Die Entscheidung ist gefallen. Die Rede ist von meinem Koch. Wir haben die Beziehung gelöst. Es tut weh…ich weiß gar nicht, ob ich das jetzt schon wieder ertragen kann. Was mir dabei am meisten weh tut, ist dass ich ihn verletzt habe. Ich hasse dieses Gefühl. So lange habe ich diese Entscheidung hinaus gezögert. Vielleicht weil ich innerlich hoffte, er könnte doch noch „der Eine“ sein und ich könnte mich voll und ganz auf diese Beziehung einlassen. Doch nach meiner Rückkehr aus Barcelona wurde es plötzlich total klar. Ich bin noch nicht soweit. Ich möchte weiter Single sein, muss es vielleicht auch erstmal noch… unabhängig sein und keine Verantwortung übernehmen. Ich habe mit all den Dingen, die die letzten Monate in meinem Leben passiert sind, noch nicht abgeschlossen. Zwar komme ich mittlerweile immer mehr klar, aber ich kann einfach noch nicht wieder in eine derartige Beziehung vertrauen. Vielleicht kann ich es nie?! Vielleicht ist es nicht „mein Ding“?! Vielleicht aber kreuzen sich unsere Wege später, zu einem „besseren“ Zeitpunkt noch einmal?! ich weiß es nicht.
Immerhin haben wir beschlossen, dass wir nicht gänzlich aus dem Leben des anderen verschwinden wollen, dennoch brauchen wir erstmal den nötigen Abstand, um alles in Ruhe zu verdauen.
Liebe löst sich nicht einfach auf. Sie bleibt noch eine Weile. Es ist eine Tatsache, dass ich auch meinen Ex-Mann immernoch irgendwie liebe. Und ich denke, auch meinen Koch werde ich noch eine Weile lieben. Es ist schwer zu wissen, dass ich nicht bei ihm bleiben kann. Ich würde gern, wenn ich könnte, wenn es nicht bedeuten würde, dass ich ihm weiter Schmerzen zufüge. Ja, ich hatte mich wirklich in ihn verliebt, mit dem ganzen Kribbeln im Bauch und was man eben so hat. Aber ich habe auch, impulsiv wie ich bin, Sachen gesagt, die verletzend waren, ohne es zu merken, ohne es zu wollen. Ja, Du hast verdammt viel für diese Beziehung getan und ich habe es nicht gesehen, vielleicht wollte ich es auch nicht sehen und unter den aktuellen Umständen hat es mir auch nicht gereicht. Ich war unsensibel, weil ich einfach viel zu sehr mit mir beschäftigt war. Und das hat mich gehemmt, auch etwas für dieses „wir“ zu tun. Es tut mir leid.
Aber zu jeder Beziehung gehören zwei Menschen. Auch sein Verhalten der letzten Wochen hat mich verletzt, was zu der ein oder anderen Kurzschlussreaktion führte. Und im Endeffekt hat keiner von uns den nötigen Schritt auf den anderen zugemacht. Auch er war nicht „perfekt“ und selbst, wenn ich meine Entscheidung anders hätte treffen können, wäre das nicht die einzig nötige Grundlage für das gewesen, was er gern mit mir gehabt hätte. Immer wenn wir beide zusammen waren, war es wundervoll. Wenn wir uns nicht sehen konnten, habe ich es als distanziert empfunden, was nicht zuletzt mit unserem komplett unterschiedlichen Alltag zu tun hatte. Ich mochte sein Leben, in das er mich mitnahm, aber es gab Punkte, wo es nicht zu meinem passte. Ich fühlte mich wie in zwei Welten. Es war ein spannendes, aufregendes Abenteuer, als würde man jedes Mal eine Party feiern. Aber kann sowas gut gehen? Es war zu viel für eine Freundschaft, doch anscheinend zu wenig für eine Beziehung. Das bestätigt auch seine Aussage, dass er in der Schweigezeit gemerkt habe, dass er auch ohne mich gut klar kommt.
Und wäre das alles nicht letzte Woche durch meine unpassende Bemerkung eskaliert, dann wäre es vielleicht eine oder zwei Wochen später dazu gekommen. Ich fürchte, die Legosteine haben vielleicht wirklich zu viele Kratzer bekommen (auch vorher schon), sie halten nicht mehr… kein Verkanten, sie fallen einfach auseinander… Kann man sowas reparieren? Keine Ahnung!
Und auch wenn alles weh tut… ich habe diese Entscheidung gut überdacht, die rosarote Brille habe ich abgesetzt… Denn mein langes Zögern, eine Entscheidung in die andere Richtung zu treffen, nämlich all den anderen Beziehungen zu entsagen, zeigt mir, dass es richtig war. Ich glaube, ich muss noch eine Weile allein bleiben, für mich selbst sorgen. So schmerzhaft sich alles gerade anfühlt, ich spüre zugleich auch Erleichterung.
Ich wünsche mir nur, dass ich den Schmerz von ihm hätte fern können. Es ist nicht, was er verdient. Erst mit all den Überlegungen und Gesprächen der letzten Tage, wurde mir klar, welche Auswirkungen mein Verhalten überhaupt hatte. Ich habe das Gefühl, ich muss irgendetwas sagen, was es wieder gut machen kann. Aber das ist unmöglich und es geht ja eigentlich auch gar nicht um Schuld. Die Entscheidung, diese Beziehung, so wie sie ist, zu beenden, war das einzige, was wir tun konnten, um uns vor weiterem Schmerz zu schützen. Immerhin bleibt so kein gebrochenes Herz zurück, sondern nur verbrannte Finger.
Ich wünsche ihm eine Beziehung, die zu ihm passt und die sich voll und ganz auf ihn einlassen kann. Denn genau das hat er verdient.
Ich wünsche mir wieder ein bisschen mehr Ruhe auf meinem Weg, um weiter daran zu arbeiten, mich erstmal selbst zu lieben. Dieses Wegstück kann ich nur allein gehen. Ich wünsche mir in solchen Situationen oft, man könnte sich die Wunden gegenseitig lecken. Aber das macht es nicht besser, im Gegenteil.
Die ersten Tage nach einer Trennung sind immer die schlimmsten, ich vermisse ihn. Ich bin dankbar für die Zeit, all die schönen Stunden, die Nächte in den Kreuzberger Kneipen, die Menschen, die ich durch ihn kennen lernen durfte, die nächtelangen Gespräche in meiner Küche, bei Wein, Bier und Zigarettenrauch. All das wird mir fehlen. Auch er hat dazu beigetragen, dass ich mich selbst besser kennengelernt habe, ein bisschen mehr zu meinem Ich gekommen bin. dafür bin ich dankbar. Wir haben ähnliche Erfahrungen teilen können, konnten zusammen lachen und weinen und versuchen, das was uns verletzte irgendwie zusammen zu verarbeiten. Auch unseren kleinen gemeinsamen Urlaub in Barcelona werde ich in guter Erinnerung behalten. Es war toll, so wie es war, ich möchte nichts davon missen. Und alles, was ich in dem Moment gefühlt habe, war echt. Dieses Auf und Ab begleitete uns von Anfang an. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und unseren kompletten WhatsApp Chat durchgelesen. Wo am Anfang noch viele Herzen und Liebesbekundungen waren, gab es irgendwann nur noch Ein-Wort-Nachrichten. Haben wir die gegenseitige Wertschätzung mit der Zeit verloren?
An manchen Tagen konnte ich mich in dieser Beziehung einfach nur fallen lassen und dann auch wieder nicht. Dann habe ich Fehler gesucht und mich wieder zurück gezogen. Trotzdem war er in den letzten vier Monaten, die mir eher wie Jahre vorkommen, ein Anker für mich. Er hinterlässt ein Loch, welches ich nun selbst versuchen muss zu füllen.
Wie sagte die Psychologin zu mir? Du bist jetzt gerade ein Tiger, du solltest dir einen Tiger suchen (oder einen Wolf?!). Er möchte ein Kätzchen sein, aber Tiger und Katzen vertragen sich nicht so gut.
Es bleibt (uns beiden) nur, nach vorn zu schauen. Nächstes Jahr sind wir wieder zum Festival verabredet. Dann sieht die Welt vielleicht schon anders aus.