Es sind mal wieder ein paar ereignisreiche Tage ins Land gegangen. Und eigentlich liegen noch zwei weitere Gedankenentwürfe für Beiträge hier rum – seit Wochen!
Aber die haben Zeit, denn sie verlieren nicht an Aktualität, bedürfen aber wesentlich mehr Gründlichkeit.
Und da es viel leichter ist aktuelle Gedanken, die mich beschäftigen, einfach runter zu schreiben, mache ich das erstmal bis ich die nötige Ruhe für die komplexeren Themen finde.
Ruhe ist auch gleich ein super Stichwort. Letzte Woche habe ich mir doch tatsächlich mal etwas Ruhe gegönnt. Keine Dates, kein Alkohol, viel Sport und gesunde Ernährung. Wow! Irgendwie hatte ich mir davon den Wow-Effekt wirklich erhofft. Ich kann nicht sagen, dass es schlecht war. Ich fühlte mich tatsächlich durch reichlich Salat und meinen freien Kopf etwas besser. Aber eigentlich war diese Ruhe die Hölle. Denn in Wirklichkeit, werden in solchen Phasen meine Gedanken extrem laut. Sie können sich plötzlich frei bewegen, sind nicht benebelt von Wein und Ablenkung wie Bestätigung in jeglicher Art und Weise (Ja, ich spreche von Männern). Und diesen Zustand kann ich wirklich nur sehr schwer aushalten. Ich hasse es, ins Bett zu gehen, weil dann all diese unangenehmen Gedanken, die ich wochenlang erfolgreich verdränge, plötzliche hoch kommen, sich in meinen Kopf hineindrängen und mich nicht schlafen lassen.
Ich war nie besonders gut darin, Dinge gleichmäßig zu verarbeiten. Ich rase immer eine ganze Zeit lang mit 200 über die Autobahn bis mir irgendwann der Sprit ausgeht, ich nicht mehr weiter kann und gezwungen bin eine Pause einzulegen.
Tja und dann fange ich wieder an nachzudenken… was dabei raus kommt, habe ich in meinem letzten Beitrag bereits niedergeschrieben.
Aber es gibt auch etwas Positives: die Erkenntnis lässt mich tatsächlich neu auftanken. Und so konnte ich in den letzten Tagen wieder Gas geben. Ich hatte ein aufregendes, emotionales, trinkreiches, lustiges und schlafloses Wochenende mit meinem Koch (ich nenne ihn jetzt hier einfach mal so).
Und schlaflos trifft es wirklich, wir machen gemeinsam (so ziemlich) immer die Nacht zum Tag. Und da wir uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind, macht es auch einfach verdammt viel Spaß. Auch wenn das vor dem Wochenende noch gar nicht danach aussah und wir beide berechtigter Weise Angst hatten, dass das was wir haben, viel zu schnell enden könnte. Das schöne an dieser Beziehung ist, dass wir beide uns so sein lassen, wie wir sind. Dass wir nicht darüber nachdenken, den anderen ändern zu wollen, sondern versuchen den Umgang mit gewissen Dingen „besser“ zu machen. Einfach ist es nicht. Besonders unsere Arbeitszeiten und unsere sehr unterschiedlichen Jobs (und damit auch Lebensstile) machen uns diese ganze Beziehungssache manchmal ziemlich schwer. Trotzdem wollen wir es und können nicht ohne einander.
Wir sind uns ähnlich, um nicht zu sagen ähnlich kaputt. Ich denke, dass wir uns deswegen auch so gut verstehen. Nach nur zwei Monaten (von 0 auf 100) können wir gemeinsam lachen, weinen, die Sau raus lassen und ganz nebenbei haben wir auch fantastischen Sex.
Er sagt, für ihn könnte es nur noch uns geben. Und das ist tatsächlich das schwerste Thema, was immer wieder im Raum steht. Er will nur mich. Er sagt, dass er sich bei mir endlich wieder fallen lassen kann, in mir endlich wieder eine Frau sieht, bei der er sein möchte, nur bei mir! Das ist wirklich alles wahnsinnig toll und es berührt mich, sehr! Trotzdem kann und will ich gerade nichts ändern. Ich bin jetzt nicht ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern und war auch schon Ewigkeiten nicht mehr bei OK Cupid und Co. unterwegs. Aber die Beziehungen, die ich habe, sind mir nach wie vor sehr wichtig, sie tun mir gut. Und es ist schwer genug, allen auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Die Tatsache, dass ich ihm nicht die Exklusivität bieten kann, die er sich wünscht, tut mir einerseits sehr leid, andererseits lässt sie mich auch ein wenig entspannen. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht auch mal eifersüchtig bin. Aber ich nehme es dadurch einfach lockerer. Und ich lerne mit der Zeit ein gewisses Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen. Ihn ernsthaft zu verletzen, könnte ich mir nicht verzeihen.
Und dann kommt mir manchmal der Gedanke: was ist wenn ich mich irgendwann entscheiden muss? Muss ich es wirklich? Oder werde ich spüren, wenn es sich einfach so ergibt…Monogamie? Keine Ahnung. Aber diesen Gedanken kann ich im Moment noch weit von mir weg schieben…denn ich habe alle Zeit der Welt. Und mit der Zeit wird sich zeigen, wo es hingeht…mit uns, mit allem.
Um noch einmal auf das Thema Ruhe zurück zu kommen: Am Wochenende hatte ich also wieder volle Granate Action. Ich habe tolle Leute kennen gelernt, witzige Gespräche geführt… Und am Sonntagabend kam sie dann wieder: die blöde, laute Ruhe. Ich habe sie zunächst mit Essen und Netflix bekämpft, doch als ich ins Bett ging, fingen die Gedanken in meinem Kopf wieder an laut zu schreien. Mein ganzer Körper kribbelte, ich schreckte alle paar Sekunden hoch , keine Chance mich zu beruhigen. Bis 3.30 Uhr lag ich also (halb)wach, schwitzte in der sommerlichen Nachthitze und ließ mich von Gedanken quälen. Worüber ich nachdenke? Einfach über alles! Die ganze Welt! Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
Doch was ist nun der Ausweg aus diesem Karussell? Brauche ich den überhaupt? Muss ich es anhalten?
Ich habe irgendwo mal den hilfreichen Satz gehört: Gedanken sind nur sowas wie alte Bekannte, sie kommen, sie sind kurz da und gehen wieder. Man muss sich gar nicht allzu sehr um sie kümmern. Ich muss sagen, dass ich diesen Ansatz sehr hilfreich finde. Das ist die Theorie, in Wirklichkeit kümmere ich mich sehr intensiv um diese alten Bekannten. Aber es wird besser. Wenn sich in meiner Ehe dieses Karussell anfing zu drehen endete das oft in einer Depression. Das ist jetzt nicht mehr so und das zeigt mir, dass ich mittlerweile schon einen Schritt weiter bin.
All diese Gedanken zum Thema „Laute Ruhe“ beschäftigen mich schon seit vielen Jahren, wenn nicht sogar mein ganzes Leben lang. Sie sind noch lange nicht zu Ende gedacht. Also sucht hier nicht nach dem Fazit oder einer Erkenntnis. Wie sagt man so schön: To be continued…