begründen ist, dass ich meine gescheiterte Ehe noch verarbeiten muss?
Ich kann darauf keine Antwort geben, nicht jetzt. Ich kann nur immer versuchen, darauf zu achten, was sich für mich gut anfühlt. Und ich kann nur hoffen, dass es nicht dazu führt, dass ich vor „echten“ Beziehungen und damit meine ich die, bei denen man ein viel größeres Maß an Verantwortung für den anderen übernimmt, davon laufe.